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Wie ein alter Tagebau zwei Orte verbindet

Was unvereinbar schien, sorgte vor 20 Jahren in Zittau und Olbersdorf für eine Landesgartenschau mit nachhaltigem Erfolg.

Von Dietmar Rößler
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Die baulichen Veränderungen vor Beginn der Landesgartenschau waren enorm. Hier eine Aufnahme von der Montage einer der zwei Brücken über die Mandau.
Die baulichen Veränderungen vor Beginn der Landesgartenschau waren enorm. Hier eine Aufnahme von der Montage einer der zwei Brücken über die Mandau. © Jens Böhme

Am 7. Mai vor 20 Jahren begann die 2. Sächsische Landesgartenschau. Sie war unter dem Motto „Landschaft nach dem Bergbau“ nach Zittau/Olbersdorf vergeben worden.

Schwerpunkt war tatsächlich der umgestaltete Olbersdorfer Braunkohletagebau. Seit 1996 war er durch Einleitung des Grundbaches geflutet worden und hatte rechtzeitig vor der Gartenschau seinen Zielpegel erreicht. In der landesweiten Wahrnehmung war allerdings Zittau der Veranstaltungsort, obwohl ein großer Teil der Fläche, das große Festzelt und auch der Parkplatz mit Haupteingang auf Olbersdorfer Seite lagen. Auch der Titel „Landschaft nach dem Bergbau“ zielte klar auf Olbersdorf. Die Bezeichnung „Landesgartenschau Zittau/Olbersdorf“ relativierte das jedoch. 

Ebenso das beliebte Maskottchen, das „Zwiebelchen“, der Zwiebel „Zittauer Gelbe“ nachempfunden. Die war zwar nie ein typisches Zittauer Gartenprodukt, aber unbestritten mehr als ein Jahrhundert DIE Botschafterin der bedeutenden Gärtnerstadt Zittau. Diese Garten- und Parktradition der Stadt dürfte auch den Ausschlag gegeben, dass die Stadt am Dreiländereck als zweite Stadt Sachsens die Ehre erhielt, eine Gartenschau auszurichten.

Titelblatt des Führers der 2. Landesgartenschau 1999. 
Titelblatt des Führers der 2. Landesgartenschau 1999.  © Repro: Dietmar Rößler

Die Bewerbung erfolgte bereits 1992. Im Februar 1994 gab es den endgültigen Zuschlag, die Planungsarbeiten begannen. In dieser ersten Phase wurde überlegt, die Weinau, den Westpark und die dazwischenliegende Mandauaue zum Veranstaltungsgelände zu machen. Aber Erkenntnisse der ersten Sächsischen Gartenschau in Lichtenstein und der Bayrischen Landesgartenschau in Hof bewogen zum Umdenken: Eine kleinere Fläche war günstiger. Auch wurde deutlich, dass die notwendige Umgestaltung der Olbersdorfer Grube zum See und der unumgängliche Rückbau eines Heizkraftwerkes gegenüber dem Zittauer Westpark vermutlich zusätzliche Finanzmittel aktivieren würden.

Der Olbersdorfer Gemeinderat stimmte zu und die Gartenschau wurde zum gemeinsamen Projekt von Zittau und Olbersdorf. Dass während der Gartenschau mit der Überquerung der Mandau eine Gemeindegrenze überschritten wurde, spielte für Akteure und Besucher keine Rolle mehr. Passiert werden konnte der Fluss jetzt dank zweier attraktiver neuer Brücken. „Parkbrücke“ und „Gärtnerbrücke“ verbinden bis heute die Mandauufer, als nachhaltige Zeugen der Landesgartenschau.

Und nicht nur die Brücken erinnern an die Veranstaltung. Die Landschaft zwischen See bzw. Halde und der Mandau wurde vollkommen neu gestaltet. Es entstand ein Badestrand mit vielen Hinguckern und bis heute zahlreichen Veranstaltungen, deren bekannteste die „O-See-Challange“ ist.

Nicht wenige Kenner sächsischer Landesgartenschauen bescheinigen deshalb der Zittau/Olbersdorfer, dass sie, weit mehr als die anderen, die bleibendsten Ergebnisse hinterlassen hat, vor allem auf Olbersdorfer Gebiet. Vielleicht auch deshalb heißt die Zufahrt vom Pethauer Kreisel zum ehemaligen Gartenschau-Parkplatz auf Zittauer Gebiet „Zum See“, auf der kurz hinter der Brücke beginnenden Olbersdorfer Flur aber trägt sie den Namen „Zur Landesgartenschau“.

Sachsens Gartenschauen

1996: Lichtenstein

1999: Zittau/Olbersdorf

2002: Großenhain

2006: Oschatz

2009: Reichenbach/Vogtland

2012: Löbau

2015: Oelsnitz/Erzgebirge

2019: Frankenberg

2022: Torgau (geplant)

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