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Für Crystal klauen

Einbrüche, Diebstähle, Überfälle. Die Kriminalität hat in Döbeln zugenommen. Aber nur scheinbar.

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Von Cathrin Reichelt

In den vergangenen Monaten sind drei Frauen in Döbeln am helllichten Tag im Parkhaus und auf offener Straße überfallen worden. „Es gibt einen Ermittlungserfolg. Aber abgeschlossen sind die Verfahren noch nicht“, sagt Uwe Reißmann, Polizeipräsident der Direktion Chemnitz, beim Kriminalpräventiven Rat. Den hat Döbelns Oberbürgermeister Hans-Joachim Egerer (CDU) aufgrund dieser Ereignisse und der scheinbar gestiegenen Zahl von Straftaten einen Monat vorfristig einberufen.

Reißmann sagt aber etwas anderes: „Der Landkreis Mittelsachsen zählt zu den sichersten Kreisen im Freistaat Sachsen. Das Döbelner Revier arbeitet ausgezeichnet.“ Im vergangenen Jahr gab es in der Stadt 1 833 Straftaten. Die Aufklärungsquote lag bei 63 Prozent. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres ist sie noch um ein Prozent gestiegen.

Sucht wird immer teurer

Die Beamten haben es vor allem mit Sachbeschädigungen, Diebstahl, Einbruchdiebstahl und Rauschgiftdelikten zu tun. Letztere nehmen seit zwei bis drei Jahren extrem zu. Die Ursache ist die Droge Crystal, die aus Tschechien und Polen Deutschland überschwemmt. „Das ist der Ersatz für Kokain“, so Reißmann. Crystal mache schnell abhängig und je länger es genommen werde, umso mehr brauche der Konsument, um immer wieder die gleiche Wirkung zu erreichen. Deshalb steige auch die Beschaffungskriminalität.

Auch die Überfälle auf die Frauen ordnet der Polizeipräsident in diese Kategorie der Straftaten ein. Denn meistens würden sich die Abhängigen durch Einbrüche und Raub das nötige Geld für die Droge verschaffen. Nur ein Gramm kostet 70 Euro. Reißmann warnt davor, Fotoapparate, Laptops und ähnliche Wertgegenstände im Auto liegenzulassen. Das sei leichte Beute für die Kriminellen. Die Zahl der in Döbeln mit Drogen auffällig gewordenen Menschen habe sich im ersten Halbjahr 2014 im Vergleich zu 2013 verdoppelt. Im gesamten vergangenen Jahr waren es 26.

Es ist schon fünf nach zwölf

Dabei werden diejenigen, die Crystal zum ersten Mal probieren immer jünger. Das Einstiegsalter liegt inzwischen bei elf Jahren. „Beim Kampf gegen Crystal ist es nicht fünf vor zwölf, sondern fünf nach zwölf“, meint der Polizeipräsident. „Crystal wird uns in den kommenden Jahren massiv beschäftigen.“

Die Jugendkriminalität habe aber insgesamt abgenommen. Die Intensität, vor allem bei Körperverletzungen, sei allerdings stärker geworden. Rund 70 Prozent der Straftaten würden heutzutage von Erwachsenen begangen.

Um die Kriminalität in einer Stadt einzudämmen, sei eine gute Zusammenarbeit zwischen den Behörden, den Bürgerpolizisten, der Sicherheitswacht und der Bevölkerung nötig. Der Kriminalpräventive Rat sei dafür eine gute Möglichkeit. Es sollte sich auch niemand scheuen, der Polizei Auffälligkeiten in seiner Umgebung mitzuteilen. Das sei der erste Schritt, den Tätern das Handwerk zu legen, sie in Haft zu bringen und die Werte zu schützen, die sich die Menschen geschaffen haben.