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Gagfah hübscht DDR-Platten auf

Die Blöcke an der Kipsdorfer Straße wurden 1965 gebaut und bisher nicht angefasst. Jetzt verwandeln sich die Wohnungen.

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© Norbert Millauer

Von Kay Haufe

Der Grundriss von 65 Quadratmetern ist vielen Dresdnern sehr vertraut. Kleine, schmale Bäder und Küchen, fast gleich große Wohn- und Schlafzimmer sowie ein rund zehn Quadratmeter großes Kinderzimmer. Plattenbauten des Typs IW 65 (IW heißt industrieller Wohnungsbau), stehen überall in der Stadt. So auch in der Kipsdorfer Straße 123 bis 139. Doch im Unterschied zu vielen anderen Wohnungsunternehmen hat die Gagfah bisher nichts an den 1965 gebauten Blöcken erneuert.

Die Balkone waren teilweise nicht mehr gefahrlos zu betreten, Fassaden waren verblichen, Treppenhäuser und Wohnungen abgewohnt. Viele Mieter sind deshalb ausgezogen. Doch inzwischen bieten die Häuser ein anderes Bild. Die Gagfah nimmt 5,8 Millionen Euro in die Hand, um sie zu sanieren. Seit 7. Juli stehen Gerüste an den Wohnblöcken, wird Wärmedämmung angebracht. Die ersten 89 der insgesamt 120 Wohnungen sollen bereits bis Ende des Jahres fertig sein. Der Rest ist ab 28. Februar wieder bewohnbar. „Es ist an der Zeit, hier zu investieren“, sagt Gagfah-Unternehmenssprecherin Bettina Benner.

Dabei hatten bisherige Mieter sogar die Wahl, ob sie vor der Sanierung in andere Gegenden oder in bereits fertige Wohnungen im Block umziehen wollten. „Sie können auch während der Arbeiten in der Wohnung bleiben. Fünf Mieter haben das angenommen“, sagt Yvonne Grun, Dresdens stellvertretende Gagfah-Chefin.

Neben neuen Fenstern und Türen werden in allen Wohnungen der Kipsdorfer Blöcke neue Elektroleitungen unter Putz verlegt. Die alten Gasboiler zur Warmwasseraufbereitung verschwinden ebenso wie die Schornsteine in den Küchen. Neue Heizkörper sind weitaus platzsparender angebracht als vorher. Und die neuen Balkone werden mit 1,80 Meter Tiefe geräumiger als die bisherigen Stahlbetonkonstruktionen. „Die Mieter haben die Wahl zwischen drei Bodenbelägen aus Kunststoff und drei Fliesenvarianten. Wer während der Arbeiten in der Wohnung bleibt, verzichtet allerdings auf neue Beläge und den Ausbau des Schornsteins“, so Bauleiter Heiner Knitsch. Eine Küche müssen Mieter immer selbst einbauen.

Zu beachten sind während des Baus auch äußerst agile Untermieter. Fledermäuse leben in den Fugen und unter den Fensterbänken des Plattenbaus. Mauersegler haben im Dach Nistplätze gefunden. „Wir haben einen Artenschutzgutachter beauftragt, der regelmäßig nachts per Ultraschallmessung überprüft, ob noch Tiere an der Fassade vorhanden sind. Dann kann dort nicht weitergearbeitet werden“, sagt Bauleiter Knitsch. Sind die Arbeiten abgeschlossen, können die Fledermäuse in 30 Kästen einziehen, die an der Fassade angebracht werden. Auch im Stauraum unterm Dach werden Schlupflöcher eingebaut.

Nach dem Umbau müssen die Mieter für ihre vier Wände tiefer in die Tasche greifen. Die Kaltmieten steigen von derzeit 3,50 bis 4,50 Euro auf sechs bis acht Euro pro Quadratmeter. „Je nach Lage und Größe der Wohnungen variieren die Miethöhen“, sagt Yvonne Grun. Wer möchte, kann auch die Grundrisse innerhalb der 65 Quadratmeter ändern. Da gibt es nicht nur die Wahl zwischen Zwei- und Dreiraumwohnungen. So können auch Küche oder Bad von vier auf sechs oder zehn Quadratmeter vergrößert werden. Dafür entfällt jedoch das Kinderzimmer.