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Gute Imker und Landwirte vereint gegen Mono-Kulturen

Johannes Scholze führt seit 20 Jahren Bienenhof Regina in Cunnewitz. Er kümmert sich.

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© Andreas Kirschke

Von Andreas Kirschke

Ralbitz-Rosenthal. Tag für Tag schwärmen sie aus. Elf Völker Bienen sammeln Nektar in Gärten und auf Feldern. Darüber freut sich Johannes Scholze (76), Inhaber des Bienenhofs Regina in Cunnewitz. Seit 20 Jahren besteht der Bienenhof Regina. Johannes Scholze führt ihn mit seiner Familie. Er gibt das Wissen weiter, das ihm einst sein Großvater mütterlicherseits Peter Bresan in Saalau mitgab. „Großvater hielt acht Bienenvölker“, erzählt Johannes Scholze. „Er legte mir die Liebe zur Natur ins Herz. Mit Ehrfurcht, mit Respekt, mit Zuneigung für Bienen. Schon damals meinte er zu mir: Eines Tages wirst du selbst Bienen halten. Sie geben nicht nur Honig. Sie sorgen für die Befruchtung von Äpfeln, Birnen, Pfirsichen, Kirschen und vielerlei Pflanzen.“

Johannes Scholze lernte vom Großvater die handwerkliche Pflege. Er lernte, Rähmchen anzufertigen und Beuten auszubessern. Er lernte, Bienen zu beobachten, die Königin aufzuziehen, Schwärme zu verhindern. „Vater war im Krieg geblieben. So musste Mutter mit uns Kindern 17 Hektar Landwirtschaft allein weiterbewirtschaften“, erzählt der 76-Jährige. „Wir hatten sechs Kühe, zwei Pferde, Schweine und weitere Tiere. Wir bauten Roggen, Hafer, Gerste, Kartoffeln und Futterrüben an.“ Bis 1959 führte Johannes Scholze den Hof mit der Mutter weiter. Bei der LPG Sorabia arbeitete er später als Meister für Instandhaltung, zuletzt seit 1992 als Leiter der Landfleischerei Delany Ralbitz. 1964 heiratete er nach Cunnewitz ein. Schwiegervater Georg Hentsch hielt Bienen zur Eigenversorgung. Johannes Scholze ging ihm fleißig zur Hand. Wieder lernte er von der Erfahrung des Älteren. Er lernte, Beuten zu säubern. Er lernte, alle neun Tage die Bruträume durchzusehen „Wichtig ist, dass die Bienen immer genug Arbeit haben.“

1969, als der Schwiegervater krank wurde, übernahm Johannes Scholze die Bienenhaltung. Zu dieser Zeit gab es sogar noch Heide-Honig und Wald-Honig. Von bis dahin sieben Bienenvölkern stockte Johannes Scholze auf zwölf Bienenvölker auf. Ehefrau Regina unterstützte ihn tatkräftig. Sie half beim Schleudern und Honigabfüllen. Sie ermutigte ihren Mann zum Weiter-Imkern. In mühevoller Kleinarbeit schuf Johannes Scholze nach und nach einen Schulungsraum, später einen Verarbeitungsraum mit Honigschleuder und eine kleine Küche. Inzwischen entstand zudem ein kleiner Lehrpfad mit altem Bienenhaus, mit Info-Tafeln und mit Info-Film. Seit der Wende-Zeit setzt der Imker auf die weniger zeitaufwendige sogenannte Magazin-Haltung der Bienen. Seit 2006 betreut Johannes Scholze kontinuierlich Schüler der Ralbitzer Oberschule im Ganztagsangebot „Imkern“. „Daraus gingen schon neun junge Imker hervor“, sagt er. „Sie blieben alle dabei. Als Arbeitsgrundlage gebe ich jedem Schüler, der mit Ausdauer und Fleiß zwei Jahre durchhält, Ableger für die Bienenhaltung mit. Christiane Wocko in Schönau zum Beispiel hält schon selbst drei Bienenvölker.“

Bei sich zu Hause in Cunnewitz gibt Johannes Scholze seine Liebe und Fachkenntnis gern an Schwiegertochter Edda Rehberger (43) und Tochter Bianca (12) weiter. Sie hegen viel Interesse für die Bienenhaltung. Sie sind begeistert vom naturbelassenen Honig. Seit Jahrtausenden dient er den Menschen als Süßungsmittel, Kraftnahrung und Hausmittel zum Heilen. Honig enthält mehr als 180 verschiedene Inhaltsstoffe. Sein Gehalt an Frucht- und Traubenzucker, Mineralstoffen, Spurenelementen und biologischen Wirkstoffen macht ihn so einzigartig und wertvoll. Honig wirkt antibakteriell und entzündungshemmend. Heute dient Honig sogar vielfältig als hochwertiges Hautpflege-Mittel. „Für all dies legen wir Imker Jahr für Jahr die Grundlagen“, sagt Johannes Scholze. Honig hilft auch als Energiespender für Sportler und alle, die viel leisten müssen. Honig hilft als Massage zur Vitalisierung und Entschlackung. Noch weitere Bienenprodukte fördern die Gesundheit der Menschen.

Aber auch die Gesundheit der Bienen selbst ist zu beachten. Eine ernste, große Gefahr ist die Varoa-Milbe. Durch deren Viren wachsen den Bienen keine Flügel mehr. „Die Gefahr durch Varoa-Milben ist längst nicht gebannt“, sagt Johannes Scholze nachdenklich. „Eine ganz neue Bienen-Krankheit, die vielen Imkern Sorgen macht, ist die amerikanische Faulbrut. Für Menschen ist sie ungefährlich. Bei Bienen jedoch zerstört sie die Larven.“

Eine Gefahr sieht der Cunnewitzer in einseitiger, großflächiger Landwirtschaft ohne Sorten-Vielfalt. Das Pflanzenschutz-Mittel Glyphosat kann zur Orientierungslosigkeit bei Bienen führen. Die Flugfähigkeit wird den Bienen durch das Besprühen genommen. Sie können dann – bedingt durch den Schatten der Pflanzen und die niedrigeren Temperaturen – nicht mehr fliegen. „ Imker und Landwirte sollten verstärkt zusammenarbeiten. Sie sollten sich über Zeiten und Intensität beim Einsatz der Pflanzenschutzmittel abstimmen.“

Die Landwirte sind bereits sensibilisiert. Als gutes Beispiel nennt er das Klostergut St. Marienstern. Mit Gutsverwalter Frank Weigel arbeitet er regelmäßig zusammen. Dieser hat bei Cunnewitz sogar eine spezielle Sonnenblumen-Sorte gepflanzt – die bienenfreundliche Sorte Peredovic. Es ist eine sogenannte Blühfläche mit langjähriger Nutzung für alle heimischen Insekten-Arten und Vögel. „Die Bienen werden dorthin gelockt“, sagt Johannes Scholze. So entgehen sie weitgehend der Wirkung chemischer Pflanzenschutz-Mittel. Noch heute zehrt Johannes Scholze von den Erfahrungen des inzwischen verstorbenen tschechischen Imkers Bohouš Trdla aus Zelezny Brod. Eine tiefe Freundschaft verband ihn mit ihm. „Ich konnte viel von seinen Erfahrungen lernen“, meint der Cunnewitzer dankbar. „Bohouš Trdla brachte mir viel über Propolis bei, ebenso über die Haltung der Bienen und die vielfältige Heilung durch Honig.“