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Halbendorfer wollen zu Cunewalde gehören

Junge Leute engagieren sich für einen Wechsel des Ortsteiles, der zu Schirgiswalde-Kirschau gehört. Das hat vor allem einen Grund.

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© Uwe Soeder

Von Katja Schäfer

Halbendorf/Gebirge. Vor allem für Familien mit Kindern ist es ein Problem, dass Halbendorf zu Schirgiswalde-Kirschau gehört und nicht zu Cunewalde. Der kleine Ortsteil mit etwa 130 Einwohnern liegt am äußersten Rand der Stadt und grenzt direkt an die Nachbargemeinde. Von Halbendorf bis zu Kita, Grundschule und Hort in Kirschau sind es reichlich vier Kilometer. Die Grundschule der Gemeinde Cunewalde, auf derem Gelände in Weigsdorf-Köblitz sich auch eine Kita und ein Hort befinden, ist hingegen nur gut einen Kilometer entfernt. Deshalb bemühen sich junge Eltern aus Halbendorf jetzt darum, dass der Ort von Schirgiswalde-Kirschau nach Cunewalde wechselt.

© Schulze, Gert

„Seit Jahrzehnten schon gehen viele Kinder aus Halbendorf in Weigsdorf-Köblitz in den Kindergarten und zur Schule. Aber das wird zunehmend zum Problem“, sagt Diana Paul-Pietsch. Sie gehört zu denen, die sich für eine Umgliederung engagieren. Zum einen werden in Cunewalde die Kita-Plätze knapp. „Bei der Vergabe werden verständlicherweise Kinder aus der Gemeinde gegenüber auswärtigen bevorzugt“, erklärt die junge Frau, die zwei Kinder hat und dieser Tage das dritte erwartet. Zum anderen sind Ausnahmegenehmigungen notwendig, damit Halbendorfer Mädchen und Jungen an der Cunewalder Grundschule lernen können. Denn eigentlich müssen sie eine Grundschule in der Stadt besuchen, in der sie leben. „Nach Kirschau können die Kinder den Schulweg kaum allein bewältigen; weder mit öffentlichen Verkehrsmitteln, noch mit dem Fahrrad. Man müsste sie also immer mit dem Auto hinschaffen und abholen. Bis zur Schule in Weigsdorf-Köblitz können sie auf dem Radweg fahren oder laufen“, beschreibt Diana Paul-Pietsch, deren älteste Tochter im Sommer zur Schule kommt, die Situation. Ob das Mädchen in Weigsdorf-Köblitz eingeschult werden darf, ist offen. „Über unseren Antrag auf Ausnahmegenehmigung wird erst im Frühjahr entschieden. Diese Ungewissheit ist schlimm“, sagt die Mutter. Hinzu kommt die Sorge etlicher Eltern, dass auch in der Schule die Plätze knapp werden und Kinder von außerhalb dann keine Chance mehr haben.

Der Cunewalder Bürgermeister Thomas Martolock (CDU) begrüßt die Wechsel-Wünsche der Halbendorfer. „Ich bin froh, dass einige Einwohner des Ortes das Thema jetzt anpacken. Zwischen Halbendorf und Cunewalde gibt es ja viele Schnittstellen“, sagt er. Zum Beispiel gehen viele Halbendorfer in Cunewalde einkaufen, zum Arzt und nutzen öffentliche Einrichtungen. Würde der Ort künftig zu Cunewalde gehören, hätte das auch für die Gemeinde Vorteile. Denn mehr Einwohner bedeuten auch mehr Finanzzuweisungen vom Land. Thomas Martolock will bis Mitte Januar ein „objektives Papier erarbeiten, in dem nüchtern alle Fakten aufgelistet sind“. Dann möchte er gern mit dem Schirgiswalde-Kirschauer Bürgermeister Sven Gabriel (FDP) „über alle Chancen und Risiken“ sprechen, die mit einer Umgliederung von Halbendorf verbunden wären.

Allerdings stehen nicht alle Halbendorfer hinter dem Ansinnen von Diana Paul-Pietsch und ihren Mitstreitern. Vor allem Alteingesessene sehen keinen Grund für einen Wechsel. Sie befürchten, dass damit Aufwand verbunden ist, zum Beispiel durch Adressänderungen. Doch beide Seiten sind im Gespräch und streben an, dass demnächst in ihrem Ort eine Zusammenkunft aller Einwohner stattfindet, bei der auch Sven Gabriel zugegen ist.

Wechsel-Wünsche sind in Halbendorf nichts Neues. Bereits 2009 hatte sich dort eine Bürgerinitiative gegründet mit dem Ziel, Halbendorf aus der damaligen Gemeinde Crostau aus- und an Cunewalde anzugliedern. Einen entsprechenden Antrag unterschrieben 75 von 120 Wahlberechtigten. Der Crostauer Gemeinderat lehnte ihn aber ab. Als klar war, dass sich Schirgiswalde, Kirschau und Crostau zusammenschließen werden, wandte sich die Bürgerinitiative im Frühjahr 2010 mit einem Antrag an die drei Bürgermeister. Doch ihr Ansinnen scheiterte wieder. Der Crostauer Gemeinderat lehnte es ab, die Umgliederung Halbendorfs in den Fusionsvertrag aufzunehmen. Danach wurde es still um das Thema. Nun gibt es einen neuen Versuch.