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Grenzverkehr am Ebersbacher Bahnhof vor ungewisser Zukunft

Ebersbach-Neugersdorf wünscht sich einen Zuganschluss nach Rumburk. Die Tschechen setzen jedoch auf den Bus.

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Von Romy Kühr und Katja Zimmermann

Die Idee vom Neubau einer Bahnstrecke im Grenzgebiet, über die die SZ jetzt berichtete, stößt im Oberland nicht nur auf Begeisterung. Der tschechische Bezirk Usti bestätigt dabei Pläne für eine neue Strecke zwischen Varnsdorf und Seifhennersdorf und weiter nach Zittau und Liberec. Wann sie überhaupt gebaut werden könnte, das lässt das Bezirksamt offen. Das könne noch Jahre dauern. Auch aus diesem Grund hält Karl-Ernst Simm aus Ebersbach die Neubaupläne für wenig sinnvoll. Er ist Stadtrat in Ebersbach-Neugersdorf und beschäftigt sich schon lange mit dem Zugverkehr in der Region. Statt utopische Neubaupläne zu entwickeln, sollte man die bereits vorhandenen Strecken nutzen, sagt er. Und: Die vorgeschlagene Anbindung von Zittau und Liberec würde nur den südlichen Zipfel begünstigen, aber nicht die gesamte Oberlausitz in Sachen Zugverkehr voranbringen. Vielversprechender wäre da der Lückenschluss zwischen Rumburk und dem Bahnhof Ebersbach, erklärt Simm. Auf dem rund sieben Kilometer langen Abschnitt ist der Personenzugverkehr vor Jahren eingestellt worden. Seit wenigen Wochen verkehrt wieder ein Zug bis Rumburk, er kommt aus Sebnitz auf der anderen Seite des deutsch-tschechischen Zipfels. Die Anbindung bis nach Ebersbach wäre nur logisch gewesen, meint Simm. Deshalb setzt sich Ebersbach-Neugersdorf dafür ein. Unterschriften wurden gesammelt, Briefe ans zuständige Bezirksamt in Ústí geschrieben. Bisher ohne Erfolg.

Doch auch andere bestehende Schienen könnten laut Karl-Ernst Simm aus Ebersbach wieder genutzt werden. Zum Beispiel könnte der Trilex von Seifhennersdorf weiterfahren bis nach Eibau oder Ebersbach. „Dann hätte der gesamte Bereich um Seifhennersdorf, auch mit Varnsdorf, Anbindung an die Strecke nach Dresden und Liberec.“ Mit günstigen Fahrpreisen wie dem Euro-Neiße-Ticket würden sich so viele attraktive Möglichkeiten für Touristen wie Einheimische ergeben, sagt Karl-Ernst Simm. Die Ansichten des tschechischen Bezirks Usti, der auf seiner Seite der Grenze den Zugverkehr bestellen müsste, lassen jedoch wenig Hoffnung auf eine baldige Zugverbindung Rumburk-Ebersbach zu. „Eine Anbindung existiert bereits, und das auf gutem Niveau“, stellt Sprecherin Magdalena Hanácková klar. Sie sei durch die Buslinie 409 gewährleistet. Das sei sogar besser, weil der Bus mehr Haltestellen anfahre. Zum Beispiel transportiere die Buslinie Kinder zwischen den Partnerschulen der beiden Städte Rumburk und Ebersbach, aber auch Reisende aus Neugersdorf würden den Bus nach Rumburk mit der Haltestelle in Jiríkov (Georgswalde) am Grenzübergang benutzen.

Der tschechische Zugbetreiber SZDC hingegen unterstützt die Ansicht Ebersbach-Neugersdorfs: Die Verbindung Rumburk-Ebersbach könnte mit geringem Aufwand wieder in Betrieb gehen, sagt Sprecher Jakub Ptacinský. „Die Strecke ist in einem guten technischen Zustand und befahrbar.“ Seiner Aussage nach fehle nur die Zustimmung des Bezirksamts, das den Zugverkehr bestellen muss. „Im Fall einer Entscheidung des Bezirksamts wären wir in der Lage, in kurzer Zeit die Strecke mit minimalen Kosten wieder zu eröffnen,“ sagt der Sprecher der tschechischen Bahn. Lediglich kleine Ausbesserungen seien nötig, dann stünde dem ganzjährigen Personenverkehr nichts im Weg.