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Fluthilfe lässt weiter auf sich warten

Fast fünf Monate nach der Flut haben erst fünf Unternehmen Geld bekommen. Außerdem scheuen viele das komplizierte Antragsverfahren.

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Von Peggy Zill

Geld ist zwar noch keins geflossen, aber seit vergangener Woche hat Angela Schrader, die Inhaberin des Blumenstübchens in Döbeln, zumindest eine Antragsnummer bei der Sächsischen Aufbaubank (SAB). Sie findet, dass fast fünf Monate nach der Flut, endlich mal etwas passieren muss. „Schnell und unbürokratisch könnten die Unwörter des Jahres werden“, so Angela Schrader. Dabei hat sie das Antragsverfahren schon in die Hände von Experten gegeben. Die Consulting Haus Chemnitz GmbH hat diese Aufgabe für viele Döbelner Händler übernommen. So gab es Hilfe beim Ausfüllen der Anträge und die Unternehmensberater haben auch die nötigen Stempel gesammelt. „Uns als Geschäftstätigen fehlt dafür oftmals auch die Zeit“, so Schrader. Consulting House würde außerdem tiefer in der Materie stecken und könnte auch etwas Druck aufbauen.

Noch ist das Blumenstübchen beim Haushaltgerätehändler Palko untergekommen. Doch bald will Angela Schrader wieder ihren eigenen Laden eröffnen. Auf die Fluthilfe vom Freistaat wird sie wohl aber noch warten und für viele Rechnungen in Vorkasse gehen müssen.

„Im Landkreis Mittelsachsen haben bisher 73 Unternehmen mit einem Gesamtschaden von 8,7 Millionen Euro Anträge auf Fluthilfe gestellt“, teilt Beate Bartsch von der Pressestelle der SAB mit. Davon wurden bisher 13 Anträge mit einem Volumen von 403 000 Euro bewilligt. Fünf Unternehmen haben auch bereits Auszahlungsanträge gestellt und daraufhin etwa 92 000 Euro ausgezahlt bekommen. Privatpersonen und Unternehmen haben noch gar kein Geld erhalten. 151 Anträge mit einem Volumen von 6,9 Millionen Euro liegen der SAB vor. Vier wurden bewilligt.

Kredite aufgenommen

Allein in Döbeln waren rund 500 Gewerbetreibende betroffen. „Das Verfahren ist zu bürokratisch. Darum sind es so wenige Anträge“, sagt Annette Schwandtke, Geschäftsführerin der für Mittelsachsen zuständigen IHK Chemnitz.

Auch Kerstin Schurzmann hat lieber auf die Bürokratie verzichtet. Sie habe von vielen gehört, wie kompliziert das Verfahren ist. Zudem ist der Schaden in ihrem Imbiss nicht hoch genug gewesen. Alles, was sie neu kaufen musste, hat sie darum durch Spenden finanziert. Annette Schwandkte rät den Unternehmen, sich nicht entmutigen zu lassen. Niemand sollte sich scheuen, einen Antrag zu stellen. Sie weiß, dass unterdessen einige Firmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind. Sie mussten Kredite aufnehmen oder konnten ihre Lieferanten nicht bezahlen. „Darum wäre es wichtig, dass es wenigstens Abschlagszahlungen gibt“, sagt die IHK-Chefin. „Viele rennen sich einen Wolf und sehen doch kein Geld.“ Denn bevor der Antrag bei der Förderbank eingeht, muss er von den Städten und Gemeinden und dann noch vom Landratsamt abgestempelt werden. Das wiederum schickt alles zur SAB. „Dieser Weg ist viel zu kompliziert“, so Schwandtke. Sie vermutet, dass die meisten Antragsteller erst Ende des Jahres Geld erhalten werden. Und das gibt es auch nur für den Wiederaufbau. Hochwasserschutzmaßnahmen werden nicht gefördert. Wer sein Erdgeschoss zum Beispiel fliest, statt Laminat zu verlegen, bleibt auf den Mehrkosten sitzen. Laut Annette Schwandtke fehlen in der Förderrichtlinien Überlegungen, wie es in Zukunft weitergeht.

Zumindest für Privatpersonen soll das Antragsverfahren jetzt beschleunigt werden. Fluthilfen werden demnach auch bewilligt, wenn noch nicht alle Unterlagen vorliegen. Diese könnten dann nachgereicht werden. Auch die Bearbeitungszeit der Anträge soll verkürzt werden.