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Es geht aufwärts mit BuS

Riesas größter Arbeitgeber hat ein schweres Jahr hinter sich. Nun setzen die Elektronik-Spezialisten auf Übersee.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Riesa. Erst die öffentliche Auseinandersetzung mit dem alten Eigentümer, dann der überraschende Tod des Geschäftsführers: „Wir haben ein sehr schwieriges Jahr hinter uns“, sagt Thilo Friedrich, Prokurist beim Elektronik-Spezialisten BuS. Der Streit Anfang 2015 habe viel Kraft gekostet. Der überraschende Tod von Dr. Werner Witte im November hatte einen Schock verursacht. „Der Verlust schmerzt noch immer sehr“, sagt der Riesaer.

Dennoch gehe es seit der Übernahme durch die niederländische Neways-Gruppe – mit der man einst konkurrierte – wirtschaftlich aufwärts. Vor der Übernahme im vergangenen Jahr habe die Neways-Gruppe 250 Millionen Euro Jahresumsatz erzielt, BuS in Riesa dagegen 115 Millionen. Obwohl beide Unternehmen auf demselben Markt agierten, habe es aber wenig Überschneidungen bei den Kunden gegeben. „Wir haben uns gut ergänzt“, sagt Thilo Friedrich. Ein entscheidender Vorteil des Zusammengehens sei die bessere Position beim Wareneinkauf. „Als Gruppe kommen wir pro Jahr auf ein Einkaufsvolumen von mehr als 230 Millionen Euro“, sagt der Prokurist. Damit könne man Einkäufe bündeln, um Einsparungen durchzusetzen.

Gleichzeitig arbeite man seit der Übernahme daran, die Prozesse im Unternehmen zu optimieren. Das Motto heißt: „Riesa Up to the next level“. Es bedeutet im Wesentlichen, dass die Fertigung in Riesa in zwei verschiedene Prozesse aufgeteilt werde. Mehr als 100 Mitarbeiter seien damit beschäftigt, Abläufe zu verbessern. „Das ist einer der größten Veränderungsprozesse in der Geschichte der BuS“, sagt Thilo Friedrich. Das Ganze dauere noch einige Monate, am Ende stehe aber eine höhere Effizienz – wichtig für den Standort Riesa.

Dort befindet sich seit Juli 2015 der Sitz der Neways Deutschland GmbH – ein klares Symbol für Riesa. Für das gerade abgelaufene Jahr geht man von einem Umsatz von mehr als 125 Millionen Euro in Riesa aus. Das entspricht einem Drittel des Gesamtkonzern-Umsatzes. Weil die Neways-Gruppe an der Börse gelistet ist, seien derzeit keine weiteren Veröffentlichungen erlaubt. Das Unternehmen kündigte an, das Jahresergebnis für 2015 am 23. Februar bekanntzugeben – vor der Börsenöffnung.

900 Unternehmen am Markt

Den Ausblick auf das Jahr 2016 wagte beim Neujahrsempfang am Montag Vertriebschef Jens Kümmel. Eigentlich sollte den Interims-Geschäftsführer Aloysius Fuchs halten. Der Ex-Geschäftsführer von Neways Neunkirchen hatte eigentlich in Ruhestand gehen wollen, und kam nach Tod Wittes kurzfristig zur Unterstützung nach Riesa – allerdings war er diese Woche verhindert. So kündigte Jens Kümmel an, dass der Markt für die sogenannten EMS-Dienstleistungen wachse. „In der Welt wird immer mehr Elektronik verbaut – das gilt im Autobau, in der klassischen Industrie, im Maschinenbau“, sagt der Vertriebs-Spezialist. Vieles, was bislang per Mechanik gelöst wurde, wird durch elektronische Baugruppen ersetzt – wie sie BuS in Riesa fertigt. Außerdem würden zunehmend mehr Firmen die Betreuung ihrer Elektronik auslagern – ein Prozess, von dem der Markt ebenfalls profitiert.

Auf dem tummeln sich 900 Unternehmen in Europa, 350 in Deutschland. Seit dem Zusammengehen mit Neways gehöre man allerdings „ganz vorn“ dazu. Dass die Margen trotzdem gering bleiben, dafür sorgten Wettbewerber mit Produktionsstätten in Nordafrika und Osteuropa. Die Folge sei, dass sich immer mehr Anbieter zusammenschließen – in ganz Europa.

Die Konzentration hat BuS laut Jens Kümmel aber gut getan: Mit der Neways-Gruppe kämen die Riesaer auf 2 600 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von 400 Millionen Euro. „Dabei haben wir Zugriff auf 200 Entwickler in der Gruppe“, sagt Jens Kümmel. Mit Produktionsstätten im Ausland könne man auch die Kunden in Asien und Übersee besser bedienen. Ziel sei es, mehr Umsatz in Asien und Südamerika zu machen. „Die Strategie im vergangenen Jahr ging auf. Wir verzeichnen eine stabile Auftragslage und erwarten ein moderates Wachstum für 2016.“ Aktuell beschäftigt BuS 800 Mitarbeiter in Riesa.