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Erstmals Nachwuchs bei den Mini-Affen

Der Wildpark im Osterzgebirge musste sich lange gedulden – bis Chef Frank Gössel eine Idee hatte.

Von Mandy Schaks
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Babysitten ist bei den Weißbüschelaffen weitgehend Männersache. Zwischendurch muss sich der Papa schon mal stärken.
Babysitten ist bei den Weißbüschelaffen weitgehend Männersache. Zwischendurch muss sich der Papa schon mal stärken. © Egbert Kamprath

Ein paar Sonnenstrahlen brechen sich am Donnerstagvormittag Bahn durch die dicke Wolkendecke bei Geising. Sie scheinen direkt ins Gehege der Weißbüscheläffchen im Wildpark Osterzgebirge. Dort, im tropisch warmen Häuschen, sind schon alle munter. 

Ein kleines Fellbündel springt übermütig auf die Fensterbank und räkelt sich genüsslich in der Sonne – völlig unbeeindruckt von der neugierigen Reporternase, die sich gerade an der Scheibe platt drückt auf der Suche nach den neuesten Neuigkeiten aus dem Wildpark.

Das Nackenfell des Mini-Äffchens steht etwas hoch, als würde es einen winzigen Kragen tragen. Darunter lugt eine kleine Kugel hervor. Die sieht aus wie eine Kastanie, fängt aber plötzlich an, sich ganz, ganz langsam zu bewegen. Und zwei winzig-braune Knopfaugen blinzeln auf einmal erstaunt in die Sonne. 

Und noch eine kleine Kugel kommt zum Vorschein, rutscht langsam am Rücken des Weißbüschelaffens herunter, der sie mit seinem Arm gleich wieder zurückschiebt. Frank Gössel, der Wildpark-Chef, und seine langjährige Tierpflegerin Maika Naß strahlen übers ganze Gesicht: Nachdem die Äffchen sie über Monate ein bisschen genarrt haben, ist jetzt ein kleines Wunder geschehen. Bei den Callithrix jacchus, wie sie im Fachjargon heißen, gibt es im Wildpark erstmals Nachwuchs.

Tierpflegerin Maika Naß mit der putzmunteren Bande.
Tierpflegerin Maika Naß mit der putzmunteren Bande. © Egbert Kamprath

Am 7. September, es war ein Sonnabend, wurden zwei Winzlinge geboren, etwa vier Zentimeter groß und um die 26 Gramm schwer. So genau weiß man das noch nicht. Denn niemand will hier die Familienidylle stören. Alle sind glücklich, dass es endlich geklappt hat und die Bande putzmunter ist.

 „Wenn es bei einer Tierart das erste Mal Nachwuchs gibt, ist das schon was Besonderes“, verrät Maika Naß. Bevor sie im Sommer in den Urlaub fuhr, hatte sie schon geahnt, dass Weißbüschelaffen-Dame Fee in anderen Umständen sein könnte. „Aber diesmal habe ich meine Klappe gehalten“, sagt die Tierpflegerin und lächelt. Denn das hatte das Team schon mal gedacht. Als Anfang vergangenen Jahres ein Pärchen aus dem Tierpark Bochum in die Anlage nach Geising kam, wölbte sich schon bald das Bäuchlein von Affendame Fee.

 „Aber das war nichts anderes als eine ausgeprägte Lebensmittelschwangerschaft“, erzählt Maika Naß schmunzelnd. Mit anderen Worten: Fee stand gut im Futter. „Man kann sich viel belesen und nachfragen, aber Theorie ist das eine, Praxis das andere.“ Dabei hat Frau Naß Erfahrungen mit Weißbüschelaffen. „Ich habe in meiner Lehre im Schweriner Zoo einen mit der Hand aufgezogen.“

Die Babys kommen schon mit Fellchen zur Welt.
Die Babys kommen schon mit Fellchen zur Welt. © Egbert Kamprath

Da Weißbüschelaffen, die ursprünglich in Brasilien beheimatet sind, im Familienverbund von zehn bis fünfzehn Tieren leben, musste etwas geschehen. Das Team beobachtete Fee mit ihrem Cally. Da war keine innige Liebe im Spiel, stellten die Mitarbeiter fest. „Wir vermuten, das sind Geschwister“, sagt Frank Gössel. Der Wildpark-Chef entschied, hier muss ein zweiter Affenmann her. 

Dieser wurde diesmal im Schmetterlingshaus Jonsdorf auserwählt und zog im April in Geising ins Affenhaus ein. „Da muss es gleich gefunkt haben“, sagt Maika Naß. Denn die Tragezeit dauert etwa fünf Monate. Weil keiner wusste, wie sich der Neue einlebt, hat er auch noch keinen Namen und ist auch nicht mit dem Passbild wie die anderen beiden am Affenhäuschen verewigt. Aber das wird jetzt bestimmt nachgeholt. Denn er macht sich prächtig. Sofort nach der Geburt hat er seine Vaterrolle übernommen. Bei den Weißbüschelaffen ist es üblich, dass sich alle um den Nachwuchs kümmern, vorzugsweise Papa, der die Babys auf dem Rücken herumträgt.

 Und er scheint über beide Büschelohren verliebt zu sein. „Wir haben es gesehen, in fünf Monaten könnte es schon wieder so weit sein“, verrät Maika Naß verschmitzt. Zur Freude wird am Wochenende gefeiert. Zum Oktoberfest am Sonntag, dem 22. September, können die Weißbüschelaffen mit ihrem Nachwuchs besichtigt werden. Darüber hinaus warten ab 11 Uhr Hüpfburg, Basteleien und Ponys zum Reiten auf die Kinder. Nach dem Mittag spielt die Band Müglitztaler Gaudiban.de.


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