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Feuerwehr statt Fußball

Die Ortswehren in Klipphausen haben keine Probleme, Nachwuchs zu finden. Aber das Geld für Ausbildung ist knapp.

Von Uta Büttner
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Der kleine Helm für die Kinder, der große für die Erwachsenen: Jugendwart Manuel Loske (rechts) und Gemeindewehrleiter Manfred Kreißler.
Der kleine Helm für die Kinder, der große für die Erwachsenen: Jugendwart Manuel Loske (rechts) und Gemeindewehrleiter Manfred Kreißler. © Claudia Hübschmann

Klipphausen. Als Kinder infiziert, werden sie diesen Virus nie wieder los. Den Virus Feuerwehr. Auch wenn – oder obwohl – sie mit ihrer Tätigkeit nicht nur Anerkennung ernten. Diesen Virus gibt Jugendwart Manuel Loske seit September vorigen Jahres auch wieder an Kinder in der Gauernitzer Jugendwehr weiter. „Nach etwa zehn Jahren haben wir sie hier wieder reaktiviert“, sagt der 34-Jährige erfreut. Er gehörte zu der bis dato letzten Generation, die eine Ausbildung in Gauernitz genossen haben.

Somit haben sieben der zwölf Ortswehren in Klipphausen eine Jugendgruppe. Den Zulauf erklären sich die Männer mit den geburtenstärkeren Jahrgängen. Aber auch mit den kaum vorhandenen Freizeitangeboten auf Dörfern. In Gauernitz mit sieben Kindern angefangen, sind inzwischen neun Jungen und fünf Mädchen im Alter von acht bis 13 Jahren dabei. Loske, selbst Berufsfeuerwehrmann, hat auch seine neunjährige Tochter infiziert. Und das, obwohl er dagegen war.

Klare Hierarchie

Denn die Arbeit bedeutet nicht nur Spaß, sie bedeutet später auch Einsatz. „Die Bilder, die man dann sieht, bekommt man manchmal nicht mehr los“, sagt Loske. Doch die Leidenschaft für diese Tätigkeit – die Leidenschaft, anderen zu helfen, überwiegt bei den Kameraden wie Loske und Manfred Kreißler, Gemeindewehrleiter in Klipphausen.

Diese Leidenschaft geben sie an derzeit mehr als 100 Kinder und Jugendliche in der Gemeinde weiter. Es ist eine Mischung aus Ausbildung, Abenteuer, Spaß und – so betonen die Männer – auch Reglen befolgen. „Feuerwehrdienst, das ist ein Unterstellungsverhältnis. Es gibt eine klare Hierarchie. Bedeutet also, Befehle zu befolgen. Anders geht es beim Einsatz nicht“, sagt Loske. Denn dann müssen sich die Männer und Frauen aufeinander blind verlassen können. Das sollen die Kinder von Anfang an lernen. Entsprechend schärfer könnte der Ton dann schon einmal sein, wenn die Disziplin nicht stimmt. „Wenn Kinder sich für unsere Arbeit interessieren, dann sagen wir das den Eltern auch ganz deutlich. Ordnung und Disziplin sind das A und O.“ Und die Eltern befürworten das sehr, sagt Loske. „Aber natürlich sind es Kinder. Der Spaß kommt nicht zu kurz“, betont er.

Deshalb ist jeder Ausbildungstag auch mit Spaß verbunden. So sei der Erste-Hilfe-Kurs, wenn man zur Mumie eingebunden wird oder einen Druckverband anlegt, sehr beliebt. In Gauernitz findet die Jugendausbildung immer freitags alle 14 Tage statt. Aber noch ist die Ausrüstung der kleinen Feuerwehrleute nicht komplett. Von Helmen über Jacken bis zu den Schuhen – alles kostet Geld. „Deshalb sind wir auch auf Sponsoren angewiesen“, sagt Loske. So möchte er gern auch einheitliche T-Shirts für die Kinder kaufen. Derzeit muss jeder ein Eigenes mitbringen.

Katastrophen sensibilisieren

Jede Menge Spaß gibt es auch bei regelmäßigen Tagesausflügen oder Sportturnieren wie Tischtennis. Ein besonderes Erlebnis sind die Zeltlager, wo sich Kinder und Jugendliche aller Klipphausener Ortswehren treffen. In fünf Tagen werden neben der Ausbildung viele andere Freizeitaktivitäten angeboten. 2018 waren beispielsweise etwa 50 Kinder dabei.

Bestätigung der Jugendarbeit ist für Loske die Leidenschaft der Kinder, die sie für die Feuerwehr entwickeln. Als ganz großes Lob empfand er die Entscheidung eines Jungen, der wegen der Feuerwehrausbildung auf das Fußballspielen verzichtete.

Ziel der Jugendarbeit ist natürlich, den Nachwuchs für den aktiven Dienst vorzubereiten. Ab 18 Jahren darf man mit einem entsprechenden Grundlehrgang erstmals auch beim Einsatz dabei sein.

Leider ist die Akzeptanz der Feuerwehrarbeit in der Bevölkerung derzeit wieder weniger vorhanden, vor allem in der Stadt. „Immer mit einer Katastrophe wie dem Hochwasser 2013 findet ein Aufrütteln statt“, sagt Kreißler. Dann sind die Leute dankbar, dass es die Feuerwehrleute gibt.