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Erst Malaysia, dann Schwarze Pumpe

Das australische Unternehmen Altech plant im Industriepark ein Werk für reinstes Aluminiumoxid.

Von Mirko Kolodziej
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Dies ist eine Visualisierung des gerade entstehenden Altech-Werkes in Asien. Ein baugleiches könnte an der Südstraße in Schwarze Pumpe entstehen.
Dies ist eine Visualisierung des gerade entstehenden Altech-Werkes in Asien. Ein baugleiches könnte an der Südstraße in Schwarze Pumpe entstehen. © Grafik: Altech

Schwarze Pumpe. Hochreines Aluminiumoxid könnte in nicht so ferner Zukunft aus dem Industriepark Schwarze Pumpe kommen. Die deutsche Tochter des australischen Unternehmens Altech Chemicals ist derzeit dabei, einen Optionsvertrag über eine Fläche von 13 Hektar direkt an der Südstraße abzuschließen. „Das läuft sehr gut“, sagt Uwe Ahrens, Vorstand bei der Altech Advanced Materials AG mit Sitz in Heidelberg. Unter anderem zum Gespräch mit dem TAGEBLATT ist er aus Malaysia nach Deutschland gekommen. Ahrens, gebürtiger Hesse, lebt seit anderthalb Jahrzehnten in Asien. Im malaiischen Johor Bahru ist Altech derzeit dabei, eine sogenannte HPA-Anlage zu errichten. Die Abkürzung steht für den englischen Begriff High Purity Alumina. Ein baugleiches Werk ist nun für Schwarze Pumpe ins Auge gefasst. Sicher sei der Bau im Industriepark zu 90 Prozent, sagt Ahrens: „Wenn das malaiische Werk läuft, sind es hundert Prozent.“

Kaolin statt Bauxid

Aluminiumoxid in Reinstform ist Grundlage unter anderem für Separatoren in Lithium-Ionen-Akkus oder für synthetisches Saphirglas, das zum Beispiel bei der Herstellung von Uhren oder LED-Leuchten Verwendung findet. „Durch den Boom von Smartphones und Elektroautos steigt der Bedarf überproportional“, hieß es vor ein paar Tagen im Webportal wallstreet.online. Gängige Praxis, erzählt Uwe Ahrens, ist die Erzeugung von Aluminiumoxid aus Bauxit. Wie man unter anderem aus Lauta weiß, entsteht dabei Rotschlamm, den man im Zweifel nur sehr schwer wieder loswird. Altech dagegen setzt auf Kaolin, also auf Tonerde, wie sie zum Beispiel aus Caminau bekannt ist. Ziel der Verarbeitung in den erwähnten HPA-Anlagen ist eine Reinheit von 99,9 Prozent. “Wir sind besser und billiger“, kommentiert Uwe Ahrens den Herstellungsprozess von Altech.

Sein Werk in Malaysia lässt das Unternehmen von einer deutschen Firma planen und bauen. Die SMS Group sitzt in Düsseldorf. Sie beschreibt sich selbst als „weltweit führender Partner in der Metallindustrie“. Und das ist nicht die einzige Verbindung nach Deutschland. Die Altech Chemicals Limited aus dem australischen Subiaco bei Perth gehört zu 21 Prozent deutschen Aktionären, die deutsche Tochter sogar zu 70 Prozent. Für Johor Bahru gibt es einen Kredit der Frankfurter Förderbank KfW, die im Besitz des Bundes und der Bundesländer ist. Insgesamt 400 Millionen US-Dollar kostet Altechs HPA-Anlage in Asien, für die im August 2018 Baustart war: „In Sachsen wird es etwas weniger sein“, sagt Manager Ahrens über den Werks-Preis. Die Idee sei, von Malaysia aus den asiatischen Markt zu beliefern und von Schwarze Pumpe aus den europäischen Markt.

Gäste aus der Politik

Der Industriepark an der sächsisch-brandenburgischen Grenze steht im Moment unter anderem im Zusammenhang mit staatlichen Plänen zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen des Kohleausstiegs verstärkt im Fokus. Erst in der vorigen Woche waren an zwei aufeinander folgenden Tagen Sachsens Regionalentwicklungsminister Thomas Schmidt (CDU) und die EU-Kommissarin für Regionalpolitik, Elisa Ferreira (Partido Socialista), zu Gast in Schwarze Pumpe. Auch Altech kam über den politischen Weg auf den Industriepark. Laut Uwe Ahrens wählte man ihn im Zuge einer dreistufigen Standortanalyse aus.

Pluspunkte im Industriepark

Zunächst habe sich dabei Deutschland gegen Frankreich durchgesetzt. Der Bund habe dann die neuen Bundesländer empfohlen. „Wir haben uns in Sachsen, Brandenburg und Thüringen umgeschaut“, so Ahrens. Bei der Landesregierung in Dresden habe man sich sowohl an der Technik wie auch forschungsseitig interessiert gezeigt. Altech hat mittlerweile einen Partner im Dresdener Fraunhofer Institut für keramische Technologien und Systeme gefunden. Im September berichtete wallstreet.online über eine Einladung der sächsischen Landesregierung an Altech: „In dem Brief wird ganz konkret der Standort Schwarze Pumpe genannt.“ Ein paar Tage vorher war Altech-Manager Jingyuan Liu bereits beim Richtfest für das neue Gründerzentrum, das im Industriepark sozusagen unmittelbarer Altech-Nachbar werden könnte.

Uwe Ahrens sagt, wichtig seien für das Unternehmen Faktoren wie Kosten, Logistik, die Verfügbarkeit von Energie und Personal sowie Unterstützung. „Es ist für uns gut gegangen“, schätzt er bezüglich Schwarze Pumpe ein und nennt als Pluspunkte des Industrieparks dessen Straßen-Anbindung, den Gleisanschluss sowie das Vorhandensein von Strom und Internetverbindung. Es gebe für all das konkurrenzfähige Konditionen. Die Pläne für das Werk in Malaysia sehen vor, dass es kommendes Jahr in Betrieb gehen soll. Danach könnte Altech sich der Lausitz zuwenden. Um die 150 Mitarbeiter werde man wohl benötigen, die meisten davon Prozesstechniker.

Uwe Ahrens ist Managing Director
bei der Altech
Advanced Materials AG.
Um auf die Bitte von TAGEBLATT hin das Projekt in Schwarze Pumpe zu erläutern,
kam er jetzt nach
Hoyerswerda. 
Uwe Ahrens ist Managing Director bei der Altech Advanced Materials AG. Um auf die Bitte von TAGEBLATT hin das Projekt in Schwarze Pumpe zu erläutern, kam er jetzt nach Hoyerswerda.  © Foto: Mirko Kolodziej