Coswig. Die Frage, ob der Klimawandel menschengemacht ist oder nicht, interessiert Pflanzen nicht. Fakt ist, dass selbst alte Bäume mit einem ausgeprägten Wurzelsystem in Tiefen, in denen sie immer Wasser gefunden haben, nicht mehr immer fündig werden. Fakt ist, dass Stürme mit Starkregen an ihren Kronen mit ungekannter Wucht zerren oder sie gar umstürzen lassen. Aber nicht nur Bäume, sondern auch Sträucher, Gemüsepflanzen und Blumen haben mit solchen Unbilden zu kämpfen, ganz abgesehen davon, dass die Sonneneinstrahlung stärker geworden ist.

„Der Regen der letzten Wochen bringt den Bäumen nur oberflächlich etwas, denn die Trockenheit des Bodens geht jetzt schon bis in zwei Meter Tiefe“, erklärt Wilfried Küchler. Der Diplom-Metereologe spricht aufgrund des seit 2013 sinkenden Grundwasserspiegels von einer ausgeprägten Tiefendürre und rät dazu, Gießringe auch um ältere, große Bäume anzulegen und diese regelmäßig zu wässern, auch wenn es ab und an regnen sollte.

Wilfried Küchler arbeitet im Interkulturellen Garten Weinböhla mit und gemeinsam mit Gartenchefin Cornelia Obst gibt er bis auf Weiteres jeden Sonnabend Tipps im Umgang mit der Trockenheit für Leute, die einen Garten haben, und solche, die sich einen anlegen wollen. „Es gibt doch in der ganzen Welt Erfahrungen mit Trockenheit, wir profitieren hier von den Erfahrungen der Flüchtlinge aus warmen Ländern.“

Ein Beispiel dafür findet sich im Interkulturellen Garten selbst. Ein Walnussbaum, der eine Sitzgruppe beschirmt, hatte immer mehr trockene Äste und Zweige gezeigt und drohte abzusterben, bis ein Mithelfer im Garten aus Pakistan sagte, er müsse gewässert und der Gießring abgedeckt werden, damit das Wasser nicht zu schnell verdunstet. Nun treibt der Baum wieder kräftig durch.„Wir wollen eine regionale Beratungsstelle für Klimagehölze aufbauen“, erklärt Cornelia Obst. Metereologe Wilfried Küchler spricht in diesem Zusammenhang von Zukunftsbäumen. Also solchen, die der weiter zunehmenden Hitze und Sonneneinstrahlung besser gewachsen sind als einheimische Bäume. Eine dieser Arten steht im Interkulturellen Garten, es handelt sich um eine Scharlach-Eiche - benannt nach der Herbstfärbung der Blätter.

Auf dem Internetauftritt des Interkulturellen Gartens werden gärtnerische Empfehlungen für den Umgang mit dem Klimawandel gegeben. Ein Beispiel: Statt einen ebenen Garten anzulegen, sollte ein leicht welliges Profil mit Hügeln und Senken bevorzugt werden, denn es schützt den Garten optimal vor Austrocknung und Überschwemmung. Die Hügel leiten das Wasser in die Senken, so kann es sich dort sammeln und langsam versickern. Sie halten auch Wind und zu intensive Sonnenstrahlung ab und verhindern so das Austrocknen der Pflanzen.“ Daneben biete ein welliges Bodenprofil auch einen vorteilhaften Lebensraum für Insekten und Vögel.

Empfehlungen, wie man mit Starkregen umgehen soll, liefert das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG). Damit sich Gemeinden und Privatpersonen besser auf Starkregen vorbereiten und Hochwasserrisiken mindern können, ist im Rahmen des EU-Projektes „Rainman“ eine Anleitung erstellt worden. „Auf der Website erfahren die Nutzer, wie sie sich zum Schutz von Mensch und Infrastruktur auf Starkregenereignisse vorbereiten können. Dazu gehören Checklisten und Broschüren. Fließwegekarten zeigen, welchen Weg sich das Wasser bahnt“, erklärte die Sprecherin des Landesamtes Karin Bernhardt.

www.interkulturellergarten-coswig.comhttps://rainman-toolbox.eu/de

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