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Eine Primadonna aus Kamenz

Steffi Lehmann stammt aus Biehla. Die Sopranistin übernimmt die Königinnen-Partien an der Staatsoperette Dresden.

Von Frank Oehl
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Opernsängerin Steffi Lehmann wurde in Räckelwitz geboren und wuchs in Biehla bei Kamenz auf. Das Dorf ist seit Januar ein Ortsteil der Lessingstadt. Das Elternhaus ist nun nicht mehr in der „Bergstraße“ verortet, sondern in der „Bergallee“. Die Bewohner k
Opernsängerin Steffi Lehmann wurde in Räckelwitz geboren und wuchs in Biehla bei Kamenz auf. Das Dorf ist seit Januar ein Ortsteil der Lessingstadt. Das Elternhaus ist nun nicht mehr in der „Bergstraße“ verortet, sondern in der „Bergallee“. Die Bewohner k © PR/FRank Türpel

Kamenz. Schon im Kindergarten wusste sie genau, was sie einmal werden würde: Sängerin. Und da gibt es als Beleg sogar eine Kinderzeichnung von ihr aus der 1. Klasse: Ein Mädchen mit langen blonden Haaren und einer riesigen goldenen Krone steht hinter einem Mikrofon. Ein erstaunliches Selbstbildnis von geradezu prophetischem Ausmaß. Im Sommer wird Steffi Lehmann nämlich die neue Primadonna der Staatsoperette Dresden. Am Mittwoch hatte die neue Intendanz den Medien ihre Pläne für die nächsten Jahre präsentiert (SZ vom 7. März. Seite 7) – und nun ist auch diese Personalie offiziell. Es sind die sogenannten „Königinnen-Partien“, die Steffi Lehmann übernimmt. Die Krone passt also.

Für die 34-Jährige erfüllen sich damit gleich zwei Träume. Zum einen wollte sie immer an einem großen Haus singen, zum anderen stand Dresden, also die erweiterte Heimat, stets auf der Wunschliste ganz weit oben. „Dass dies jetzt klappt, macht mich wirklich glücklich.“ 15 Jahre lang hat die junge Sängerin mit ihrem Mann Martin, der als lyrischer Tenor ebenfalls Profisänger ist, von Leipzig aus die Bühnen der Welt erobert. Sogar schon während des Studiums an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ wurde sie mehrfach mit Preisen in Gesangswettbewerben oder Stipendien geehrt. Und nun steht tatsächlich ein Umzug an. Bereits im Mai werden die Kisten gepackt. Eine schöne Wohnung mitten im Zentrum von Dresden-Neustadt haben die Eheleute bereits gefunden.

Lessinggymnasium besucht

Es ist eine Rückkehr in die Heimat. Viele in und um Kamenz erinnern sich gern und oft an Steffi Lehmann, die hier schon als Lessinggymnasiastin immer wieder für Staunen und Beifall gesorgt hatte. Zum Beispiel mit Solopartien im Schulchor, bei erfolgreichen Teilnahmen an Wettbewerben von „Jugend musiziert“ oder später bei Aufführungen der Kamenzer Kantorei. Und ihre ganz erstaunliche Karriere als Sängerin – auch in der zeitgenössischen Musik – wurde daheim stets mit Interesse verfolgt.

Jetzt also beginnt ein ganz neuer Abschnitt, der auch eine besondere Herausforderung darstellt. Schon das Vorsingen auf die Primadonnen-Stelle im Oktober sei ein großes Erlebnis gewesen. Dutzende Sängerinnen hatten sich beworben, vor allem die starken Referenzen, der gereifte Sopran und die sehr gute Bühnenpräsenz dürften den Ausschlag für die gebürtige Räckelwitzerin gegeben haben. „Natürlich werden ja auch schauspielerische Fähigkeiten erwartet“, sagt Steffi Lehmann. Sie kann und wird nun solche bekannten Hauptrollen wie die Csárdás-Fürstin oder die lustige Witwe übernehmen.

Im Kulturkraftwerk gleich wohl gefühlt

Die Proben für die neue Theatersaison an der Staatsoperette Dresden beginnen am 1. Juli, und danach wird es zügig ernst. Bereits in der ersten Premiere am 7. September wird Steffi Lehmann singen. Es ist ein Revue-Programm unter dem Titel „Hier und jetzt und himmelblau“, das einerseits Broadway-Atmosphäre nach Dresden bringen soll und gleichzeitig das erneuerte Ensemble vorstellt. „Ich habe ein großartiges Team gefunden und freue mich wahnsinnig auf die gemeinsame Arbeit.“ Und Steffi Lehmann lobt auch das Ambiente im Kulturkraftwerk, mit dem mancher Stammgast der Operette immer noch etwas fremdeln soll, wie man hier und da hört. „Ich habe mich dort sofort wohlgefühlt“, sagt die junge Frau, die ja gerade auch für eine neue Theatergeneration steht. Was die Erfolgstraditionen Dresdner Opern- und Operettenkunst natürlich einschließt. Aber gerade auch die modernen technischen Rahmenbedingungen im Kraftwerk seien großartig, sagt Steffi Lehmann.

Neben ihrem festen Engagement wird die Sopranistin auch weiterhin Parts bei anderen übernehmen. Das ist vertraglich gewünscht, weil es ja auch positiv auf die Staatsoperette ausstrahlen kann. So wird sie im Sommer mit ihren Mann Martin in Lviv in der Ukraine zum Beispiel in Robert Schumanns symphonischen Oratorium „Das Paradies und die Peri“ mitwirken. „Das ist ein starkes, sehr anspruchsvolles Werk, das viel zu wenig bekannt ist“, sagt die 34-Jährige. Die damit auch auf einen anderen Erfolgsaspekt in Sachen Profikunst verweist. Man sollte nicht nur das Talent, immensen Probenfleiß und den festen Willen einer Primadonna haben – sondern immer wieder auch für Neues offen sein ...

www.steffilehmann.de

Karriere-Stationen von Steffi Lehmann

Bereits 2008 errang die Sopranistin den 1. Preis beim Gesangswettbewerb der Deutschen Mozartgesellschaft.

2009 erhielt sie ein Stipendium des Richard-Wagner-Verbandes für die Bayreuther Festspiele.

Ihr erstes Festengagement führte sie an die Oper Bremen. 2012 erhielt sie in Bremen den renommierten Kurt-Hübner-Preis.

2013 wechselte sie an das deutsche Nationaltheater Weimar, wo sie viele Parts übernahm – unter anderen die Musetta in La Bohéme von Puccini.

Seit 2017 war sie freiberuflich tätig und gastierte an führenden Opernhäusern im In- und Ausland. Sie arbeitete dabei erfolgreich mit international bekannten Regisseuren.

Konzertreisen führten sie z.B. nach Lviv (Ukraine) oder an die Tchaikowsky Concert Hall nach Moskau.

Erst im Januar 2019 hatte Steffi Lehmann ihr Hausdebüt an der Staatsoper Prag – in der modernen Zwanziger-Jahre Oper „Jonny spielt auf“ von Ernst Krenek. 

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