Von Reinhard Kärbsch
Hier in Elstra will in den nächsten Wochen zusammenwachsen, was zusammen gehört: Andreas Mierisch betreibt seit Jahren eine Werkstatt und ein Geschäft als Vertragshändler für die Marken-Motorräder von Yamaha. Die japanische Firma wiederum hat ein großes Herz für die ganz Schnellen auf ihren Zweirädern. So sponsert sie in der 32. Saison den Yamaha R6 Dunlop Cup für Nachwuchsfahrer mit Ambitionen für die ganz großen Rennen. Das sieht so aus, dass 50 Rennmaschinen vom Typ Yamaha YZF-R6 über die Vertragshändler, und nur über sie, bereitgestellt werden für solche Rennsportler wie Frank Jurisch aus Wiednitz.
Gleiche Bedingungen für alle
R6 bedeutet 600 Kubikzentimeter Hubraum. Bei 14500 Umdrehungen werden mit dieser Serienmaschine immerhin 130 PS erreicht. Oder 280 km/h. Oder die 100 km/h in 3,2 Sekunden. Das ganze Yamaha-Paket macht etwa den Wert von 15000Euro aus. Darin eingeschlossen sind die genau vorgeschriebenen Teile, die aus der Serien- die Rennmaschine machen: anderes Fahrwerk, andere Federelemente, stabilere Bremsen, aerodynamischere Verkleidung und anderes mehr. „Alles ist exakt festgelegt, damit alle Sportler die gleichen Bedingungen haben“, sagt Mierisch. Nur die Kupplung und die Übersetzung des Kettenrades könne jeder einstellen, wie er möchte.
Angebot zur Betreuung
Hinzu kommen hochwertige Fahrer- und Teamkleidung, die Schmier-- und Pflegemittel sowie die Nenngelder zu den Läufen. Yamaha selbst ist bei jedem Cup-Rennen immer auch zusätzlich mit Technikern und einem Organisationsteam, dem Cup-Truck mit Werkstatt, Ersatzteilservice und Betreuungszelt präsent.
Mierisch kennt Jurisch schon lange. Im vergangenen Dezember machte er dem Sportler ein Angebot zur Maschine, ihrem streng reglementierten Umbau und die technische Betreuung bei den acht Cup-Rennen 2009 in Deutschland, Österreich und Niederlande, die im Rahmen der Internationalen Deutschen Meisterschaft ausgetragen werden (siehe Kasten). Ihm zur Seite stehen die Mechaniker Torsten Schwarz und Maik Rimbl. Beide sind aus Bernsdorf. Jurisch hat seit über 14 Jahren die Lizenz zum Fahren jenseits der 250 km/h – auf Pisten weit weg vom öffentlichen Straßenverkehr. Schon in den 90-er Jahren war er im hochkarätigen ADAC-Cup unterwegs. Weil dieser Hochleistungssport nicht ganz so billig ist wie das normale Fahren auf zwei Rädern mit Motor, gibt auch gern der Motorradfreak Andreas Petzold aus Rauschwitz ein paar Euro dazu. Als Manager und Pressemann fungiert Silvio Richter, ebenfalls ein Bernsdorfer. Und schließlich funktioniert die ganze Rennfahrerei nur dann richtig, wenn auch schöne Frauen das sportliche Geschehen begleiten. Das ist in diesem Fall die Kamenzerin Virginie Knull.
Das Popometer eichen
Die äußeren Bedingungen stimmen also soweit. Und Frank Jurisch zeigt sich sehr zufrieden. „Das alles ist schon ziemlich irre. Jetzt muss ich nur noch vorne mitfahren“, lacht er verschmitzt. Nach dem sogenannten Einführungstraining, das vom 10. bis 13. April auf dem Eurospeedway Lausitz stattfindet, wissen alle mehr. „Hier werden wir die Maschine und die Piste kennenlernen, die Feineinstellung vornehmen, uns mental und materialmäßig auf den ersten Lauf an gleicher Stelle vorbereiten und die anderen Sportfreunde in Augenschein nehmen“, nennt Mierisch die wichtigsten Aufgaben für die kommenden Tage. „Und ich werde mein Popometer eichen“, ergänzt Frank Jurisch. Das gehört zum Rennfahrerlatein und beschreibt eigentlich recht burschikos eine der entscheidenden Qualitäten, die ein Rennfahrer haben muss, um bei weitgehend gleicher technischer Ausgangslage besser als andere zu sein: Das Gefühl für das Motorrad als das verlängerte Ich des Fahrers muss so optimal entwickelt sein, dass die Techniker aus der Beschreibung des Fahrers daraus die bestmögliche Einstellung der Maschine vornehmen können. Viel Glück!