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Großhänchen entdecken

Am Sonntag gibt’s einen Dorfspaziergang durch den Burkauer Ortsteil mit Lothar Schenk. Auch für Nachbarn.

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© Regina Berger

Von Carolin Menz

Sogar Uhyster haben sich angekündigt! Erstaunlicherweise war mancher Nachbar noch nicht da. Kennt Großhänchen nicht. Wie mancher Burkauer oder Jiedlitzer oder Bockaer auch nicht. „Dabei sind wir doch gar nicht so groß“, sagt Lothar Schenk. Und muss schmunzeln. Sonntag sollen die Nachbarn aus den Ortsteilen mal ruhig alle kommen, wenn Lothar Schenk der Gästeführer ist beim zweiten Dorfspaziergang. Er hofft auf ein Stück Dorfzusammenführung.

Zwei der ältesten Häuser in Großhänchen. Früher war es ein kleines Bauerngehöft mit Wohnhaus und Stall. Zur DDR-Zeit war dort die Poststelle untergebracht. Es war stark renovierungsbedürftig, als ein örtlicher Handwerker mit Sanierung und Ausbau begann. E
Zwei der ältesten Häuser in Großhänchen. Früher war es ein kleines Bauerngehöft mit Wohnhaus und Stall. Zur DDR-Zeit war dort die Poststelle untergebracht. Es war stark renovierungsbedürftig, als ein örtlicher Handwerker mit Sanierung und Ausbau begann. E © Regina Berger
Das ehemalige Erbgericht. Hier wurde einst gespeist und getanzt, später ratterten hier Webstühle. Damit war nach der Wende Schluss – Leerstand drohte. Willi Wallmüller aus Mainz kaufte und sanierte das Haus. Bis heute vermietet er hier Wohnungen.
Das ehemalige Erbgericht. Hier wurde einst gespeist und getanzt, später ratterten hier Webstühle. Damit war nach der Wende Schluss – Leerstand drohte. Willi Wallmüller aus Mainz kaufte und sanierte das Haus. Bis heute vermietet er hier Wohnungen. © Regina Berger
Das Rittergut, erstmals erwähnt 1020. Investor Willi Wallmüller wollte auch das kaufen – konnte sich aber nicht einigen mit den Erben. Das unsanierte Haus ist bewohnt. Aus dem Rittergut stammt der sorbische Philologe Arnost Muka.
Das Rittergut, erstmals erwähnt 1020. Investor Willi Wallmüller wollte auch das kaufen – konnte sich aber nicht einigen mit den Erben. Das unsanierte Haus ist bewohnt. Aus dem Rittergut stammt der sorbische Philologe Arnost Muka. © Regina Berger

Viele in der Gemeinde wollen, dass die Burkauer ein bisschen enger zusammenrücken – allen voran die Organisatoren des Spaziergangs. Natur- und Heimatfreunde Burkau, Sport- und Kulturfreunde Uhyst, Reitverein Taucherwald, Feuerwehr Großhänchen/Pannewitz, Horst Bielig aus Burkau und Lothar Schenk aus Großhänchen haben bei der Planung schon mal bewiesen, dass ortsteilübergreifende Veranstaltungsplanung bestens funktionieren kann. „Nach dem ersten, sehr erfolgreichen Spaziergang in Burkau im April kam die Idee auf, dass wir nun in einen Ortsteil gehen“, sagt Maik Hübschmann von den Natur- und Heimatfreunden. Einheimische, Zugezogene und Gäste sollen schöne Ecken entdecken, alte Geschichten hören und über Neuentstandenes staunen. „Vor allem sollen die gemeinsamen Spaziergänge helfen, noch vorhandene Grenzen in den Köpfen der Menschen verschwinden zu lassen“, sagt Maik Hübschmann.

Viele Häuser vor dem endgültigen Verfall gerettet

Lothar Schenk hat die Chronik von Großhänchen gewälzt. „Ich könnte so viel erzählen“, sagt er. „Die Zeit wird nicht reichen.“ Denn das 1020 erstmals urkundlich mit dem Rittergut erwähnte Platzdorf Großhänchen ist zwar klein mit seinen heute 200 Einwohnern. Und doch stecken hinter den Fassaden hübsch sanierter Bauerngehöfte Geschichte und Geschichtchen, die Lothar Schenk ausplaudern kann. „Viele der Häuser bei uns wurden vor dem endgültigen Verfall gerettet“, sagt Lothar Schenk. Denn nach der Wende kam der Mann aus dem Westen. Willi Wallmüller, Bauunternehmer aus Mainz. Er war einer derer, die kauften und sanierten im Osten. „Ohne ihn wäre Großhänchen nicht das, was es heute ist“, sagt Lothar Schenk.

Und so führt er Spaziergänger zum ehemaligen Erbgericht, in dem früher getanzt und getrunken wurde und später Webstühle einer Großröhrsdorfer Weberei ratterten. Will Wallmüller ließ hier Wohnungen bauen – wie auch im benachbarten Bauerngehöft. Es gehörte einst Großbauer Abraham, der 1850 einen Knecht so verärgerte, dass der aus Rache Feuer legte. Halb Großhänchen fackelte da ab. Lothar Schenk wird darüber erzählen, ebenso übers ehemalige Bauerngut Kahle und die spätere Kneipe der LPG hier. Oder vom Reiterhof in der ehemaligen Milchviehanlage dahinter. Willi Wallmüller hat auch all das einst neu aufbauen und sanieren lassen.

Ein junger Handwerker aus Großhänchen eifert ihm ein wenig nach. Er saniert ein Fachwerkaus, eines der ältesten Gebäude im Dorf überhaupt. Ganz behutsam. Mit Lehm, Stroh und viel Geduld. Schön wird es. „Unser Rittergut verfällt hingegen“, sagt Lothar Schenk. Er blickt über den Zaun. Er wird es trotzdem gern zeigen. Hier begann Großhänchen einst.

Start zum 2. Spaziergang „Gemeinde Burkau - zwischen gestern und heute“ ist Sonntag 10 Uhr auf dem Parkplatz der Firma Heimfrost. Dauer: Rund anderthalb Stunden. Ziel ist der Reiterhof. Es gibt eine Filmvorführung „Burkau und seine Ortsteile“ sowie historische Bilder und Karten zu sehen. Vereine kümmern sich um Essen und Getränke. Kinder dürfen reiten. Bei Dauerregen findet die Veranstaltung ab 10 Uhr ausschließlich auf dem Reiterhof statt.