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Frische Luft an der Bergstraße?

Täglich fahren Tausende Autos an der Messstation vorbei. Doch die Höchstwerte für Feinstaub werden kaum überschritten.

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Von Annechristin Bonß

Unauffällig sieht der graue Kasten an der Bergstraße aus. Kaum ein Fahrer guckt danach, wenn er die Trasse zwischen FritzFoerster-Platz und Südhöhe nutzt. 33 000 Busse, Autos und Lastwagen fahren täglich auf der Straße, die ein wichtiger Zubringer zur A 17 ist. Die Folgen der Blechlawine registriert der Kasten dafür genau. Hier wird die Feinstaubbelastung gemessen, genauer die Konzentration von Partikeln in der Luft mit einem maximalen Durchmesser von 10 Mikrometern. Anwohner sorgen sich oft, dass die Zahl der Tage mit besonders schlechter Luft zunimmt. Je wichtiger die Südvorstadt mit ihren wissenschaftlichen Einrichtungen wird, desto mehr Autos werden kommen, befürchten sie.

Die Ergebnisse der Feinstaubmessung belegen jedoch, dass die Sorgen unbegründet sind. Der Jahresmittelwert der Station betrug im vergangenen Jahr 30 Mikrogramm pro Kubikmeter. Der Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. An 36 Tagen wurde ein Tagesmittelwert von mehr als 50 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen. „Zulässig sind 35 Tage“, teilt Stadtsprecher Karl Schuricht mit. Das sei ein für Großstädte relativ niedriges Niveau. Auch in den Jahren davor seien kaum alarmierende Ergebnisse für die Bergstraße ermittelt worden. Die Experten im Umweltamt gehen zudem von einer gleichbleibenden Verkehrsbelastung aus, sagt er.

Die Gründe für die schlechte Luft an den Extremtagen sehen die Mitarbeiter eher in der besonderen Lage der Stadt im Elbtal. Kommt der Wind aus dem Süden und bläst über die Südhöhe in die Stadt, werden meistens höhere Werte gemessen. Sind zudem die oberen Luftschichten wärmer als die unteren, gibt es kaum einen Luftaustausch im Talkessel. Inversionswetterlage heißt das in der Fachsprache. „2014 traten im Vergleich zu 2013 mehr südliche Winde und 20 Prozent mehr Inversionsstunden auf“, sagt Schuricht. Auch das hatte einen Einfluss auf die Messwerte an der Bergstraße.

Aus diesem Grund gibt es keine Pläne im Umweltamt, um die Luftqualität an der Bergstraße zu verbessern. Gegen die geografischen und meteorologischen Gegebenheiten könne die Stadt nichts machen. Auch beim Schwerlasterverkehr fehlen Möglichkeiten, diesen in der Stadt zu begrenzen. Zudem fehlen Untersuchungen, welchen Einfluss die Frischluftgebiete am Südhang auf die gemessene Feinstaubkonzentration an der Bergstraße haben. Anwohner kritisieren, dass immer mehr dieser wichtigen Flächen zugebaut werden.