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Erdgasleitung durch Bach geschoben

Die Bauarbeiten an Eugal schreiten voran. Bevor die Leitung komplett versenkt wird, geht es durch Bäche, Straßen und Gleise.

Von Peggy Zill
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Viel Aufwand für einen kleinen Bach: Unweit der Bahnstrecke in Neusörnewitz muss die Eugal Erdgasleitung unter dem Gabenreichbach durch. Das passiert mit einem überdimensionalen Presslufthammer, der am Ende des Rohrs befestigt ist.
Viel Aufwand für einen kleinen Bach: Unweit der Bahnstrecke in Neusörnewitz muss die Eugal Erdgasleitung unter dem Gabenreichbach durch. Das passiert mit einem überdimensionalen Presslufthammer, der am Ende des Rohrs befestigt ist. © Norbert Millauer

Coswig. Der Bauleiter gibt das Startzeichen und die Rakete legt los. Laute Hämmerschläge, der Boden bebt. Immer schneller wird der Takt. Zentimeter für Zentimeter verschwindet das riesige Rohr im Erdreich. Etwa eine Stunde wird es dauern, bis es auf der anderen Seite angekommen ist.

Wieder ein Hindernis geschafft. In diesem Fall ist es der kleine Gabenreichbach: kaum zwei Meter breit und – wenn er denn Wasser führt – nur wenige Zentimeter tief. Für die riesigen Rohre der Erdgastrasse Eugal ist er dennoch ein Hindernis. Wie Straßen oder Bahngleise. Die Leitung muss unten durch. Zwei Möglichkeiten gibt es: Bohren, wie unter der A 4 bei Wilsdruff, oder Durchschlagen.

Am Gabenreichbach hat man sich für Letzteres entschieden. Viel Vorbereitung ist dafür nötig. Neben dem Bach klafft ein fünf Meter tiefer und etwa 20 Meter langer Graben. Aus Bohrlöchern wird das Grundwasser abgepumpt, damit der Graben trocken bleibt. Auf dem Boden liegt, eingebettet in Sand, das Rohr bereit, das durch den Bach gedrückt werden soll. Das übernimmt die sogenannte Rakete. Ein überdimensionaler, mehrere Tonnen schwerer Presslufthammer, der am Ende des Rohrs befestigt wird. Zwei Kompressoren, angeliefert aus den Niederlanden, erzeugen die nötige Druckluft für die Rakete.

Ziemlich viel Aufwand für einen so kleinen Bach. „Wir hätten auch offen kreuzen können, aber das hier ist ein Naturschutzgebiet“, sagt Bauleiter Klaus Tronnier. „Die offene Verlegeweise ist die einfachste, schnellste und kostengünstigste“, ergänzt Reemt Bernert, Pressesprecher der Gascade Gastransport GmbH, die Eugal baut. Insgesamt ist die Ferngasleitung 480 Kilometer lang und verläuft von der Ostsee bis zur deutsch-tschechischen Grenze, parallel zur Opal-Leitung. In Sachsen wird nur ein Strang verlegt. In Brandenburg ist es größtenteils eine Doppelleitung. Die Arbeiter sind auf dem gesamten Trassenverlauf verteilt. Der erste Leitungsstrang soll schon Ende 2019 fertig sein, der zweite ein Jahr später.

Der Zeitplan ist straff, aber einzuhalten, sagt der Bauleiter. Er muss sogar so straff sein, ergänzt Reemt Bernert. Sonst könnte diese Großbaustelle nicht in dieser kurzen Zeit realisiert werden. Das Planen hat länger gedauert als der Bau. Erst im Herbst 2018 gab es die Baugenehmigung. Da standen die Arbeiter schon in den Startlöchern.

Das Ausheben der Gräben und Absenken der Rohre ist dabei die leichteste Aufgabe. Straßen, Bahngleise, Bäche und Flüsse sind die größten Herausforderungen für die Leitungsbauer. „Aber da profitieren wir von den Erfahrungen, die wir mit Opal gemacht haben“, erklärt Reemt Bernert.

Auf kurzen Strecken kann die Rakete die Rohre durchhämmern. Für längere Abschnitte, wenn es durch die Köhler- und Elbgaustraße durchgeht, muss gebohrt werden, weil sich sonst die Elastizität der Rohre bemerkbar machen würde, sagt der Bauleiter. Für die Querung der Bahnstrecke warte man noch auf die Genehmigung. Das wird noch aufwendiger als beim Bach. Links und rechts vom Bahndamm müssen wasserdichte Gruben betoniert werden.

Das ist aber nichts gegen die Elbquerung. Drei Monate hatten die Arbeiter darauf hingearbeitet, einen Graben ins Flussbett gebaggert und den Düker vorbereitet. Kurz vor Weihnachten wurde dieser dann von Brockwitz auf die andere Elbseite gezogen. Dort laufen derzeit die Anschlussarbeiten. Und auch die Stahlschlangen, die auf den Feldern zu sehen sind, verschwinden in den nächsten Wochen in der Erde. Wenn dann Aushub und Mutterboden verteilt sind, soll in einigen Monaten nichts mehr an die Baustelle erinnern.