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Fußballprofis lassen tief blicken

Beim Treffen mit Ralf Minge und Co. hören Grundschüler, wie hart das Geschäft ist. Aber es gibt auch genug Grund zum Lachen.

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Von Eric Weser

Der kleine Paul Maximilian lieferte mit seinem Auftritt an diesem Abend einen echten Kracher. Während Gleichaltrige nur wegguckten oder verschämt einen Halbsatz hervorbrachten, zeigt der Neunjährige gar keine Scheu vor dem Mikro, das ihm Moderator Gert Zimmermann unter die Nase hielt. Munter plapperte er drauf los – und brachte die Gröditzer Grundschulsporthalle damit so richtig zum Lachen.

Es herrschte am Donnerstag ohnehin gute Stimmung. Denn die Schulleitung und der FV Gröditz hatten zum Sportlerforum eingeladen. Stargäste des Abends: Dynamo Dresdens Sportdirektor und Ex-Profi mit Gröditzer Vorgeschichte Ralf Minge. Dazu dessen früherer Gröditzer Mannschaftskollege Roman Ziebig und sein Sohn Marcel, der heute beim FV Gröditz in der ersten Mannschaft spielt. Und Liesa Seifert – früher beim FV, heute beim 1. FFC Turbine Potsdam in der zweiten Mannschaft in der Zweiten Bundesliga aktiv.

„Ich wollte die Armee umgehen“

Mit diesen und weiteren gestandenen Sportlern hatten sich die Gröditzer Knirpse in den letzten Monaten über den Weg ins Profigeschäft unterhalten. „Die Kinder sollten herauszufinden, was neben Talent noch dazugehört, um im Leistungssport Fuß zu fassen“, so der DFB-Stützpunkttrainer Rudi Reiter vom FV Gröditz. „Schließlich träumen viele von ihnen in dem Alter davon, später selbst mal Profi zu werden.“

Die Ergebnisse fassten die Schüler auf Plakaten zusammen, die am Rande des Sportlerforums präsentiert wurden. Die Veranstaltung setzt dem gesamten Projekt die Krone auf: Die Schüler durften den Idolen persönlich gegenübersitzen und deren Geschichten lauschen. Und auch die Eltern und Großeltern, die ihre Kinder und Enkel zu dem Abend begleitet hatten, kamen spürbar auf ihre Kosten. Denn besonders das Duo Ralf Minge und Roman Ziebig plauderte mit Moderator Gert Zimmermann locker über die alten Gröditzer Zeiten vor Minges Wechsel zum damaligen DDR-Erstligisten Dynamo Dresden Anfang der 80er Jahre. Dass er zu dem damaligen Dresdner Polizeisportverein gegangen sei, habe aber nicht mit seinem Kindheitsraum vom Profifußball zu tun gehabt, so Ralf Minge. „Man konnte damit auch die Armee umgehen“, sagte der 54-Jährige.

Derlei Überlegungen spielen für Liesa Seifert, die heute im Profigeschäft unterwegs ist, keine Rolle. Andere aber umso mehr: Was kommt nach meiner Fußball-Karriere? Die 20-Jährige selbst hält sich mit einem Betriebswirtschafts-Studium ihre Optionen offen. Das müsse sie aber auch, da „vom Profi-Frauenfußball sowieso nur die wenigsten Kolleginnen leben können“, erzählte die Abwehrspielerin.

Egal ob Minge, Ziebig oder Seifert: Es muss neben viel Talent so einiges zusammenkommen, damit der Sprung nach ganz oben klappt. Das Vertrauen des Trainers, stabile Gesundheit, Glück beim Einsatz. Kurzum: Der Weg zum Profi ist lang und steinig. Diese Erkenntnis nahmen die Gröditzer Knirpse nach anderthalb Stunden mit nach Hause – neben ihren frisch unterschriebenen Autogrammkarten.