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Glücklich mit Grünzeug

DSC-Volleyballerin Barbara Wezorke ernährt sich vegan und erzählt, wie das im Alltag eines Profis funktioniert.

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© Jürgen Lösel

Von Michaela Widder

Was haben Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton, Tennis-Star Novak Djokovic, Tour-de-France-Etappensieger Simon Geschke und die Dresdner Volleyballerin Barbara Wezorke gemeinsam? Sie alle sind Profisportler, und in ihrem Kühlschrank findet man keine tierischen Produkte, also Fleisch sowieso nicht, aber auch keinen Quark oder Käse. Immer mehr Top-Athleten ernähren sich vegan.

Die 24 Jahre alte Wezorke hat im Frühjahr 2015 angefangen, den Speiseplan umzustellen. Als sie von ihrer ersten Auslandsstation in Brasilien zurückkam, aß sie so gut wie kein Fleisch mehr. Eine Bio-Ente zu Weihnachten war die Ausnahme. Weil ihre beiden älteren Geschwister Bernadette (30) und Stephan (28) fast zeitgleich mit vegetarischer Ernährung begannen, war das auch bei Familientreffen kein Problem.

„Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, umso überzeugter war ich, und je weniger kann ich mir vorstellen, jemals wieder Fleisch zu essen“, sagt Wezorke. Sie las Bücher, informierte sich im Internet und kam wie ihre Schwester im Dezember 2016 zur Überzeugung, ganz auf tierische Produkte zu verzichten. „Fleisch ist ein Luxusprodukt. Die Kapazität von unserem Planeten reicht nicht aus, dass alle Menschen so essen wie wir“, sagt sie und findet: „Was einmal gedacht ist, kann nicht mehr rückgängig gedacht werden.“ Es ist ihre Lebenseinstellung.

„Ich fühle mich megawohl“

Für Wezorke fühlt es sich auch nicht nach Verzicht an. „Ich habe schon immer Salat gern gegessen. Auch rohen Brokkoli finde ich total lecker.“ Zwischen den beiden Trainingseinheiten bereitet sie sich zum Mittag meist eine große Schüssel mit grünem Salat und Tomaten, Pilzen, Sprossen oder Granatapfel zu. Abends kocht sich die gebürtige Rüsselsheimerin viel mit Hülsenfrüchten, Gemüse oder Quinoa, einer der besten pflanzlichen Eiweißquellen. Die Meinung vieler Ernährungsexperten, Veganern mangelt es am für den Energiestoffwechsel notwendigen Vitamin B12, kann sie nicht teilen. „Mittlerweile fühle ich mich megawohl und habe überhaupt keine Mangelerscheinungen.“

Wezorke ist fit, was ihre sportlichen Leistungen bestätigen. 2017 war ihr erfolgreichstes Jahr und ein veganes. Die Mittelblockerin zählte auf ihrer Position zu den Top drei in der Bundesliga-Statistik, wurde erstmals in die Nationalmannschaft berufen und spielt auch nach dem Wechsel von Vilsbiburg zum DSC eine wichtige Rolle.

Zum ersten Mal, ist Wezorke aufgefallen, sei sie in einem Team, in dem alle anderen Fleisch essen. Ein Problem sei das aber nicht. Wenn es mit der Mannschaft zum Stammitaliener geht, isst sie Anti-Pasti oder Pizza ohne Käse. Selbst bei Auswärtsfahrten ist der Klub in Sachen Verpflegung innovativ. Gab es früher die klassische Pizzalieferung nach dem Spiel in den Bus, setzt der DSC seit dieser Saison auf Outdoor-Essen, das ursprünglich für mehrtägige Trekkingtouren erfunden wurde.

Die Fertigmahlzeit aus der Tüte, die nur noch mit heißem Wasser übergossen wird, ist praktisch und gibt es sogar in veganen Varianten, wie Quinoa mit Bohnen, also die mexikanische Art. 596 Kalorien hat ihr Lieblingsgericht auf Reisen. Die Bestellung haben die Spielerinnen und das Trainerteam gleich für mehrere Auswärtspartien abgegeben. Die Idee kam vom holländischen Nationalteam um Myrthe Schoot, das mit der Astronautenverpflegung gute Erfahrungen gemacht hat. „Das Essen macht echt gut satt“, sagt Wezorke.

Viel lieber kocht sie natürlich zu Hause selber, und sie bäckt gern. „Manchmal bringe ich Cookies in die Kabine mit, natürlich vegan, und die werden trotzdem dankend gegessen“, erzählt sie mit einem Schmunzeln. Dass sie von anderen im Team schon mal als „Öko“ bezeichnet wird, stört sie nicht. Sie dreht die Dusche ab, falls sie noch läuft, aber nicht mehr genutzt wird, fährt in der Stadt viele Strecken mit dem Rad und bildet mit Nachbarin Ivana Mrdak oft eine Fahrgemeinschaft zum Training. Ihre Familie lebt schon immer umweltbewusst, und die Ernährungsumstellung war für sie der nächste Schritt. „Ich bin aber niemand, der rumrennt und missioniert oder in schwarz-weiß denkt.“

Noch vor einem halben Jahr hätte sie über das Thema öffentlich nicht reden wollen, am Donnerstagabend ist sie Gast beim Kamingespräch im Café V-Cake in der Dresdner Neustadt. Dann wird Wezorke über vegane Ernährung im Leistungssport sprechen – und vielleicht auch über die Partie am Mittwoch, 19 Uhr, gegen Potsdam. Ob und wenn ja, wie sie sich den Spieltag versüßt hat.

Anmeldung fürs Kamingespräch: [email protected]