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Nach 100 Jahren endlich duschen

Das Gerätehaus der Reinsdorfer Feuerwehr wird saniert. Dann gibt es dreimal so viel Platz. Und nicht nur das.

Von Cathrin Reichelt
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Beim Reinsdorfer Ortswehrleiter Sven Hempel (li.) und dem Vorsitzenden des Feuerwehrvereins Dennis Zimmermann ist die Freude groß. Knapp hundert Jahre nach der Gründung der Reinsdorfer Feuerwehr gibt es im Gerätehaus zum ersten Mal Duschen.
Beim Reinsdorfer Ortswehrleiter Sven Hempel (li.) und dem Vorsitzenden des Feuerwehrvereins Dennis Zimmermann ist die Freude groß. Knapp hundert Jahre nach der Gründung der Reinsdorfer Feuerwehr gibt es im Gerätehaus zum ersten Mal Duschen. © Dietmar Thomas

Reinsdorf. Von außen scheint das Reinsdorfer Gerätehaus unverändert zu sein. Aber innen hat sich in den vergangenen drei Monaten schon einiges getan.

Die alte Fahrzeughalle hat eine neue Beleuchtung erhalten. Die gewendelte Treppe, deren obere Stufen viel zu schmal und dadurch für ein Gerätehaus nicht zulässig waren, ist verschwunden. Sie wurde durch eine normale gerade Treppe mit Podest ersetzt. Dadurch werden künftig „Fehltritte“ der Kameraden vermieden, wenn sie aus dem Schulungsraum kommen. Oder besser, aus dem ehemaligen Schulungsraum.

Denn der wird zum Umkleideraum umfunktioniert. Die elektrischen Leitungen sind verlegt, die Wände gestrichen und die Anschlüsse für die Stiefelheizung installiert. Diese ist für 24 Kameraden geplant. 22 Aktive gehören derzeit zur Reinsdorfer Ortswehr. Die Anschaffung von Spinden aus Drahtgitter werde derzeit geprüft. Sie sollen, wie die Stiefelheizung, entlang der Wände platziert werden. „In der Mitte des Raumes sollen Garderobenbänke aufgestellt werden, damit sich die Kameraden beim Umziehen auch mal setzen und ihre private Kleidung ordentlich verstauen können“, sagt Ortswehrleiter Sven Hempel.

Viel zu eng zum Umziehen

Der neue Umkleideraum ist mit reichlich 34 Quadratmetern genau drei Mal so groß wie der derzeitige. In dem nur rund elf Quadratmeter kleinen Raum behindern sich die Feuerwehrleute beim Umziehen oft gegenseitig. Dort gibt es keine Sitzmöglichkeit und die Einsatzkleidung hängt dicht an dicht. Der Abstand zwischen den Haken beträgt nur 33 Zentimeter. Im neuen Umkleideraum sollen es mindestens 50 Zentimeter sein.

Ist die neue Umkleide fertig, wird auch die alte saniert – einschließlich des benachbarten kleinen, schon fast historisch anmutenden Sanitärraumes. Beides wird für vier Feuerwehrfrauen eingerichtet. Eine Anwärterin gibt es bereits.

Ganz besonders freuen sich die Reinsdorfer Kameraden über den neuen Sanitärraum, der kurz vor der Fertigstellung steht. Seit der Gründung der Feuerwehr am 2. Juni 1922 haben sie dann zum ersten Mal die Möglichkeit, nach einem Einsatz oder Dienst, zu duschen. Bisher gibt es nur zwei Waschbecken.

„Weil das Haus unter Denkmalschutz steht, werden die Innentüren aufgearbeitet“, so der Ortswehrleiter. Zurzeit hat er kein Büro. Auch Küche und Schulungsraum fehlen. Sie sollen in der oberen Etage eingerichtet werden, die später auch die Dorfgemeinschaft für Veranstaltungen nutzen kann. Eine der beiden Wohnungen, die sich dort befinden, ist allerdings noch bewohnt. Möglichst zeitnah nach dem Umzug soll der Umbau oben weitergehen. „Ich hoffe, noch in diesem Jahr“, so Sven Hempel. Immerhin wurde Ende Juli im Gerätehaus eine Telefondose gesetzt, so dass es dort jetzt einen Internetanschluss gibt.

Die Reinsdorfer ist eine junge und gut ausgebildete Truppe. 14 Feuerwehrleute sind jünger als 40 Jahre. Dazu kommen ein Anwärter und die künftige Feuerwehrfrau. Es gibt neun Atemschutzgeräteträger. „Der älteste ist 38“, sagt der Ortswehrleiter. Im Durchschnitt seien in den vergangenen drei Jahren pro Jahr jeweils zwei neue Kameraden dazugekommen. Allerdings habe das Fahrzeug der Reinsdorfer nur sechs Plätze. „Es wäre schön, wenn wir noch ein Mehrzweckfahrzeug dazubekämen.“

Notfall-Staffel im Aufbau

Das benötigen die Kameraden nicht nur, um zum Einsatzort zu gelangen, sondern künftig auch für den Transport spezieller Geräte. Denn sie bauen seit zwei Jahren eine sogenannte Atemschutz-Notfall-Trainierte-Staffel (A.N.T.S.) auf. Das sind Feuerwehrleute, die ihren Kameraden zu Hilfe kommen, die bei einem Einsatz unter Atemschutz in Not geraten sind. 

Dabei nutzen sie 300-Liter-Atemluftflaschen, mit denen sie bis zu einer Stunde arbeiten können. „In diesem Jahr haben wir eine Notfalltasche mit Maske und großer Flasche bekommen“, sagt der Vorsitzende des Feuerwehrvereins Dennis Zimmermann. Die helfe bei den Übungen sehr. Die Reinsdorfer seien auch schon zum Erfahrungsaustausch in Lunzenau gewesen. Die dortige und die Feuerwehr in Elsdorf sind bisher die einzigen in Mittelsachsen mit einer solchen Notfall-Staffel.