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Hand in Hand auf Streife

Matthias Zickler und Uwe Mittag sind Bürgerpolizisten in Kamenz und im Sorbenland. Zusammen geht es besser.

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© Kristin Richter

Von Nadine Franke

Kamenz. Sobald der Streifenwagen den Hof des Polizeireviers in Kamenz verlässt, befindet sich ein Bürgerpolizist in seinem Element. Jeden Tag geht es für Matthias Zickler und Uwe Mittag auf einen Rundgang in ihrem Gebiet. Polizeihauptkommissar Zickler ist neben Kamenz und Schönteichen auch für Deutschbaselitz zuständig, und Polizeihauptmeister Mittag betreut die sorbischen Gemeinden im Verwaltungsverband „Am Klosterwasser“. In ihren Bereichen sind sie die direkten Ansprechpartner für die Bürger. Die Augen der Bürgerpolizisten sind geschult für Konflikte, sie haben einen Blick für Auffälligkeiten auf den Straßen ihres Gebiets. Sie bemerken sofort, wenn ein Wagen an einem ungewöhnlichen Ort steht oder jemand sein Unwesen in der Gegend treibt.

Sie blicken auf die vertrauten Straßen, als sie mit dem Polizeiwagen ihren Rundgang beginnen. Im Ländlichen müssen größere Strecken zurückgelegt werden, doch sie sind ebenso zu Fuß in ihren Gemeinden unterwegs. Es gibt auch markante Anlaufstellen, an denen die Beamten langsamer fahren oder aussteigen, um die Lage zu überblicken. Eine dieser Anlaufstellen ist in Panschwitz-Kuckau.

Mit freundlichem Lächeln und Händeschütteln wird Uwe Mittag im Verwaltungsverband „Am Klosterwasser“ begrüßt. Zwischen ihm und dem noch bis Ende Juli amtierenden Vorsitzenden des Verbandes, Alfons Rycer, hat es immer einen guten Draht gegeben. Immerhin dreieinhalb Jahre lang. Neuer Chef am Klosterwasser wird Mirko Domaschke. Heute trifft der zukünftige Vorsitzende das erste Mal auf seinen Bürgerpolizisten und schon beim Händedruck ist spürbar, dass beide planen, ihre Zusammenarbeit erfolgreich fortzusetzen. „Diese Verbindung zwischen der Polizei und den Gemeinden ist uns sehr wichtig“, sagt Alfons Rycer. Der Verwaltungsverband schätzt seinen Bürgerpolizisten, Uwe Mittag erhielt vor Ort ein eigenes Büro, in welchem er jeden Dienstagnachmittag für die Bürger und die fünf Bürgermeister der Gemeinden da ist.

Eine solide Männerfreundschaft

Die Bürgerpolizisten Zickler und Mittag sind zwei Urkamenzer, sie kennen jede Straße in der Region und sind mit den Bürgern vertraut. Die beiden Bürgerpolizisten sind oft gemeinsam unterwegs. Wie ein eingespieltes Team. Sie arbeiten bereits seit 26 Jahren miteinander. Schon kurz nach der Wende waren sie gemeinsam auf Streife und es entwickelte sich auch außerhalb des Polizeidienstes eines solide Männerfreundschaft.

Zwischenzeitlich trennten sich ihre Wege, als Uwe Mittag nach Bautzen wechselte. Doch als er 2012 Bürgerpolizist im Kamenzer Revier wurde, stiegen sie wieder gemeinsam in den Streifenwagen. Seither geht es wieder Hand in Hand. Trotz unterschiedlicher Zuständigkeitsbereiche. Als Bürgerpolizisten suchen sie den Kontakt zu den Menschen, selbst wenn es sich in den Gesprächen manchmal nur um das aktuelle Befinden dreht. Oder das Wetter. Gerade der Kontakt zu den Alteingesessenen ist wichtig. Wie die ehemalige Kindergärtnerin Julia Hentzschel. Die Rentnerin aus Panschwitz-Kuckau schätzt vor allem die Art, wie Uwe Mittag mit den Bürgern umgeht. „Er ist sehr ruhig und hinweisend. Es ist viel besser, die Probleme erst einmal einzukreisen, anstatt gleich zu schießen – mit Worten.“ Julia Hentzschel vertraut den Bürgerpolizisten auch ihre privateren Probleme an und bittet sie um Rat.

Polizisten müssen sich Vertrauen erarbeiten

Seit 2012 setzt der Freistaat verstärkt auf das Konzept der Bürgerpolizisten. Im Kamenzer Revierbereich wurden die Stellen von fünf auf zwölf aufgestockt. „Am Anfang wussten viele Bürger nicht, wie sie mit uns umgehen sollen“, sagt Mittag. „Aber das hat sich inzwischen gewandelt.“ Die Bürger gehen offener auf ihre Ordnungshüter zu und nutzen bei Bedarf auch mal die Sprechstunden. Dieses Vertrauen müssen sich Polizisten immer wieder erarbeiten. Zum Beispiel auch, indem sie den schon vorgekommenen Übergriffen auf sorbische Mitbürger und Symbolen intensiv nachgehen. Da macht sich der direkte Kontakt durchaus gut.

Der Einsatzbereich der Bürgerpolizisten ist sehr umfangreich. Das Aufgabenfeld deckt alle Bereiche ab. Da stehen Verkehrsschulungen an, ist Nachbarschaftstreit übern Gartenzaun zu schlichten, müssen Unfallorte gesichert oder mal eine Strafanzeige aufgenommen werden. Matthias Zickler leitet das ganze Team der Bürgerpolizisten an. „Das Anforderungsprofil ist enorm, denn jeder von uns muss die Fähigkeit besitzen, eine Lage allein zu beurteilen und direkt einzugreifen.“ Als der Streifenwagen nach Stunden wieder auf den Hof des Reviers fährt, werden sie per Funk bereits zum nächsten Einsatz gerufen.