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„Fies, was uns aufgebrummt wird“

Am 23. September gibt es frische Banknoten. Die Begeisterung hält sich vor allem bei Automatenbetreibern in Grenzen.

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© Ronald Bonß

Von Simon Wörpel

Schuld ist immer der Fahrscheinautomat. Denn wenn er will, kann er sehr störrisch sein. Dann nimmt er den 5-Euro-Schein, natürlich das einzig vorhandene Bargeld im Geldbeutel, einfach nicht an. Jeder Versuch scheitert, kommentarlos spuckt der Ausgabeschlitz die Banknote wieder aus. Alle Anstrengungen, das dünne Papier glatt zu streichen oder zu säubern, scheitern. Denn es gibt Scheine, die werden noch nicht einmal als solche erkannt. Der Grund: Sie sind erst frisch im Umlauf.

Alle Jahre wieder, könnte man meinen, gibt es eine neue Euro-Banknote. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich vorgenommen, allen Geldscheinen der Euro-Zone ein neues Design und schärfere Sicherheitsmechanismen zu verpassen. Im Mai 2013 fing die EZB an, die 5-Euro-Banknoten auszutauschen, und ab dem 23. September dieses Jahres sind die 10er-Scheine dran. Was vor Geldbetrügern schützen soll, führt zu Ärger bei Verbrauchern und Automaten-Betreibern wie Verkehrsunternehmen oder Parkhäuser.

Meißen und Chemnitz bauen ab

Denn die Betreiber sind dafür verantwortlich, dass die neuen Scheine in ihren Geräten funktionieren. Und das kostet. Wer neuere Automaten betreibt, kann diese per Fernsteuerung vom Hersteller umstellen lassen, bei älteren Modellen muss ein Techniker ausrücken. So geschehen bei einem Dresdner Parkhaus, das in der Zeitung unerkannt bleiben will: Die Umstellung 2013 auf die neuen 5-Euro-Noten konnte noch per Fernsteuerung erfolgen, doch für die jetzt angekündigten 10-Euro-Scheine mussten neue Banknotenprüfer eingebaut werden. 4 000 Euro kostete die Umstellung für zwei Automaten.

Für das Parkhaus Dresden-Mitte an der Magdeburger Straße war der Umstieg nicht so teuer, da er per Software-Update über den Hersteller erfolgte. Fast eine Stunde dauerte der Download. Für Betreiberin Christina Vollmer trotzdem kein Grund zur Freude. „Es ist schon fies, was uns aufgebrummt wird. Man vergrault sich aber die Kunden, wenn man nicht umrüstet.“

Auch für Verkehrsunternehmen bedeutet die Umstellung Kosten, die nicht jeder stemmen kann oder will. Jüngst war bekannt geworden, dass die Chemnitzer Verkehrs-AG von 65 Automaten nur 15 behalten will. Die anderen werden abgebaut, weil sie zu alt sind und neuere Modelle zu teuer.

Ohnehin würden ihre Kunden die Fahrscheine immer mehr auch über andere Wege erwerben, wie etwa über das Internet oder das Mobiltelefon. Auch andere Verkehrsbetriebe wollen deshalb auf die Umrüstung verzichten: In Meißen sind 15 Automaten betroffen, auch der Regionalverkehr Dresden lässt seine sieben Automaten so, wie sie sind.

Trotzdem bringen die neuen Scheine nicht flächendeckend das große Chaos. „Für uns ist es ein Qualitätskriterium, dass die Fahrscheinautomaten stets alle Scheine annehmen können“, sagte Christian Schlemper, Sprecher des Verkehrsverbunds Oberelbe (VVO). Daher seien die Bahn-Fahrkartenautomaten von DB-Regio und Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB) bereits für die neuen Scheine vorbereitet.

Andernorts, wo alte Automaten nicht umgerüstet, aber weiterhin benutzt werden, wie etwa in Meißen, kündigte der VVO entsprechende Hinweisschilder an. Die Dresdener Verkehrsbetriebe erwarten auch keine größeren Probleme. Die DVB planten nicht, Automaten abzubauen, so Sprecher Falk Lösch. Allerdings werde längerfristig über eine neue Generation nachgedacht. „Natürlich kann es etwas dauern, bis wir die Automaten richtig justiert haben, denn wir kriegen die Scheine nicht vorab. Aber grundsätzlich erwarten wir keine Probleme.“

Das sah Anfang 2013 bei den 5-Euro-Scheinen noch anders aus. „Die Umstellung war problematisch, weil der Zeitraum zur Überprüfung der Scheine zu kurz angesetzt war“, sagt Elisabeth Herler, Sprecherin des Bundesverbands Parken. Die Bundesbank hat daher reagiert. „Wir haben die Frist aufgrund der Erfahrungen mit der 5-Euro-Note verlängert. Wer sich rechtzeitig vorbereitet, bekommt keine Probleme“, sagte ein Bundesbank-Sprecher.

Schon seit November 2012 können Automaten-Hersteller in Mainz in einem geschlossenen und abgesicherten Raum ihre Geräte auf die neuen Scheine testen. Auch Be- und Vertreiber der Geräte können diesen Service nutzen. Zudem bietet die Bundesbank seit Januar dieses Jahres auch eine besicherte Ausleihe von bis zu 1 800 Noten an. Die Kosten für diesen Geldtransport trägt allerdings derjenige, der testen will.

Indes kann auch der modernste Banknotenprüfer in einem Automaten nicht alle Scheine fehlerfrei erkennen. Die Messwerte basieren auf einem „Durchschnitts-Schein“. Wenn ein Schein, egal, ob neue oder alte Generation, entweder zu verbraucht oder zu unangetastet ist, wird er mitunter nicht angenommen. Da helfen dann nur noch Münzen. Denn die funktionieren ja bekanntlich immer.