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Gourmetkoch übernimmt Villa in Radebeul

Der Dresdner Mario Pattis will mit feiner Küche sesshaft werden. Ein Brauerereichef kauft den Eisenberger Hof.

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Von Peter Redlich und Wolf Dieter Liebschner

Radebeul/Moritzburg. Lange hatten Mario Pattis und seine Lebensgefährtin Katrin Röhlich im Dresdner Stadtzentrum nach einer passenden Gaststätte Ausschau gehalten, die sie betreiben könnten. „Am Ende gab es immer etwas, was uns störte“, sagt der bekannte Gourmetkoch gestern Nachmittag. In Radebeuls Villa Sorgenfrei, dem kleinen, edlen Hotel am Augustusweg 48 scheint vieles zu passen. Pattis und Röhlich übernehmen ab Anfang November verkündeten die beiden. Wie es dazu kam? Björn und Julia Zierow, die das Haus fast zehn Jahre lang führten, verlassen Sachsen und kehren aus familiären Gründen in ihre Heimat im Norden Deutschlands zurück.

„Die beiden haben uns angesprochen, ob wir nicht Lust hätten hier einzusteigen“, sagt Pattis. Mit dem Besitzer der Immobilie unterhalb der Weinberge der Oberlößnitz, dem Unternehmer Max Iann, sind sich Pattis und Röhlich einig geworden. Sie haben einen Mietvertrag über zehn Jahre abgeschlossen mit der Option auf zweimal fünf Jahre Verlängerung. Auch die zwölf Mitarbeiter von Zierows würden übernommen. „Wir wollen etwas Langfristiges“, sagt Pattis, der früher mit seinen Eltern ein über Dresden hinaus bekanntes Hotel im Zschonergrund betrieben hatte. Familie Pattis hat 2012 das Familienhotel am Zschonergrund endgültig abgegeben.

Mario Pattis hat seitdem vor allem besondere Ereignisse als Eventkoch begleitet und war und ist beratend als Koch beispielsweise für die Sächsische Dampfschifffahrtsgesellschaft in Dresden tätig. Auf der Suche nach einem neuen Domizil wolle er nun wieder zum Romantiker werden, sagt er selbst beim Anblick der schönen Gartenanlage um die Villa Sorgenfrei. Die Größe mit 28 Betten und dem Restaurant sei genau richtig, so Pattis. Bis Jahresende werde er den Betrieb weiterführen, so wie ihn Zierows bis Jahresende angelegt haben – mit allen Bestellungen und Buchungen. „Im Januar wollen wir eine neue Küche einbauen. Ende Februar, Anfang März soll dann die neue Saison beginnen“, sagt Pattis. Gehobene Küche mit regionalen Produkten, kündigt er für seine Gäste an. So wolle er Kräuter und Gemüse in Radebeul selbst oder mit einheimischen Gärtnereien anbauen. Ein Hauptgang, so der 45-Jährige, werde dann zwischen 18 und 30 Euro kosten. Das Menü 50 bis 60 Euro. Nicht ganz preiswert, aber Pattis gilt als Genie in der Küche. 1994 war er der erste Sternekoch des Ostens. Mario Pattis: „Sterne sind immer an ein Haus gebunden. Ob wir wieder so etwas erreichen, weiß ich heute nicht. Es ist nicht mein erstes Ziel.“

Beruhigung in Moritzburg

Um eine Übernahme durch einen Einheimischen geht es auch in Moritzburg. Wie die SZ bestätigt bekam, hat der Betreiber des Restaurants im Schloss Moritzburg und Besitzer der Schwerter Brauerei in Meißen sowie des Mineralwasserunternehmens Oppacher, Eric Schäffer, den Eisenberger Hof ersteigert. Für 330 000 Euro ist die Immobilie am Freitag bei der deutschen Grundstücksauktion an ihn gegangen. Der bisherige Besitzer Ralf-Dieter Montag-Girmes aus Leipzig wolle sich Richtung Brandenburg und Berlin orientieren, hieß es.

Dass Schäffer der Besitzer des Eisenberger Hofes ist, sorgt unter der siebenköpfigen Mannschaft im Moritzburger Drei-Sterne-Hotel für Beruhigung. „Es ist so gekommen, wie wir uns das gewünscht haben. Herr Schäffer hat uns zugesichert, dass wir weitermachen können wie bisher“, sagt Wirtin Ines Roll. „Wir sind sehr froh, dass wir hier bleiben können.“ Denn es war durchaus nicht sicher, wie ein neuer Besitzer das Haus weiterführen würde. Eric Schäffer bestätigt diese Zusicherung. „Es ändert sich nichts.“ Er verspricht sich durch ein enges Miteinander zwischen Schlossrestaurant und Eisenberger Hof zusätzliche Effekte. Beispielsweise könnten Hochzeitsgesellschaften, die im Restaurant feiern, anschließend im Drei-Sterne-Haus übernachten. Den offiziellen Besitzerwechsel kündigt er für den Jahreswechsel an. Bis dahin würden alle Verträge unterschrieben sein.