Seit Anfang 2014 bilden die amtierenden Vorstände der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft Dresden-Ost (GWG) ein Team. Im SZ-Interview haben Angret-Cathrin Schirmer und Jörn Opitz über das vergangene Jahr, neue Herausforderungen und die Besonderheiten in ihrem Unternehmen gesprochen.

Was unterscheidet die GWG von anderen Dresdner Genossenschaften?
Opitz: Die Mehrzahl der Genossenschaften wurde in den 50er- oder 60er-Jahren im sozialistischen Umfeld gegründet und hat auch zu dieser Zeit gebaut. Anders ist das in unserem Bestand. Die meisten Häuser wurden bereits vor dem Zweiten Weltkrieg errichtet. Deswegen haben wir im Gegensatz zu anderen Genossenschaften auch kaum Plattenbauten in unserem Bestand. Mehr als 80 Prozent unserer rund 2 200 Wohnungen sind in traditioneller Weise gebaut.
Zwar haben Sie durch die Fusion mit der Genossenschaft Radeberger Straße Wohnungen im Norden und Westen. Viele Häuser sind aber in den Stadtteilen Laubegast und Leuben. Letzterer gilt als Brennpunkt. Bereitet das Probleme?
Schirmer: Leuben gilt bei vielen als Brennpunkt. Das können wir für unsere Wohnquartiere im Stadtteil aber nicht bestätigen. Unsere Häuser befinden sich im alten Ortskern und in Randlagen von Leuben. Zwar hören wir in Gesprächen mit anderen Wohnungsanbietern oder dem Ortsamtsleiter vereinzelt von Schwierigkeiten, uns betreffen diese aber nicht.
Worin sehen Sie die Vorteile einer Genossenschaft?
Schirmer: Kurz gesagt: Unsere Mitglieder wohnen sicher wie Eigentümer, aber ohne die Verantwortung und das Risiko. Denn prinzipiell haben sie ein lebenslanges Wohnrecht. Eigentumsveränderungen werden in Absprache mit den Mitgliedern beziehungsweise ihren Vertretern und nicht grundlos vorgenommen.
Wie lief das vergangene Jahr für Sie?
Opitz: 2014 war sowohl für mich im neuen Job als auch für die Genossenschaft herausfordernd. Viel Zeit zum Eingewöhnen gab es nicht. Wir mussten zeitnah die restlichen Hochwasserschäden beseitigen. Denn Häuser in Laubegast und Leuben waren nach 2002 und 2013 wiederholt betroffen. Über 700 000 Euro mussten in den vergangenen zwei Jahren in die Schadensbeseitigung investiert werden. Glücklicherweise konnten wir das meiste über die Versicherung und Zuschüsse der Sächsischen Aufbaubank (SAB) abdecken.
Und was steht 2015 auf der Agenda?
Opitz: 20 Jahre nach den ersten Sanierungen müssen wir vielerorts erneut ran. Insgesamt werden wir über zwei Millionen Euro Eigenmittel für Bestandserhalt und Verbesserungen investieren. In Dobritz werden beispielsweise die gesamten Grundleitungen erneuert, in Laubegast und Tolkewitz kümmern wir uns um Fassaden. Außerdem werden Treppenhäuser überarbeitet und Keller trockengelegt. Unser Bauhighlight ist in diesem Jahr in Großzschachwitz. Auf der Schweizstraße und auf dem Privatweg werden drei Häuser gedämmt, Brandschutztüren eingebaut, die Treppenhäuser überarbeitet und die Mehrzahl der 30 Wohnungen mit Balkonen ausgestattet. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren und werden bis Jahresende abgeschlossen. Allein dieses Projekt kostet mehr als 800 000 Euro, über 600 000 Euro finanziert die SAB mit.
Das Wohnungsgeschäft in Dresden lohnt sich wieder. Werden Sie auch Naubauten errichten?
Schirmer: Kurzfristig noch nicht. Denn vor einiger Zeit haben wir einen Teil der Bestände verkauft und zurückgeleast, um sie sanieren zu können. Die Leasingraten belasten uns jährlich noch bis 2019. Aber perspektivisch wollen wir gerne neu bauen. Dann vor allem neben seniorenfreundlichen auch große Wohnungen mit vier bis fünf Zimmern. Denn diese haben wir bisher kaum im Bestand, und die Warteliste ist entsprechend lang. Geeignete Grundstücke im Osten sind im Besitz der Genossenschaft. Doch erst, wenn der Leasingvertrag ausgelaufen ist, haben wir genügend Eigenmittel zur Verfügung. Die derzeit verfügbaren benötigen wir dringend für Erhaltungsmaßnahmen in unserem Bestand.
Für die Landeshauptstadt wird ein immer weiter wachsender Zuzug prognostiziert. Was bedeutet das für Sie?
Opitz: Die Prognosen freuen uns, da wir dann auch in den kommenden Jahren kaum Leerstand zu befürchten haben. Diesbezüglich sind wir Dresdner auf der Sonnenseite des Wohnungsmarkts, anderen sächsischen Wohnungsgenossenschaften geht es da leider ganz anders.
Schirmer: Die dramatischen Probleme gab es für die GWG Mitte der 90er. Damals war auch in Dresden ein bedrohlicher Leerstand zu verzeichnen. Einige Gebäude wurden in dieser Zeit abgerissen, weil die Wohnungen nicht vermietet werden konnten. Die GWG schaffte es ohne diese Form der Bestandsreduzierung.
Erst kürzlich haben Sie einen Block auf der Steirischen Straße saniert. Auf der Tauernstraße steht allerdings ein Block leer. Was soll damit passieren?
Opitz: Das Denkmalschutzobjekt Tauernstraße 17–35 ist das letzte unsanierte in unserem Bestand. Dort prüfen wir derzeit verschiedene Möglichkeiten einer Sanierung.
Das Interview führte Sarah Grundmann.