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Fitte Polizisten

Dienstsport ist Pflicht für die Beamten in den Revieren. Einer macht seinen Leuten da jetzt richtig Druck.

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© Uwe Soeder

Jana Ulbrich

Bautzen. Sascha Kley kennt keine Gnade. Da kann es noch so drückend schwül sein um diese Mittagszeit. Müssten die Beamten jetzt einen Straftäter jagen, könnten sie sich das Wetter ja auch nicht aussuchen. Also los, Kollegen!

Sascha Kley ist stellvertretender Dienstgruppenführer im Bautzener Polizeirevier und der Sportverantwortliche. Der 38-Jährige hat dafür extra eine Übungsleiterausbildung gemacht. Jetzt verteilt er die Walking-Stöcke. Angesichts des Altersdurchschnitts in den Revieren ist Walken eine gute Alternative zum Joggen: nicht minder anstrengend, aber viel gelenkschonender. Kurze Erwärmung. Ein paar gezielte Übungen für Rücken und Nacken. Dann geht’s ab. Sascha Kley macht das Tempo. Das wird jetzt hier kein gemütlicher Spaziergang. Aufs Tempo kommt’s an. Die Straftäter sollen den Beamten ja nicht davonlaufen.

Doch genau das wird offenbar tatsächlich immer mehr zum Problem. „Die Polizei ist in den letzten Jahren viel älter geworden. Das Durchschnittsalter liegt mittlerweile bei über 40, in manchen Revieren sogar schon um die 50  Jahre“, sagt Uwe Kilz, der neue Chef des Bautzener Polizeireviers. „Straftäter haben ihre Karrieren in diesem Alter schon längst wieder beendet.“ Mit seinem Amtsantritt im Mai brachte Uwe Kilz im wahrsten Sinne des Wortes Bewegung ins Revier. „Wir brauchen fittere Polizisten“, ist eine der ersten Feststellungen, die der Polizeidirektor auch öffentlich äußert, ohne erst ein Blatt vor den Mund zu nehmen. „Nur ein fitter Polizeibeamter“, sagt er, „kann seine Arbeit gut machen.“ Und das müsse und dürfe der Bürger ja schließlich auch erwarten können.

Fitness gehört zum Beruf

Vor seinem Wechsel an die Spitze des Bautzener Reviers war Kilz über zehn Jahre lang der Sportbeauftragte der sächsischen Polizei. „Körperlich fit zu sein, gehört zu unserem Beruf“, sagt er. Das müsse jedem Beamten bewusst sein. Der Revierleiter ist in dieser Angelegenheit unnachgiebig: „Unter Umständen muss man da eben auch mal dienstlichen Druck ausüben“, sagt er. Er selbst stellt sich dabei übrigens ganz vorne an: Er läuft, schwimmt, war früher Triathlet, trainiert dreimal die Woche, nimmt an Polizeiwettkämpfen und Meisterschaften teil.

Die geforderten Normen in seiner Altersklasse schafft der 57-Jährige lässig. Die Normen zu schaffen, das müsse er auch von seinen Mitarbeitern verlangen können, sagt er: Alle drei Jahre müssen sich Polizeibeamte einer sportlichen Leistungsüberprüfung unterziehen, müssen beispielsweise 3 000 Meter laufen, 7,5 Kilometer walken, 800 Meter schwimmen oder 20 Kilometer Rad fahren – alles auf Zeit. Der Sporttest ist bei der Polizei auch relevant für die Beurteilung.

Auch die Älteren treten mit an

Zur regulären Arbeitszeit eines Polizeibeamten gehören vier Stunden Dienstsport pro Monat. Die darf und muss jeder absolvieren. Seit Uwe Kilz in die Görlitzer Polizeidirektion gewechselt ist, hat der Sport an Bedeutung gewonnen. Die vier Stunden Dienstsport im Monat werden ernst genommen. Übungsleiter Sascha Kley bietet jede Woche eine gemeinsame Trainingseinheit an.

Wer es sich in seinem Dienstplan einrichten kann, macht mit. Auch die älteren Kollegen treten mit an. Was und wie viel sich jeder in den Übungseinheiten vornimmt, ist seine Sache. Die Walking-Runde, die Sascha Kley gerade mit viel Tempo anführt, ist knapp drei Kilometer lang. Mindestens zweimal wollen die Kollegen sie laufen, vielleicht sogar dreimal. Einige Polizeibeamte wollen die Runden lieber joggen. Auch kein Problem. Welche Art Sport die Kollegen während der Dienstzeit treiben, ist ihnen überlassen. Hauptsache, sie kommen ins Schwitzen – und schaffen bei der nächsten Überprüfung ihre Norm.

Die vier Stunden verordneter Dienstsport im Monat sind auch ein Luxus. „Wir tun den Kollegen ja etwas Gutes“, sagt Bautzens Revierleiter und hofft, dass die Kollegen das auch so sehen. Zu den Angeboten zählen neben Laufen, Radfahren und Schwimmen beispielsweise auch Gesundheits- und Präventionssport. Wer bekommt das schon während der Arbeitszeit? An den regelmäßigen Rückenschule-Kursen im Mehrzwecksaal nehmen übrigens auch gern die Büromitarbeiterinnen teil.

Die vier Stunden Sport im Monat sind gut, sagt Uwe Kilz, aber sie sind eigentlich viel zu wenig, um Straftäter einzuholen.