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Geheimnisvolles Leuchten überm Stasiknast

Seit Tagen ist abends über der Gedenkstätte Bautzen helles Licht zu sehen. Die Aktion hat einen ernsten Hintergrund.

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Eine besondere Lichtinstallation ist noch bis 17. Februar jeden Abend an der Gedenkstätte Bautzen zu sehen.
Eine besondere Lichtinstallation ist noch bis 17. Februar jeden Abend an der Gedenkstätte Bautzen zu sehen. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Was leuchtet da nur hinterm Justizgebäude?, fragen sich Passanten in Bautzen. Seit einigen Tagen lenkt helles Licht jeden Abend nach Einbruch der Dunkelheit die Blicke auf das Gerichtsgebäude. Das Leuchten ist schon von Weitem zu sehen. Des Rätsels Lösung erfährt, wer um das Areal herumgeht: Von der Weigangstraße aus sind auf dem Gelände der Gedenkstätte große Scheinwerfer zu sehen. Sie tauchen jenes Gebäude in grelles Licht, in dem sich einst der Stasiknast befand.

Hintergrund ist eine Aktion, bei der es aber nicht um die DDR-Vergangenheit geht. Vielmehr soll damit darauf aufmerksam gemacht werden, dass Bautzens Gefängnisse nicht nur für ein unrühmliches Kapitel der Geschichte nach 1945 stehen, sondern auch zur Zeit des Nationalsozialismus Unrechtsorte waren. In Bautzen I und Bautzen II waren politische Gegner des NS-Regimes, Sozialdemokraten, Kommunisten, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Juden und Sorben und als asozial abgestempelte Kleinkriminelle inhaftiert, heißt es aus der Gedenkstätte. Justiz und Strafvollzug hätten sich damals in den Dienst des Regimes gestellt – und in beiden Bautzener Gefängnissen systemtreue Beamte zwischen 1933 und 1945 die Neuordnungen der Vollzugsbestimmungen der Nationalsozialisten konsequent umgesetzt.

Um auch dieses dunkle Kapitel ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, beteiligt sich die Gedenkstätte an dem bundesweiten Projekt „#LichterGegenDunkelheit“, initiiert vom Haus der Wannsee-Konferenz Berlin. Anlass war der Gedenktag zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar, an dem sich in diesem Jahr die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 75. Mal jährte. Bundesweit haben sich nach Angaben des Veranstalters an diesem Tag rund 100 Bildungs- und Gedenkstätten an der Aktion beteiligt.

In Bautzen hat man dafür extra die Dresdner Lichtkünstler Andrea Hilger und Steffen Huhn beauftragt. Sie schufen die Lichtinstallation „Mahnraum“. Angesichts des großen Aufwands wäre es jedoch schade gewesen, wenn die nur einen Tag zu sehen gewesen wäre, sagt Gedenkstättenleiterin Silke Klewin. Deshalb leuchtet es nun noch bis 17. Februar jeweils von Einbruch der Dunkelheit bis 22 Uhr.

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