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Erste Schule führt Mittagessen vom Buffet ein

Die Essensmarke ist Geschichte. Bannewitzer Schüler entscheiden selbst, was auf den Teller kommt. Das hat seinen Preis.

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© Frank Baldauf

Von Verena Weiß

Neugierig wandert die Nase über die Theke. „Boah, riecht das lecker!“, ruft Mika und greift zur Kelle. Das Frikassee vom Huhn hat ihn überzeugt. „Ich will Spaghetti“, sagt die kleine Blonde neben ihm, häuft sich die Teigware auf den Teller und schiebt ihr Tablett weiter in Richtung Tomatensoße. Nicht nur für die sechsjährige Susanne und ihren Mitschüler ist das ein besonderer Moment. Seit diesem Schuljahr essen auch die anderen Grund- und Oberschüler in Bannewitz vom Buffet. Mit dieser Form des Mittagessens ist die Schule „Am Marienschacht“ die erste und einzige im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Für den Essenanbieter Apetito, der ab sofort den Bannewitzer Nachwuchs mit dem Konzept versorgt, ist Bannewitz sogar die einzige Kommune im Regierungsbezirk Dresden. Lediglich in vereinzelten Dresdner Einrichtungen wird Schulessen vom Buffet noch von anderer Seite angeboten.

Es ist eine Neuerung, die vor allem die Bannewitzer Eltern vorangetrieben haben. Oft habe es Beschwerden übers Schulessen gegeben. Das zeigte auch die Umfrage des SZ-Familienkompasses im vorigen Jahr, bei der Eltern dem Schulessen in Bannewitz nur unterdurchschnittliche Noten gaben. „Die Unzufriedenheit war groß“, bestätigt auch Schulleiter Gerd Winter. Zusammen mit den Eltern und der Bannewitzer Rathausspitze, dem Träger der Schule, habe man überlegt, wie die Situation für Schüler und Eltern verbessert werden könne und vor allem, wie wieder mehr Schüler für das Mittagsangebot an der Grund- und Oberschule zu begeistern sind. Obwohl in der Vergangenheit rund 250 Schüler das Angebot nutzten, seien es zuletzt nur noch rund 200 Sprösslinge gewesen. „Das soll sich in Zukunft wieder zum Positiven ändern“, hofft Gerd Winter. Dies wäre auch im Sinn der Gemeindevertreter, die – ebenso wie die Rathausspitze – dem neuen Schulessen bereits im Frühjahr ihren Segen gaben.

Statt einfach nur den Essenanbieter zu wechseln, habe man sich hiermit für eine neue Form des Mittagstisches entschieden, erklärt Bürgermeister Christoph Fröse (parteilos), der zur Eröffnung des Buffets vorbei schaute. Nicht nur das Essen ist neu, auch die Technik. Statt der alten Essensmarke wird jeder Schüler jetzt per Chipkarte registriert. Die Schüler, die erstmals zum Buffet greifen durften, schienen begeistert. „Schmeckt’s dir?“ Auf die Frage des Bürgermeisters antwortet ein Grundschüler nur mit breitem Grinsen und einer zweiten Portion Nudeln auf dem Teller.

Die Schüler können jetzt nicht nur essen, was sie mögen, sondern ernähren sich auch gesünder als vorher, erklärt Constance Ebeling, Gebietsleiterin bei Apetito. Das Mittagessen wird in der Küche nebenan in fünf riesigen Tiefkühlschränken zwischengelagert und kommt kurz vor Verzehr in den Dampfgarer. „So ist es nicht nur frisch, sondern wird auch schonend zubereitet“, sagt Ebeling, die derzeit den beiden Servicekräften in der Küche zur Seite steht, um den Komponentenplan des Menüs und alle wichtigen Schritte zu erklären. Ebenso wie Lienhard Eifert vom Menü-Partner, der mit den beiden Servicekräften die Bannewitzer Schulküche betreibt. Der Wechsel von der Essensausgabe zum Buffet ist auch für die beiden Frauen in der Küche eine Umstellung. Weniger Arbeit mache das Buffet nicht. Schon um 8 Uhr früh werde damit begonnen, frisches Obst aufzuschneiden und die Portionen fürs Mittagessen zu kalkulieren. Und zwischendrin wird stets nachgefüllt – je nach Appetit.

Den Appetit und die Gesundheit ihres Nachwuchses lassen sich die Eltern auch mehr kosten. Statt bisher 2,20 Euro zahlen sie für die Bannewitzer Grundschüler jetzt 3,15 Euro für ein Mittagessen, für Oberschüler 3,40 Euro. Um die enorme Kostensteigerung für die Eltern abzufedern, wird die Gemeinde für dieses Schuljahr jedes Essen mit 30 Cent bezuschussen. – Aber auch der Gemeinde schlägt das Buffet teuer zu Buche. Abgesehen von der Subventionierung des Essens wurden in die notwendigen Umbauten, samt Lüftung und neuer Küchengeräte rund 40 000 Euro investiert.