Riesa/Leipzig. Er ist einer der wichtigsten Nahverkehrszüge ganz Sachsens: Im Stundentakt fährt der RE 50 Saxonia von Dresden über Riesa nach Leipzig. An einem durchschnittlichen Werktag fahren insgesamt 4 700 Menschen damit. An diesen Wert reicht im Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) irgendeine andere Regionalverbindung nicht mal ansatzweise heran.
Und die Zahl der Fahrgäste im Saxonia soll sogar noch einmal deutlich steigen: Im Jahr 2030 werden auf der Verbindung täglich mehr als 6 000 Reisende erwartet. Zu diesem Zweck sollen dort künftig Doppelstockzüge fahren, um für den erwarteten Fahrgastanstieg genug Sitzplätze bieten zu können.
Das geht aus der aktuellen Fortschreibung des Nahverkehrsplans Oberelbe hervor, über die die Gremien des Kreistags derzeit noch nichtöffentlich beraten. Die Planung enthält allerdings auch ein Detail, das in der Region mit weniger Freude aufgenommen werden dürfte: Um den RE 50 langfristig noch attraktiver zu machen, soll er zwischen Leipzig und Dresden schneller werden – und dafür könnten die Halte in Glaubitz, Nünchritz und Niederau wegfallen.
Aktuell braucht der Zug eine Stunde und 36 Minuten von der Landeshauptstadt in die Messestadt. Fährt der Saxonia durch die drei Orte einfach durch, ließen sich einige Minuten einsparen, so der VVO am Mittwoch auf SZ-Anfrage.
Für die betroffenen Orte an der Strecke wäre das ein heftiger Einschnitt: Zahlreiche Pendler aus Glaubitz, Nünchritz und Niederau nutzen die Gelegenheit, um per Zug schneller nach Dresden zu kommen, als sie es mit dem Auto schaffen würden. So ist der Regionalexpress von Glaubitz und Nünchritz etwa eine Dreiviertelstunde bis zum Dresdner Hauptbahnhof unterwegs, von Niederau geht es sogar in unter einer halben Stunde.
Der VVO will die drei Bahnhöfe allerdings nicht ersatzlos vom Halt des Regionalexpresses abhängen: Die „Auflassung von Halten“ sei von der Einführung einer zusätzlichen RB-Verbindung nach Riesa abhängig. Hatte der VVO vor einem Jahr noch bei einer Pressekonferenz verkündet, Riesa künftig mit einer neuen S-Bahn-Linie – der S 5 – an die Landeshauptstadt anzubinden, ist daraus nun der Plan geworden, eine neue Regionalbahnlinie zu etablieren.
Diese sogenannte Verstärkerlinie nach Riesa böte aus Sicht des VVO gleich mehrere Vorteile: Sie würde durch zusätzliche Fahrten die Schienenanbindung Riesas attraktiver machen, bessere Anschlussmöglichkeiten beim Umstieg in Riesa Richtung Chemnitz oder Elsterwerda bieten – und eben ermöglichen, den RE Saxonia durch die wegfallenden Haltepunkte schneller zu machen.
Bessere Anbindung für Riesa
Nicht zuletzt würde Riesa durch einen schnelleren RE und eine neue RB-Linie endlich den „Bedienstandard“ erhalten, wie er auf ähnlich stark gefragten Bahnstrecken – wie der Sachsenmagistrale Dresden-Chemnitz oder der Strecke Dresden-Görlitz bereits bestehe. Eine Prognose für das Jahr 2025 zeige, dass man bereits bis dahin durch die beiden Maßnahmen zusammen an jedem Werktag 400 bis 600 Reisende zusätzlich auf der Strecke gewinnen könne.
Und wie könnte die neue RB-Linie aussehen? Zwischen Coswig und Priestewitz seien zusätzliche Fahrten nicht nötig: Dieser Abschnitt wird laut VVO schon jetzt zwei- bis dreimal pro Stunde bedient, weil dort drei verschiedne Regionallinien verkehren. Denkbar sei eine kostengünstige Alternative: die sogenannte Flügelung der RB 31 in Priestewitz, die bislang auf der Strecke Dresden-Großenhain-Elsterwerda unterwegs ist.
Darunter versteht man in der Fachsprache, dass ein kombinierter Zug fahrplanmäßig getrennt wird, um unterschiedliche Endbahnhöfe zu erreichen – und auf der Rückfahrt wieder vereinigt wird. Der VVO hat für diesen Plan bereits den Bahnhof Priestewitz in den Blick genommen – die Infrastruktur dort sei dafür grundsätzlich geeignet. Die Bahnsteige seien mit 165 Meter lang genug, es gäbe eine separate Durchfahrtmöglichkeit und zusätzliche Überholungsgleise am Riesaer Kopf. Nur die Sicherungstechnik müsste angepasst werden.
Bleibt die Frage, wann die neue Regionalbahn fährt und der Regionalexpress durch den Wegfall der drei Unterwegshalte schneller wird. „Die Umsetzung dieser Pläne ist von der Finanzierung abhängig und mittel- bis langfristig vorgesehen“, sagt VVO-Sprecher Christian Schlemper. Einen genauen Zeitraum könne man deshalb noch nicht nennen. Laut Vorlage soll die zusätzliche Anbindung von Riesa durch den „geflügelten“ RB 31 im Zuge des nächsten Vergabeverfahrens noch detaillierter betrachtet werden.