Von Dieter Hanke
Als bei Silke Erler aus Nossen Brustkrebs diagnostiziert wurde, brach für sie eine Welt zusammen. In der Elblandklinik Meißen wurde sie 2005 operiert. Anschließend Chemo- und Strahlentherapie. „Es war eine furchtbare Zeit. Ich hoffe, dass nun alles überwunden ist“, sagt die 38-Jährige. Wenn sie zu den Kontrolluntersuchungen fährt, ist ihr bange.
Ängste plagen sie auch, ob bei ihr eine seltene Fettstoffwechselkrankheit ausbricht. Anzeichen gab es schon. Auch ihre größere Schwester leidet an dieser Krankheit. Die Nebenwirkungen durch die Einnahme von Medikamenten gehen an Silke Erler auch nicht spurlos vorüber. „Da muss ich durch, ich werde es schon schaffen“, sagt die Facharbeiterin für Textiltechnik.
Durch ihre Krebserkrankung ist die gebürtige Nossenerin 80 Prozent erwerbsgemindert und bekam einen Behindertenausweis.
Antrag oberflächlich geprüft
Enttäuscht ist sie von der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland, Regionalzentrum Döbeln. Diese hatte kürzlich ihren Antrag auf Erwerbsminderungsrente abgelehnt. „Die Prüfung war oberflächlich, vom Schreibtisch aus gemacht“, sagt sie. Sie soll noch mindestens sechs Stunden täglich arbeiten. „Die Ärzte sagen mir aber etwas anderes“, so die junge Frau. Es würden nur Paragraphen zählen, der Mensch spiele keine Rolle. „Wenn der Krebs wieder zuschlägt, könnte es vielleicht ein wenig Geld geben. Wie unmenschlich“, sagt sie. Mittlerweile ist sie in Widerspruch gegangen.
Halt gibt ihr in dieser schweren Zeit ihre Familie. Ihr Mann ist Heizungsbauer, sie hat drei Söhne. David der älteste ist 16 und besucht die zehnte Klasse. Rick ist acht Jahre alt und lernt in der Grundschule. Der Jüngste, der fünfjährige John, geht in den Kindergarten. „Mein Mann und die Kinder unterstützen mich sehr. Das gibt mir Kraft“, sagt sie.
Seit 2005 ist die junge Frau arbeitslos, bekommt seit kurzer Zeit ArbeitslosengeldII. Vorher war sie etliche Jahre als Reinigungskraft in der Nossener Kindertagesstätte für einige Stunden tätig.„Große Sprünge können wir nicht machen. Miete, Versicherungen, Fahrgeld, Kindergarten-Beiträge und anderes lassen vom Gehalt ihres Mannes kaum was übrig. „Vier- bis fünfhundert Euro bleiben da monatlich für die Familie zum Leben“, sagt sie.
In den Supermärkten sucht Silke Erler nach Schnäppchen. 2007 sparten sie sich einen einwöchigen Urlaub im Harz zusammen. „Der hat uns allen gut getan. Aber Urlaubsreisen können wir uns sonst nicht leisten“, sagt sie. So bleiben nur Spaziergänge in den Zellwald oder in das Muldental. Der kleine Garten am Rodigt schafft ebenfalls ein wenig Abwechslung.
Für John würde Silke Erler gern ein Fahrrad kaufen. Der große Wäschetrockner ist defekt, und neue Jacken und Hosen für die Familie sind auch nötig. „Mein Mann möchte gern mal wieder das Auto voll tanken“, sagt sie. Er braucht den in die Jahre gekommenen Ford für die Arbeit. Abgezahlt muss der Wagen auch noch. An die 100Euro sind das im Monat.
„Vielleicht klappt es mal mit einem Ein-Euro-Job. Zu Hause sitzen und Grübeln – davon wird die Situation auch nicht besser“, sagt sie. Im Landratsamt will sie ihr Anliegen vorbringen.
Aktion Lichtblick wird dieser Nossener Familie helfen. Ihr schwerer Alltag soll etwas erleichtert werden.