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Frischluftschneise am Südhang in Gefahr?

Ein renommiertes Frankfurter Architekturbüro hat Ideen für eine neue Südvorstadt. Die werden aber heftig diskutiert.

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© Sven Ellger

Von Annechristin Kleppisch

Wie die Südvorstadt sich in den nächsten 30 Jahren entwickelt, kann heute noch niemand sagen. Trotzdem will die Stadt vorbereitet sein, wenn neue Bauanfragen für Büros, wissenschaftliche Institute oder neue Wohnhäuser kommen. Der Stadtteil ist beliebt. Neben der TU Dresden und der Hochschule für Technik und Wirtschaft haben sich viele Forschungseinrichtungen angesiedelt. Dazu wächst die Zahl der Anwohner. Hunderte neue Wohnungen werden derzeit geplant oder gebaut.

„Wir wollen neue Bauprojekte nicht einfach dort bauen, wo es gerade passt“, sagt Andrea Steinhof vom Stadtplanungsamt. Einen Flickenteppich von Gebäuden, die wahllos über den Stadtteil verteilt sind, wolle niemand. Geordnet und optisch schön solle gebaut und geplant werden.

Deshalb hat die Verwaltung vor zwei Jahren das Architekturbüro Albert Speer und Partner engagiert. Speer ist einer der bekanntesten Architekten und Stadtplaner Deutschlands. Der Sohn des gleichnamigen Chef-Architekten des Nationalsozialismus beschäftigt in seinem Frankfurter Büro 140 Mitarbeiter. Große Aufträge kommen aus Katar, Saudi-Arabien und China.

Die Ideen der Speer-Planer für die Südvorstadt sollen jetzt als Rahmenplan für das Gebiet beschlossen werden. Künftige Bauprojekte müssten sich dann nach den Vorgaben darin richten. Im Sommer können Anwohner und Interessenten die Ideen einsehen. Neue Fahrradwege, Grünstreifen und Parks quer durch den Stadtteil sowie Wohn-Neubauten in den Baulücken entlang der Münchner Straße sind darin vorgesehen. Und der Zellesche Weg könnte als Wissenschaftsstandort weiter wachsen. Bis hoch zum Volkspark Zschertnitz wäre demnach Platz für Neubauten. Die Kleingärten an der Heinrich-Greif-Straße müssten dafür weichen. „Ausweichflächen wären oberhalb der Nöthnitzer Straße im Südpark“, sagt Andrea Steinhof.

Das stößt auf Unverständnis und Kritik. „Kleingärten können nicht wahllos einfach umgesiedelt werden“, sagte Michael Hauck. Er sitzt für die Freien Bürger im Ortsbeirat. Hier sei mehr Feingefühl notwendig. „Bitte stimmen sie diesem Plan nicht zu“, forderte Evelin Luplow. Die ehemalige CDU-Stadträtin vertritt den Kleingartenverein Zschertnitzhöhe. Die Mitglieder schätzten die Nähe der Sparte zur Straßenbahn und dem Bus. „Weg vom Standort wollen wir nicht“, sagt sie.

Kritik kommt auch von anderer Seite. Die Grünen und die SPD sorgen sich um die Kaltluftschneisen an den Südhängen. Geht es nach den Planern aus Frankfurt, könnten diese weiter zugebaut werden. „Und wir dürfen das preiswerte Wohnen nicht vergessen“, forderte Jürgen Stäbener von den Linken.

Trotz der Kritik haben die Plauener Räte dem Plan jetzt zugestimmt. Verbunden mit Forderungen. So soll der Plan statt nur vier Wochen, drei Monate ausgelegt werden. Möglichst viele Menschen haben damit die Gelegenheit, ihre Einwände und Wünsche zu formulieren. Zudem soll es eine Dresdner Debatte zum neuen Südplan geben. Und die Stadt muss ein Konzept erarbeiten, wie künftig mit den Grünflächen umgegangen wird. Andrea Steinhof kündigte zudem an, dass es ein Klimagutachten für den Südhang geben soll. Parallel dazu arbeiten Experten vom Land an einem Parkraumkonzept. Der Bauausschuss soll noch vor der Sommerpause entscheiden, ab wann der Plan öffentlich ausgelegt wird.

Anwohner Bijan Djawid ist zufrieden. Er vertritt die Interessengemeinschaft Wohngebiet südlich des Campus. „Der Plan ist richtig und gut“, sagt er. Die Anwohner wollen aber auf jeden Fall mitreden. Die Dresdner Debatte sei ein guter Weg dafür.