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Gibt es genügend Nachwuchs bei den Erziehern?

Carolin Hofmann gehört zu den jüngsten Erzieherinnen in der Ostrauer Kita. Sechs Kolleginnen hören bald auf.

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Von Sylvia Mende

Carolin Hofmann ist Horterzieherin einer ersten Klasse. Die studierte Sozialpädagogin, hat sich bewusst für die Arbeit in der Kindertagesstätte in Ostrau entschieden. Sie absolvierte hier einige Praktika während ihrer Studienzeit. „Ich habe immer gesagt, ich komme wieder. Dass es dann so schnell gehen würde, hatte ich nicht gedacht“, sagte die junge Frau. Die Arbeit mit den Kindern bereite ihr viel Freude und die Kolleginnen seien sehr nett. Die Nähe zum Heimatort Zschaitz machte die Ostrauer Kita für die junge Frau noch attraktiver.

Carolin Hofmann gehört zu den sechs Mitarbeiterinnen der Einrichtung, die unter 30 Jahren alt sind. Der Altersdurchschnitt der anderen Mitarbeiterinnen ist wesentlich höher. Sechs der 22 Angestellten der Kindereinrichtung werden in fünf Jahren in den Ruhestand gehen. „Die meisten arbeiten bis zu ihrem 63. Lebensjahr. Länger geht es aufgrund des hohen Pensums, was zu leisten ist, nicht“, so Kindertagesstättenleiterin Petra Hüttner. Die Erzieherinnen würden dafür die Abzüge bei der Rente in Kauf nehmen. „Wir müssen immer mehr dokumentieren und Notizen für das Qualitätsmanagement machen. Die Zeit geht uns bei der Arbeit mit den Kindern verloren“, sagte die Kita-Leiterin. Und genau diese Arbeit sei das, was den Beruf ausmache. Früher habe mehr Personal zur Verfügung gestanden. Es gab Erzieherinnen, die den Früh- und den Spätdienst abgedeckt haben oder eingesprungen sind, wenn jemand krank war. Doch heute ist der Personalschlüssel genau festgelegt. Probleme treten auf, wenn Kolleginnen länger krank sind. „Auch der Urlaub aller Mitarbeiter will geplant sein. Immerhin stehen jetzt auch den jungen Mitarbeitern 29 Tage Urlaub zu“, so Petra Hüttner. Früher gab es eine Staffelung. Für die Mitarbeiterinnen, die künftig in den Ruhestand gehen, wird Ersatz benötigt. Und es ist schwierig, Leute mit der Ausbildung zu bekommen, die die Personalverordnung vorschreibt. Nachzuweisen ist eine Ausbildung als staatlich anerkannter Erzieher oder ein Studium als Sozialpädagoge. Die Ausbildung als Erzieher dauert drei Jahre. Zuvor müssen die Jugendlichen noch eine zweijährige Lehre als Sozialassistent absolvieren.

„Im vergangenen Jahr mussten wir mehrere Stellen neu besetzen. Dafür hatten wir zwar ausreichend Bewerber. Doch die gaben ihre Unterlagen nicht nur in Ostrau ab. Die jungen Leute müssen nicht mehr nehmen, was sie bekommen. Sie können wählen“, so Petra Hüttner. Außerdem sollen die Neuen ins Team passen, das schon über viele Jahre zusammengewachsen ist. „Das ist schon für alle eine Gratwanderung“, sagte Petra Hüttner.

Die meisten der jungen Kollegen können sich auch nicht mehr mit dem Ort identifizieren. Nach der Arbeit sei für sie Schluss, während sich die gestandenen Kollegen immer wieder ins Dorfleben einbringen. Vorkehrungen für das „Personalloch“ in fünf Jahren könnten nicht getroffen werden. Nur wenn eine Studentin oder ein Student der Sozialpädagogik ein Praktikum in der Einrichtung absolviert, kann es so kommen wie bei Carolin Hofmann. Sie passte ins Team und weil ihr die Stelle in Döbeln nicht gefiel, rief sie in Ostrau an, um zu fragen, ob noch eine Arbeitsstelle frei sei. Und es hat gepasst. „Ich bin ein Kind vom Dorf und möchte auch gern hier arbeiten. Wichtig war für mich, dass ich nach dem Studium in der Praxis arbeiten kann“, so die Zschaitzerin.

Die Gemeinde Großweitzschen benötigt in diesem Jahr auch neues Erzieherpersonal. Aber nicht weil Kollegen in den Ruhestand gehen, sondern weil durch den Bau des neuen Kindergartens die Kapazität erhöht wird. Während heute 53 Kinder betreut werden, könnten es ab Herbst bis zu 76 Mädchen und Jungen sein. „Die Bewerber sind nicht arbeitslos. Entweder ist ihre Elternzeit zu Ende oder sie wollen die Stelle wechseln, weil der Arbeitsweg kürzer ist beziehungsweise befinden sie sich noch in der Ausbildung und kümmern sich schon langfristig um Arbeit“, so Hauptamtsleiterin Renate Schumann.