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Gepflegtes Wachstum

Der Jobmotor der größten Arbeitgeber in der südlichen Oberlausitz läuft rund. Allerdings nicht in allen Branchen.

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Von Thomas Mielke

Spaziergänge mit Helmut Scheibler machen Beatrice Woischnik Spaß. Zweimal in der Woche ist die Krankenschwester bei dem 88-Jährigen. Woischnik arbeitet für den Kreisverband der Johanniter-Unfall-Hilfe, der vor allem Senioren pflegt und Kinder in mehreren Kitas der Region betreut. Er hat in den letzten Monaten den größten Mitarbeitersprung aller großen Arbeitgeber in der südlichen Oberlausitz gemacht: 55 Menschen zusätzlich arbeiten nun für den christlichen Verein. „Wir haben zum 1. Januar die kirchliche Sozialstation in Zittau übernommen“, erklärt Kerstin Rokitta vom Kreisvorstand in Großschönau. Das waren auf einen Schlag über 30 neue Mitarbeiter. Darüber hinaus gibt es zusätzliche Helfer für die ambulante Pflege.

Unter dem Strich sind bei den Firmen mit Betreuern, Pflegern & Co. zwischen April 2014 und 2015 64 neue Stellen entstanden. Es wären deutlich mehr, wenn nicht unter anderem das Kreis-Gesundheitszentrum, zu dem die Krankenhäuser Ebersbach und Zittau gehören, als statistischer Bremsklotz wirken würde: Die von ihm betreute Rettungsleitstelle in Löbau ist geschlossen, die vor dem Aus stehende Klinik Glossen schon länger schlecht ausgelastet und außerdem machen sich nach Angaben des Zentrums erste Synergieeffekte des fusionierten Managements bemerkbar.

Deshalb laufen die großen produzierenden Arbeitgeber der Gesundheits- und Sozialbranche erstmals seit Jahren den Rang als Jobmotor ab. Sie haben zwischen April 2014 und April 2015 insgesamt knapp 150 neue Arbeitsplätze geschaffen, allen voran der Oppacher Spezialanlagenbauer ATN Hölzel mit allein 40. Ebenfalls gewachsen sind zum Beispiel die Zittauer Kunststoffformer, Werder in Leutersdorf, Plastic Concept aus Neusalz und MBN aus Neugersdorf. Die Bernstädter Birkenstock-Tochter S.P.P. scheint die Talsohle der Umstrukturierung durchschritten zu haben. Es geht wieder aufwärts, heißt es aus der Firmenzentrale in Neustadt/Wied auf SZ-Anfrage.

Anderen Bereiche dagegen schwächeln. So baut zum Beispiel der öffentliche Sektor ab. Bei der Stadtverwaltung Zittau etwa fallen Mitarbeiter aus der Statistik, die die Ruhephase der Altersteilzeit beendet haben. Die größten Einzel-Verlierer sind in diesem Jahr die Sparkasse und die Hochschule, die jeweils 50 Stellen weniger melden. Auf dem Zittauer und Görlitzer Campus haben vor allem Wissenschaftler aufhören müssen, die nur für bestimmte Forschungsprojekte eingestellt worden waren. Allerdings wirbt die Hochschule fleißig um neue. So dass es am Jahresende schon wieder ganz anders aussehen kann, wie Sprecherin Hella Trillenberg sagt.Auf ein Wort