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Eine Sammelleidenschaft mit besonderer Marke

Ein Ebersbacher besitzt Tausende Schätze zur Postgeschichte. In der „Alten Mangel“ stellt er sie am Sonntag aus.

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© SZ Thomas Knorr

Von Romy Kühr

Roland Hofmann wird am Sonntag Geld verteilen. Lauter kleine flache, kupferfarbene Reichsgroschen-Münzen wird er an die Besucher seiner Ausstellung historischer Postkarten ausgeben. Damit will er dafür sorgen, dass das Herzstück seiner Sammlung heil bleibt: der historische Postkartenautomat.

Denn das schwere gusseiserne Museumsstück aus der Zeit um 1900  verträgt sich nicht mit heutigem Geld. „Für moderne Münzen ist der Einwurfschlitz zu klein“, erklärt Sammler Roland Hofmann. „Wenn die Leute versuchen, neues Geld reinzustecken, geht die Mechanik kaputt.“ Und das wäre schade, denn der Automat funktioniert noch tadellos. Das ist eine Seltenheit, sagt Roland Hofmann. Früher gehörten solche Automaten zum Ortsbild, heute sind nur noch wenige in den Händen von Liebhabern und Sammlern erhalten. Roland Hofmann hat seinen selbst wieder in Gang gebracht.

Vor 40 Jahren begann er Ansichtskarten und allerhand anderes rund um die Postgeschichte zu sammeln. Seine Sammelleidenschaft begann mit einer alten Karte, die er als Kind auf Opas Dachboden fand, erzählt der 47-Jährige. Heute findet Hofmann seine Stücke auf Sammlerbörsen weltweit. Frankreich, England, Kanada und die USA seien Länder, in denen viele Postkarten gesammelt werden, berichtet Hofmann. Sogar im Ausland hat er schon Karten aus der Oberlausitz und Nordböhmen aufgestöbert. Auf diese beiden Regionen hat er sich spezialisiert. Hofmann sammelt Exemplare von den Anfängen der bebilderten Postkarte um 1890 bis in die 1960er Jahre. Mittlerweile hat er sich so viel Wissen angeeignet, dass er historische Karten selbst schätzen kann. Besonders wertvoll sind sie, wenn sie gelaufen sind, also Poststempel und Marke haben und auf dem Postweg waren, erklärt der Sammler. Zu seiner Ausstellung am Sonntag bietet er Besuchern an, Karten mitzubringen, die er schätzt.

Die Sammlung von Roland Hofmann zeigt aber viel mehr als Postkarten. Sie ist gleichzeitig ein Stück bebilderte Geschichte. So sind historische Ansichten von Orten aus der Region zu sehen, die es so heute gar nicht mehr gibt. Gebäude wurden abgerissen, umgebaut oder sind verfallen. „Man kann anhand der Bilder sehr schön sehen, wie sich ganze Ortsansichten verändert haben“, sagt Roland Hofmann. Auch deshalb begeistert er sich für das Sammeln der historischen Schätze aus Papier. Einige Hundert Karten besitzt er zum Beispiel allein von der Stadt Löbau. Selbst über die lokale Wirtschaft geben die Karten Aufschluss. So ist auf jeder die Druckerei vermerkt, die sie hergestellt hat. Die Sammlung zeigt, dass es einige Druckereien in der Oberlausitz gab. Außerdem, weiß Hofmann, waren viele Menschen in der Postkartenindustrie beschäftigt, weil die Karten illustriert werden mussten. „Postkartenmaler war ein angesehener Berufszweig, schließlich ist jedes Bild ein kleines Kunstwerk.“

Insgesamt besitzt der Ebersbacher ein paar Tausend Karten. Eine Auswahl von 200 ist Sonntag in der „Alten Mangel“ zu sehen, viele davon mit Motiven aus Ebersbach-Neugersdorf. Auch aufgrund der historischen Bilder glaubt Hofmann mit der Schau viele zu begeistern. Das hat er vor drei Jahren schon ausprobiert und zum Tag des offenen Umgebindehauses in seinem eigenen Haus eine Ausstellung zusammengestellt. „Das Haus ist aus allen Nähten geplatzt“, erinnert er sich. Schon früh um sieben hätten Leute geklingelt und wollten die Postkarten sehen, erzählt Hofmann, der als Versicherungsmakler arbeitet.

Der Renner wird aber am Sonntag der Postkartenautomat sein, an dem Besucher tatsächlich eine Karte mit historischem Motiv ziehen können – aber erst, nachdem der Groschen gefallen ist.

Ausstellung historischer Ansichtskarten, Sonntag, 8. Dezember, 10 bis 17 Uhr, „Alte Mangel“ Ebersbach