Endspurt bei der Sanierung des Viadukts

Von Jost Schmidtchen
Bad Muskau. Eingerüstet ist das Viadukt im Fürst-Pückler-Park. Dennoch ist der Zugang zum Park frei. Gearbeitet wird derzeit im Inneren. Das Viadukt ist ein ummauertes Gewölbe und innen hohl. Über mehr als 100 Jahre war niemand mehr darin. TAGEBLATT schaute sich im und am Viadukt um, begleitet von Dr. Renata Stachanczyk, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Nationalen Instituts für Denkmalpflege in Warschau und dort als Projektmanagerin für den Muskauer Park zuständig.
Frau Dr. Stachanczyk, die europäische Förderperiode SA-PL 2014-2020 geht ihrem Ende entgegen. Das Viadukt am Herrenberg gilt bezüglich des Muskauer Parks als ein Hauptprojekt dieser Förderperiode. Dort sind noch Handwerker zugange. Beunruhigt Sie das?
Das beunruhigt mich überhaupt nicht. Die Arbeiten werden voraussichtlich Ende April abgeschlossen. Es geht beim Viadukt keinesfalls, wie von einigen angenommen, um eine Sanierung in Gänze, sondern um die Sanierung von Schwachstellen mit dem Ziel der historischen Wiederherstellung und des Erhalts. Dazu sind die Arbeiten an der Fassade zu beiden Seiten fast fertig.
Wie ist der aktuelle Baustand?
Derzeit sind die Handwerker mit der Innensanierung der Hohlräume befasst. Wir haben das Viadukt an der südöstlichen Seite geöffnet, um in ihn überhaupt hineingelangen zu können. Das Viadukt am Herrenberg ist so etwas wie „unterkellert“, wenn ich das zum Allgemeinverständnis einmal so sagen darf. Mit anderen Worten: Das äußere Mauerwerk ist von Süden nach Norden von einem durchgehenden Hohlraum geprägt. Dieser Hohlraum wird gegenwärtig gegen Einsturzgefahr gesichert, und das ebenfalls wieder für viele Jahrzehnte. Dazu wird das Gewölbe oberhalb in den Rundbögen abgestützt und neu vermauert und verfugt. Somit bleibt die Brückenkonstruktion in ihrem historischen Zustand erhalten, wenn auch von außen nicht sichtbar. Saniert wurde auch das historische Be- und Entlüftungssystem des Gewölbes.
Außen ist auch noch alles Baustelle. Was gibt es da noch zu tun?
Die Mauerwerksanierung auf beiden Seiten des Viadukts ist abgeschlossen. Hier gab es Schäden durch witterungsbedingten Mauerwerksverfall, und das Alter der Brücke trug dazu freilich auch bei. Alles ist wieder nach den historischen Unterlagen hergestellt. Die Standsicherheit der oberen seitlichen Viaduktwände wird zuletzt mit der Verfüllung der Plattform und der Wiederherstellung des Überquerungsweges für die Spaziergänger gewährleistet.
Traten bei der Sanierung auch Bauverzögerungen ein?
Ja, und zwar durch Neuentdeckungen von unbekannten Schäden am Bauwerk, die natürlich zu beheben waren. Auf den Endtermin haben sie aber keinen Einfluss.
Gibt es schon einen Termin zur festlichen Übergabe des Viadukts?
Ja. Mit einer Festveranstaltung wird das EU-Förderprojekt am 8. Juni beendet. Damit verbunden ist ein Volksfest mit einem Pflanzen- und Produktenmarkt, Musik und Spielen für die Kinder. Mit der Übergabe wird zugleich die europäische Förderperiode SA-PL 2014-2020, den Fürst-Pückler-Park betreffend, beendet.
Kleine Rückschau: An welche großen Projekte seit 2007 erinnern Sie sich?
Projekte haben wir viele realisiert, aber aus unterschiedlichen Förderungen. 2011 war die Einweihung der Englischen Brücke, das Geld kam von der Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“. Aus Mitteln des Nationalen Instituts für Denkmalpflege Warschau (NID) sicherten wir die Fundamente des „Englischen Hauses“ und errichteten den historischen Musikpavillon daneben. Am 9. Dezember 2011 folgte die Übergabe der sanierten Arkadenbrücke, die war ein Förderprojekt der EU. Ein weiterer Meilenstein war die Wiederherstellung vom „Grab des Unbekannten“. Auch hierfür standen EU-Fördermittel bereit.
Mit Mitteln der EU gab es viele Forschungen, die Außenstehende kaum wahrnahmen. Aber sie waren umfangreich und wohl auch notwendig. Worum handelte es sich dabei?
Einmal um archäologische Forschungen nach Relikten (Fundamenten) alter Parkbebauung. Aus alten Risskarten des Parks waren die ungefähren Standorte bekannt. Dendrologische Forschungen galten den einstigen Zierpflanzen im Bereich der Baumschulen, den Obstbäumen selbst und der Pflege der Obstbäume. Fündig wurden wir besonders zu den ehemaligen Gebäuden der Baumschulen. Auch zu derer einstigen Umzäunung.
Die wurde 2013/2014 komplett erneuert. Nach welchen Gesichtspunkten ist das geschehen?
Selbstverständlich originalgetreu nach Pücklers Zeiten. Die alten Granitsäulen, sofern wir sie noch fanden, wurden geborgen und museal eingelagert. Die neuen sind originalgetreu nachgebildet, fast 500 Stück wurden gefertigt. Die Zaunerneuerung wurde auch aus EU-Fördermitteln bezahlt.
Wie viel Geld floss in der Förderperiode 2014-2020 seitens der EU in den polnischen Teil des Fürst-Pückler-Parks?
In Summe rund 600 000 Euro. Etwa 350 000 Euro in die Sanierung des Viadukts, weitere 250 000 Euro in Forschungen, Baumpflege und in das Apfelbaumfest.
Die Feste auf polnischer Seite des Parks sind ja auch bei den deutschen Bürgern beliebt und werden gern besucht. Wie steht es darum 2019?
Recht gut. Das Parkfest am letzten Maiwochenende wird seit seinem Bestehen aus Mitteln des NID finanziert, das Apfelbaumfest seit 2017 aus der EU-Förderung. Die Einweihung des Viadukts können wir nicht mit einem Apfelbaumfest feiern, weil es da noch keine frischen Äpfel gibt. Aber die Einweihung des Viadukts, die wird es geben, und dazu sind schon heute alle herzlich eingeladen.