SZ +
Merken

Gärtnern in der vierten Generation

Toralf Friedrich betreibt eine Gärtnerei in Trebus, die sein Uropa einst gegründet hat. Zum Auftakt der SZ-Gartenolympiade gibt er Tipps.

Teilen
Folgen
NEU!
© André Schulze

Von Katja Schlenker

Wenn im Winter die ersten Primeln im Gewächshaus blühen und die Luft mit ihrem Duft erfüllen, das gibt es nicht noch einmal, sagt Gärtnermeister Toralf Friedrich. „Ich wollte immer Gärtner werden“, erklärt der Trebuser. „Wenn man das als Kind schon aufsaugt, ist das selbstverständlich.“ Und weil das so ist, wird die SZ diesmal bei der Gartenolympiade Menschen vorstellen, die seit vielen Jahren mit Pflanzen in den verschiedensten Formen zu tun haben und sie nach Tipps fragen, die den eigenen Garten noch schöner machen.

Die Gärtnerei Friedrich gibt es bereits in der vierten Generation in der Hähnichener Ortschaft. Begonnen hat alles nach dem Zweiten Weltkrieg. Damals übernimmt der Urgroßvater Robert Dubielzig die ehemalige Schlossgärtnerei in Trebus. Es folgen Toralf Friedrichs Oma Lucia und sein Vater Hans-Jürgen. Seit 2005 leitet Toralf Friedrich die Geschicke der Gärtnerei und eines Blumenladens in Niesky, der dazugehört. Und die nächste Gärtnergeneration steht bereits in den Startlöchern.

Sohn Marcus arbeitet beim Thümer-Landschaftsbau in Dresden. Erst vor wenigen Tagen hat er beim Sachsen-Cup der Garten- und Landschaftsbauer gewonnen und darf den Freistaat beim Bundeswettbewerb vertreten, erzählt der Papa nicht ohne Stolz. Der Contest findet vom 17. bis 20. September im Rahmen der Fachmesse GaLaBau 2014 in Nürnberg statt. Das Kürzel steht für Garten- und Landschaftsbau. Es ist eine der größten europäischen Fachmessen zu dem Thema.

Parkanlagen als Kunstwerke

Wenn der 20-Jährige den Kopf voller Ideen hat, soll er zurück nach Trebus kommen, um die Familiengärtnerei zu übernehmen. „Der Gärtner klaut nicht mit den Händen, sondern mit den Augen“, sagt Toralf Friedrich schmunzelnd. Doch der 48-Jährige weiß auch, dass die Arbeit des Gärtners in den nächsten Jahren nicht einfacher wird. „Es wird immer schwieriger mit dem Gartenbau“, sagt er. „Wir müssen daher versuchen, junge Leute zu erreichen und für den Gartenbau zu begeistern.“

Ins Bewusstsein der Menschen muss zurückkehren, dass Gärtnern etwas wert ist. „Sonst weiß am Ende keiner mehr, was über die Generationen hinweg weitergegeben worden ist“, sagt Toralf Friedrich. Wenn er zum Beispiel durch große Garten- und Parkanlagen wie den Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau oder den Barockgarten Großsedlitz spaziert, staunt er auch als gestandener Gärtner noch immer. Das sind wahre Kunstwerke. Aber: „Wenn der Park am schönsten ist, hat der Gärtner keine Zeit hinzugehen“, sagt er. Denn dann muss er im eigenen Garten arbeiten. Dabei helfen ihm seine Eltern. Hinzu kommen eine Halbtagskraft in der Trebuser Gärtnerei sowie seine Frau und drei Damen, die im Geschäft in Niesky die Blumen verkaufen.

Sie besorgen, was der Kunde sich wünscht. Und das ist manchmal gar nicht so einfach. Am Wochenende etwa darf Toralf Friedrich eine Hochzeit in Niesky ausschmücken. „Die Braut liebt Pfingstrosen“, erzählt er. „Es ist auch kein Problem, die Pflanze zu besorgen, aber das darf ja nicht alles auseinanderfallen, wenn die Braut die Blumen hält.“ Auch wenn man heute Maiglöckchen im Herbst kaufen kann, hat man im Frühjahr mehr Spaß an den Pflanzen, weil sie genau in diese Jahreszeit gehören. Außerdem rät er seinen Kunden, nicht zu früh mit dem Pflanzen zu beginnen. „Dann kriegen die Pflanzen noch mal Frost und haben Angst zu wachsen“, sagt er. Jede Pflanze hat ihre eigene Zeit, wann sie blüht oder Früchte trägt. Wer sich nicht daran hält, muss vielleicht noch mal pflanzen, weil Tomate, Gurke und so weiter eingegangen sind.

So mancher hat das eingesehen. Mittlerweile bringen viele ihre Balkonkästen Ende März/Anfang April vorbei. Der Gärtnermeister bepflanzt diese dann, wenn die Zeit reif ist, lässt sie noch etwa vier Wochen bei sich im Gewächshaus stehen, damit sie in voller Pracht wieder zu ihren Besitzern zurückkehren. Neben Hochzeiten und Balkonen kümmert sich die Gärtnerei auch um Blumen für Trauerfeiern sowie Dauergrabpflege. „Wir sind Mitglied in der Dauergrabpflegegesellschaft Sächsischer Friedhofsgärtner“, sagt Toralf Friedrich. Das ist hier in der Region außer ihm nur noch die Gärtnerei Halke in Niesky. Kübelpflanzen von außerhalb dürfen sogar im Trebuser Gewächshaus überwintern: „Ich fahre im Herbst rum und hole sie ab, um sie im Frühjahr wieder auszuliefern.“