SZ +
Merken

Getrübter See-Blick

Am Klittener Ufer versperren Bäume zunehmend die Sicht auf das Wasser. Das soll sich ändern. Doch die Zeit drängt.

Teilen
Folgen
NEU!
© Jens Trenkler

Von Doreen Hotzan

Ihren Lieblingsplatz am Bärwalder See kann Sigrun Hajdamowicz seit einiger Zeit nicht mehr richtig genießen. Die Boxbergerin geht gerne gemeinsam mit ihrem Mann am Klittener Ufer spazieren. Dabei genießt die Gemeinderätin vor allem die Aussicht auf die Marina und das Wasser. Doch der Anblick lässt in ihren Augen derzeit zu wünschen übrig.

Denn auf der Uferböschung, die zwischen dem Wasser und dem Geh- und Fahrradweg liegt, hat die Natur inzwischen die Oberhand gewonnen. Zahlreiche Birken wachsen an dieser Stelle in die Höhe und versperren zunehmend die Sicht auf den See – sehr zum Ärger von Sigrun Hajdamowicz. „Früher konnte man die Wasseroberfläche sehen. Das ist jetzt nicht mehr so. Wenn das so weitergeht, haben wir hier früher oder später einen Birkenwald zu stehen“, sagt sie. Doch so weit will es die Boxbergerin nicht erst kommen lassen.

Für sie liegt die Lösung auf der Hand: die Bäume müssen weg. Schon allein wegen der zahlreichen Gäste, die jährlich an Sachsens größten See kommen, so die Gemeinderätin. „Wir geben Millionen aus, dass Touristen herkommen. Die sollen sich hier aber auch wohlfühlen“, argumentiert Sigrun Hajdamowicz. Doch wie soll das gehen, wenn die Besucher am See ungepflegte Flächen vorfinden und dadurch keinen freien Blick haben? Dabei ist im Regionalen Entwicklungskonzept verankert, dass die Sicht gewährleistet sein muss, weiß die Gemeinderätin. Mehrfach hat sich die Boxbergerin mit ihrem Anliegen an die Gemeindeverwaltung gewandt und auf ein Handeln gedrängt. Auch gegenüber den Gemeinderäten spricht sie das Thema an – zuletzt in deren jüngster Sitzung.

Boxbergs Seebeauftragter Roman Krautz kann den Ärger von Sigrun Hajdamowicz gut verstehen. Auch er sieht Handlungsbedarf. Denn: „Der zunehmende Bewuchs der Uferrandbereiche ist ein Problem“, sagt er. Zudem bestätigt der Seebeauftragte gegenüber der SZ, dass es das von Sigrun Hajdamowicz erwähnte Dokument gibt. In dem Landmarkenkonzept aus dem Jahr 2009 wird auf die Fortschreibung des Regionalen Entwicklungs- und Handlungskonzeptes Lausitzer Seenland Bezug genommen, sagt er. „Demnach sollten die Sichtbeziehungen als Sichtfenster, Sichtschneise oder Durchblick, also die Durchforstung des Jungwuchses, entwickelt werden“, erläutert Roman Krautz. Soweit die Theorie, aber die Praxis ist komplizierter.

So gehört der Bärwalder See inklusive der Uferflächen dem Bergbausanierer LMBV. Zwar hat die Gemeinde von dem Unternehmen Flächen gepachtet und um diese wird sich auch gekümmert, sagt der Seebeauftragte. Aber: „Die restlichen nicht von der Gemeinde Boxberg vertraglich vereinbarten Uferbereiche müssten vom Grundstückseigentümer LMBV freigehalten werden.“ Dass im vorliegenden Fall jedoch Bäume gefällt werden sollen, macht die Situation nicht einfacher.

Denn das erfordert laut LMBV-Sprecher Uwe Steinhuber ein Genehmigungsverfahren nach Waldgesetz oder nach dem Naturschutzgesetz. Das Anlegen einer Sichtschneise bringt nichts. „Denn die Bäume wachsen sofort wieder nach. Das heißt, die Sichtschneise muss auf Dauer freigehalten werden“, so Uwe Steinhuber. Eine Kostenfrage. Weiterhin macht er deutlich, dass die LMBV nicht für das Anlegen von Sichtschneisen zuständig ist. „Dies gehört zur touristischen Nachnutzung der Flächen“, sagt der Sprecher. Und da kommt die Gemeinde Boxberg ins Spiel. Denn das ist Sache der Kommune, so Uwe Steinhuber. Das heißt: Wenn die Gemeinde möchte, dass die Bäume am Klittener Ufer gefällt werden, muss sich die Kommune auch um das dafür notwendige Genehmigungsverfahren kümmern. Was Boxberg auch tut.

Mehrfach wurde versucht, einen Termin mit dem LMBV-Revierförster Roland Schwarzkopf zu vereinbaren, sagt Roman Krautz – ohne Erfolg. Sigrun Hajdamowicz hat mehr Glück gehabt und den Förster ans Telefon bekommen. „Er hat mir gesagt, dass für das Fällen der Bäume Genehmigungen nötig sind“, sagt sie. Entscheidend ist jedoch der Vor-Ort-Termin. „Erst auf dieser Grundlage können wir die notwendige Zustimmung des Grundstückseigentümers und der Naturschutzbehörde einholen“, erläutert Roman Krautz. Die LMBV versichert gegenüber der SZ, die Gemeinde zu unterstützen – und hat Wort gehalten. „Wir haben zwischenzeitlich einen Termin für eine Vor-Ort-Befahrung mit der LMBV und der Unteren Naturschutzbehörde vereinbaren können“, bestätigt Boxbergs Seebeauftragter. Noch im Winter sollen die Arbeiten in Angriff genommen werden. Das müssen sie auch. Bäume können nur bis Ende Februar gefällt werden.