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Ganz schön auf Trab

Eine Familie aus Brandenburg beherrscht die Rennen im Sulky auf der Dresdner Galoppanlage.

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© Matthias Rietschel

Von Maik Schwert

Linda Matzky gerät ins Schwärmen. „Auf der Zielgeraden bin ich an allen vorbeigebrettert. Das fühlte sich an, als würde ich fliegen. Es war extrem laut und echt ein sehr schönes Gefühl“, sagt sie. Die Amateurin zeigt es am gestrigen Sparkassen-Renntag auf der Dresdner Bahn in der ersten Trabprüfung allen Profis, darunter auch ihrem Vater. Roman Matzky belegt Platz fünf. „Das war unser erster Wettbewerb gegeneinander“, erzählt die Tochter, mit 17 Jahren bundesweit die jüngste Sulkyfahrerin. Nicht ihr Pferd, die vierjährige braune Stute Evita Boshoeve, sei besser gewesen. „Sie läuft auf Gras genauso gut wie auf Sand, und ich habe mir das Rennen mit ihr gut eingeteilt.“ Das hätte nicht besser funktionieren können.

Ihre ein Jahr ältere Schwester Marlene macht in der zweiten Trabprüfung den familiären Doppelerfolg mit Dulco di Quattro perfekt. „Sensationell“ findet Linda Matzky das, und Roman Matzky tröstet sich damit, dass er beide Siegerpferde trainiert. „Ich konzentriere mich mehr darauf“, sagt der 51-Jährige, der von 2009 bis 2013 fünfmal hintereinander die deutsche Meisterschaft gewann. Sein Vater Peter nahm ihn als kleinen Jungen im Kinderwagen mit aufs Geläuf. Der 76-Jährige war ein halbes Jahrhundert in der Branche unterwegs. Beide siegten in vielen Rennen. „Er ist sehr stolz, dass ich ihn beerbt habe, und ich erlebe das gleich doppelt mit meinen beiden Töchtern. Das ist ein Riesengefühl für mich“, sagt Roman Matzky.

Sein Vater und er bauten nach der Wende den Pferdehof und Rennstall im brandenburgischen Schöneiche auf und damals für die kleinen Mädchen Miniwagen mit Ponys. „Damit fuhren wir unsere ersten Wettbewerbe“, erinnert sich Linda Matzky. Während ihre Freunde sich am See treffen, verbringen die Schwestern jede freie Minute mit den Tieren – ein hartes, staubiges Hobby, das für muskulöse Oberarme sorgt. „Dreck können wir ab“, sagt Linda Matzky. Bis zum Sonnenuntergang kümmern sich beide um ihre Pferde. „Am schönsten ist es, wenn ich abends mit Dulco di Quattro noch mal eine Runde drehe. Da spüre ich die besondere Beziehung, die wir haben“, schwärmt Marlene Matzky. Mit ihm gewann sie bereits einige Wettbewerbe. Bei ihrem Vater neigt er zu Fehlern. Mit ihr läuft der fünfjährige braune Wallach gelassener. „Wir sind ein richtiges Team. Ich weiß genau, wie er tickt.“

Die Erfolge der Matzky-Schwestern sprechen sich rum – auch in ihrer Schule. „Inzwischen kommen meine Freunde mit auf die Rennbahn“, freut sich Linda Matzky über ihre Berliner Fans in Karlshorst und Mariendorf. Auch nach Dresden würde die Familie wieder kommen. „Gern auch häufiger“, erinnert sich Roman Matzky an seinen ersten Auftritt 2011. „Die Anlage ist sehr gepflegt, und die vielen Zuschauer bilden eine herrliche Kulisse.“ So was gibt’s bei den Trabern bloß während des Derbys.

Diesmal freut sich der Dresdener Rennverein über zwei Zahlen: gut 137 000 Euro Umsatz und exakt 10 621 Zuschauer – eine neue Bestmarke für diese Saison. Sie sehen im Hauptereignis des Tages den Erfolg von Jozef Bojko auf Tricky Tiger. Der 44-jährige Slowake gewinnt auf dem achtjährigen braunen Wallach den zum ersten Mal mit 10 000 Euro dotierten Großen Preis der Ostsächsischen Sparkasse Dresden.