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Görlitzer Stadtwerke senken die Gaspreise

Seit 2012 hält der Versorger die Preise für Erdgas stabil. Ab dem 1. Oktober wird es für die Gaskunden sogar billiger.

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Marcel Thiele weiß, dass die Funkuhr in seinem Büro am Demianiplatz mehr ist, als nur ein simpler Zeitanzeiger. „Sie ist ein unverzichtbares Arbeitsinstrument für mich“, sagt er. Marcel Thiele ist einer der beiden Gas-Beschaffer bei den Stadtwerken Görlitz (SWG). Warum dabei die Uhr so wichtig ist? „Ganz einfach“, sagt Thiele, „in einer Minute kann viel passieren.“

Der Gashandel wird immer komplexer. Wer den besten Einkaufspreis erzielen will, braucht gute Nerven und zeitlich perfektes Timing. Auch Andy Leicht, Bereichsleiter Vertrieb bei der SWG, beobachtet die Entwicklung der Gaspreise an der Börse und bestätigt: „Das ist eine enorme Herausforderung für alle Gasversorger.“ So gingen die Börsenpreise seit der vergangenen Heizperiode stetig nach unten, doch Anfang des Jahres kam es zu einer Kehrtwende, und die Preise kletterten plötzlich nach oben. Als Gründe dafür nennt Marcel Thiele zum Beispiel das Opec-Treffen Anfang des Jahres, die „Brexit“-Entscheidung und zudem neue Entwicklungen in der Ukraine-Krise. Andy Leicht kann für die SWG bestätigen, die Auswirkungen dieser Ereignisse auf den Gaspreis frühzeitig erkannt zu haben. „Deshalb konnten wir einen guten Einkauf erzielen“, freut er sich. Dennoch gibt es einen Dämpfer: Gute Einkaufspreise wirken sich nicht 1:1 auf den Kunden aus, denn sie sind nur ein Teil des Abgabepreises. Rund 30 Prozent des Erdgaspreises werden staatlich reguliert. Kosten für Import, Speicherung und Verteilung sind höher als beim Strompreis, da die Beschaffung von Erdgas aus dem Ausland aufwendiger ist. Umso beeindruckender ist das Ergebnis der Einkaufsstrategie des Görlitzer Versorgers: Deutlich sinkende Gaspreise erwarten die Kunden ab Oktober. „Bei unseren Sondertarifen liegt die Senkung bei 0,952 Cent pro Kilowatt-Stunde (kWh) und somit höher als bei den meisten unserer Mitbewerber“, berichtet Andy Leicht und erinnert zudem daran, dass die Stadtwerke ohnehin schon, trotz aller Höhen und Tiefen, seit 2012 ihre Gaspreise stabil gehalten haben. Die jetzige Preissenkung bedeutet bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 20 000 kWh eine jährliche Einsparung von 190 Euro brutto. Kein Wunder, wenn die davon „betroffenen“ Kunden auch künftig nichts dagegen haben dürften, dass Marcel Thiele in seinem Büro öfter mal zur Funkuhr schaut. (SZ/rs)