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Ein Zisterzienser in Kamenz

Pater Johannes Müller ist neuer Pfarrer der Kirchgemeinde St. Maria Magdalena. Sie steht wie andere vor einem Umbruch.

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© Matthias Schumann

Von Frank Oehl

Kamenz. Seit 1. Mai steht Pater Johannes Müller der römisch-katholischen Pfarrgemeinde St. Maria Magdalena in Kamenz vor. Der neue Pfarrer trägt im Titel ein „OCist“. Das „ordo cisterciensis“ weist ihn als Mitglied des Ordens der Zisterzienser aus. Der 1964 in Paderborn geborene Katholik war bereits mit 19 Jahren, noch vor dem Abitur, Mönch geworden. „Ich war in der Tat noch reichlich jung für eine solche Entscheidung. Weil sie nicht nur auf den gewählten Beruf gemünzt war, sondern auf eine besondere Lebensform.“ Bereut hat er sie nicht. Und sie hat ihn letztlich auch nach Kamenz geführt, aber das ist eine längere Lebensgeschichte, die hier nur in Stichpunkten erzählt werden soll.

Nach der Priesterweihe 1992 studierte er noch einmal an der Benediktinerhochschule Sant’Anselmo in Rom. Danach übernahm Johannes Müller ordensinterne Aufgaben – vor allem in der Krankenhausseelsorge. Es folgten Pfarrerstellen in Laufeld und Manderscheid. Und schließlich wurde Pater Johannes am 1. Oktober 2014 zum Abt des Klosters Himmerod in der Eifel gewählt – zum 56. in der Gesamtzählung einer 900-jährigen Klostergeschichte, die freilich nicht kontinuierlich verlief. Es gab eine längere Unterbrechung, die vor allem einen weltlich-politischen Grund hatte: die französische Revolution.

Umso schmerzlicher war das endgültige Aus der Abtei Immerod nur drei Jahre später, das allein in Ordensinterna begründet liegt. Das zuständige Kongregationskapitel hob das Kloster endgültig auf, weil es wirtschaftlich nicht mehr zu betreiben war. Die letzten fünf Mönche gingen in andere Klöster. Und Pater Johannes übernahm gemeinsam mit dem Trierer Domkapitular für einige Monate quasi die Abwicklung der Abtei. Danach stand der 53-Jährige vor einer weiteren Weichenstellung seines Lebens. Er hat sie mit beeinflusst.

Nähe zu Kloster gesucht

„Ich wollte gern wieder als Pfarrer arbeiten, aber möglichst in der Nähe eines Zisterzienserinnenklosters.“ So kam er nach Sachsen, wo es mit St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau (seit 1248) und mit St. Marienthal in Ostritz (seit 1234) zwei der wenigen Klöster des Ordens gibt, die seit ihrer Gründung ununterbrochen bestehen. „Da haben auch viele glückliche Umstände mit hineingespielt. Vor allem der Schutz durch die böhmische Standesherrschaft.“

Eigentlich sollte Pater Johannes bereits am 1. Januar neuer Pfarrer in Kamenz werden, aber das verzögerte sich. So war er zunächst in Gera tätig. Mit dem endgültigen Wechsel von Pfarrer Steffen Börner nach Löbau, der wohnungsmäßig sogar noch ansteht, hat der Zisterzienser nun die Kirchgemeinde St. Maria Magdalena übernommen. Und im Grunde nicht nur sie. Schließlich wird jetzt in einem Pastoralteam auch die St. Benno in Bischofswerda und die St. Laurentius in Radeberg geführt.

Leiter der „Verantwortungsgemeinschaft“ ist Pater Johannes, ihm zur Seite stehen die Pfarrer Dariusz Frydrych und Christoph Eichler sowie Elisabeth Lukasch und René Prochotta als Gemeindereferenten.

Doppelter Erkundungsprozess

Auch aus demografischen Gründen werden im Bistum neue Pfarreien gebildet, bis Mai 2019 verschmelzen an Schwarzer Elster und Röder also drei zu einer. Gegenwärtig diskutieren die Pfarrgemeinderäte, die auch zum Hauptsitz der neuen Pfarrei und zu einem neuen Patronat Vorschläge unterbreiten können. „Der Rückgang hauptamtlicher Ressourcen ist kein leichter Prozess, aber mich freut, dass er hier mit großer Sachlichkeit begleitet wird.“ Im Moment könne man den Prozess im Namen der 4 300 Kirchenglieder (1 900 in Kamenz, je 1 200 in Bischofswerda und Radeberg) noch aktiv gestalten, sagt Pater Johannes – „in zehn Jahren aber nur noch aus der Not heraus“.

Mit seiner neuen Funktion hat sich Pater Johannes also auf einen doppelten Erkundungsprozess begeben. Er lernt neue Kirchgemeinden kennen, um sie gleich zusammenzuführen. Die gute Aufnahme, die er zunächst in Kamenz erfahren hat, mache es ihm bisher nicht schwer. „Ich freue mich, dass mir hier so viele Türen und Herzen geöffnet wurden.“ Er habe in seiner neuen Wahlheimat viele aktive Gläubige erlebt und eine große Offenheit, die man nicht überall so vorfinde. „Das stimmt mich für die Zukunft sehr positiv.“