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Erstmals zwei fünfte Klassen

So viele Kinder wie noch nie haben sich fürs nächste Schuljahr in der Freien Schule Großdubrau angemeldet. Das liegt auch an den besonderen Angeboten.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Großdubrau. Die ganz große Überraschung war es nicht, als die Anmeldezahlen für das nächste Schuljahr bekannt gegeben wurden. Schließlich gibt es in diesem Jahr auch zwei vierte Klassen in der benachbarten Grundschule. Doch mit 43 Schülern hatte die Schulleiterin der freien Mittelschule Großdubrau, Tina Koppatsch, dann doch nicht gerechnet.

„Wir waren so ein bisschen vorgewarnt“, schmunzelt die Frau mit den feuerroten Haaren. Denn es gab schon im Vorfeld 50 Anmeldungen nach dem Kennenlerntag im November. Zu dem laden Lehrer und Schüler jedes Jahr ein, damit zukünftige Schüler und ihre Eltern sich das Schulhaus und die vielfältigen Angebote anschauen können. „Hier beantworten wir alle Fragen, die die Eltern bewegen“, sagt Tina Koppatsch. „Die Eltern müssen das Gefühl haben, dass sie auch mit den kleinsten Problemen zu uns kommen können“, sagt die Schulleiterin, die vor über zehn Jahren mit federführend dazu beigetragen hat, dass die freie Schule entstand. Neben dem Kennenlerntag trägt auch der Schnupperunterricht dazu bei, dass die Schüler Interesse haben, in diese Schule zu kommen. Wenn das dann bei Kindern und Eltern übereinstimmt, ist der Weg zur Anmeldung nicht mehr weit.

Die Großdubrauer hatten nicht immer mit so hohen Anmeldezahlen zu tun. Es gab auch ein Tal, durch das sie durch mussten. Vor drei Jahren haben sich so wenig Schüler angemeldet, dass unklar war, ob überhaupt eine Klasse gebildet werden kann. Zumindest auf zwölf Schüler ist man damals noch gekommen. Jetzt, wo die Schüler in der siebenten Klassen lernen, sitzen in diesem Klassenzimmer mittlerweile 20 Mädchen und Jungen.

Freie Schule

Die Freie Mittelschule Großdubrau trägt den Namen Johann Heinrich Pestalozzi. „Das Leben lernen mit Kopf, Herz und Hand“ ist Leitspruch.

Anerkannt als staatliche Ersatzschule wurde sie im Juli 2007.

Es unterrichten 15 Lehrer.

Zurzeit lernen hier 125 Schüler.

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Intensives Betreuungsprogramm

Aber mit 43 Anmeldungen ergibt sich für die Schule eine ganz neue Situation. Es musste eine Entscheidung getroffen werden, ob es eine Klasse mit 24 Schülern oder zwei Klassen mit allen angemeldeten Schülern gibt. Dabei ging es um drei grundlegende Fragen: Gibt es genügend Lehrer, genügend Räume und nicht zuletzt, reichen die finanziellen Mittel? Letzteres dürfte funktionieren, weil durch die Zahl der Schüler entsprechende Gelder fließen. Bei den Lehrern ist Tina Koppatsch auch zuversichtlich. Einen neuen Kollegen gibt es bereits. „Wir haben das vorher alles im Kollektiv besprochen“, sagt sie. Dass es heute eher Team heißt, ist ihr egal. Die Umschreibungen wie zusammen, einmütig, einvernehmlich, füreinander einstehend bezeichnen genau das, was sie mit ihren Kollegen verbindet. „Wir sind eine tolle Truppe und vertreten auch nach außen eine Meinung“, sagt sie. Das Thema Seiteneinsteiger betrifft sie zurzeit nicht. Aber es gibt einen Biologen, der schon seit ein paar Jahren hier unterrichtet. Wer als Seiteneinsteiger in Großdubrau arbeiten möchte, der muss zu den anderen passen. „Bei uns muss die Chemie stimmen“, sagt Tina Koppatsch. Dann gibt es ein intensives Betreuungsprogramm, bei dem der Neuling von einer Lehrerin betreut wird. „Schließlich hat er das Fachwissen, aber vielleicht noch keine Erfahrung in Didaktik, Methodik oder Pädagogik. „Wie gehe ich zum Beispiel damit um, wenn in der Klasse jemand Kopfstand auf der Bank macht“, nennt die engagierte Frau ein Beispiel.

Die Antwort auf die Frage nach den räumlichen Bedingungen konnten die Großdubrauer ebenfalls mit Ja beantworten. Mit der Sanierung des Mittelgebäudes und des Mehrzweckraums für beide Schulen – am Standort gibt es noch eine staatliche Grundschule – ist auch eine zweite fünfte Klasse möglich. Für die Schulleiterin war allerdings ein ganz anderer Fakt entscheidend. „28 Anmeldungen kamen aus Großdubrau. Wenn wir nur eine Klasse einschulen, wer entscheidet, wer nicht hier lernen darf?“ Und so wird es nun erstmals zwei fünfte Klassen geben. Das soll nicht unbedingt jedes Jahr so sein. Aber anderthalbzügig war schon von Anfang an im Gespräch. Noch zumal es auch Erweiterungen in der Gebäudesubstanz geben könnte. Mit der Gesamtbetrachtung der Kita Kinderinsel und den beiden Schulen will die Gemeinde in diesem Jahr ein Konzept erarbeiten, das dann die Entwicklung bestimmt.

Am Mittwoch kommen die Eltern der neuen Fünftklässler erstmals zusammen. Da wird alles besprochen, worauf sich die Eltern einstellen müssen – von Stundentafel bis Schulmaterial. Und auch die Kennenlernwoche der neuen Schüler, die wieder in der Jugendherberge Neschwitz stattfindet, soll Thema des Abends sein. „Auch damit haben wir gute Erfahrungen.“