Von René Tzschoppe
Immer wieder bleiben Leute stehen und blicken nach oben: „Was ist denn das?“ Das Staunen über das gelbe Flugvehikel mit Hubschraubersound ist groß. Was da durch die Luft fliegt, ist ein Gyrocopter oder zu deutsch: Ein Tragschrauber. Sein stolzer Besitzer heißt Siegfried Eisenlohr.
Wie bei den meisten enthusiastischen Hobbypiloten sieht auch sein Weg zur Fliegerei aus. Als Kind ging es mit dem Modellbau los. Damals hat er etliche Flieger zusammen gebastelt. Die ersten wurden Mitte der 50er Jahre mit Gummis in den Himmel geschossen. Später hielt die Technik Einzug. Die Begeisterung für das Selberfliegen kam erst später. 1981 gab es die Initialzündung. Wie so oft, war Siegfried Eisenlohr mit seinen Modellen an die Wasserkuppe, den höchsten Berg der Rhön, ausgerückt.
Als Neunjähriger hatte er mit seinen Eltern nach den Unruhen im Jahr 1953 die Heimat Görlitz Richtung Westen verlassen. In Frankfurt am Main ist er letztendlich gelandet. Eisenlohr wurde Lehrer und hatte neben der Fliegerleidenschaft die Musik als Hobby. 1981 erlebte er an der Wasserkuppe, die neue Flugform – den Drachenflug. Bald flog er selbst einen Drachen. Damit er nicht immer in die Alpen musste, folgte der Drachen mit Motor. Die Gleitschirmfliegerei kam auf und wieder begeisterte sich Siegfried Eisenlohr für das Novum. Wenig Gepäck – nur ein Rucksack mit dem Gleitschirm darin, überzeugten ihn. Für Eisenlohr musste immer etwas Neues her. So war es auch 2002. Es gab die ersten Kontakte nach Görlitz. Eisenlohr entschied sich für den Motorflugschein.
Den Hobbyflieger zog es in seine alte Heimat. Den Motorflugzeugschein machte er in Rothenburg. „Wann ich selbst vom Gyrocopter erfahren habe, weiß ich gar nicht mehr genau“, sagt er. Aber die Begeisterung für den Tragschrauber war groß. Die Hoffnung, dass solche Geräte in Deutschland zugelassen werden, hatte er bald verloren. In den USA, Frankreich und Italien waren sie schon lange populär.
Kein Fenster, keine Strebe stört
Dann gab es aber doch die erste Flugschule für Gyrocopter. Eisenlohr war einer der ersten Schüler. „Warum fährt jemand Motorrad und nicht Auto? Er will in der Luft sein.“ So erklärt er seine Begeisterung für den offenen Flug. Es stören weder Fenster, Streben noch Tragflächen – freie Sicht nach allen Seiten.“ Am 1. Januar 2004 kam Eisenlohr mit seiner Frau nach Görlitz. „Frankfurt ist voll und eng, hat keine Lebensqualität“, sagt er.
Im Dezember legte er sich einen Gyrocopter zu. 100 PS hat der Motor, das Gerät schafft bis zu 160 Stundenkilometer. „Angenehm ist das Fliegen bei 100 km/h. Da ist der Flug auch wirtschaftlich“, erklärt er. Zwölf Liter schluckt dann der Motor an Superbenzin. Bis zu 400 Kilometer habe er Reichweite und könne bis 3 000 Meter in die Höhe:. „Aber die beste Höhe für Sightseeing ist 200 bis 300 Meter.“ Zuletzt erklärt er die Technik: Nur der Propeller hinter dem Soziussitz ist angetrieben. Der Rotor über dem Kopf – übrigens über acht Meter im Durchmesser – bewegt sich nur durch die aufstrebende Luft durch den Vorwärtstrieb. Das unterscheide ihn vom Hubschrauber. Damit erst einmal die Luft von vorn strömt, dafür braucht er – wie ein Flugzeug – eine Rollbahn von 30 bis 150 Metern. Das alles ganz sicher ist, davon ist der Pilot felsenfest überzeugt. Auch bei einem Ausfall des Motors könne er den Gyrocopter sicher auf dem Flugplatz landen.
Siegfried Eisenlohr freut sich jedenfalls auf die Flugsaison, denn das wird für ihn die erste mit dem gelben Flieger sein. Etwa 60 Flugstunden hat er schon weg: Seine Frau und Freunde waren bereits an Bord. „Ich finde die Sache auch für Zuschauer spannend. Es bringt für sie eine Vielfalt am Himmel und auf dem Görlitzer Flugplatz.“