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Harter Einschnitt für Trebendorf

Der Grundlagenvertrag zur Umsiedlung von Mühlrose soll noch im März unterzeichnet werden.

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Erinnerungswerte stehen am Ortsrand Mühlrose. Zu ihnen gehört auch der Wolfsstein aus dem Waldgebiet Tiergarten zwischen Mühlrose und Weißwasser.
Erinnerungswerte stehen am Ortsrand Mühlrose. Zu ihnen gehört auch der Wolfsstein aus dem Waldgebiet Tiergarten zwischen Mühlrose und Weißwasser. © Foto: Andreas Kirschke

Mühlrose. Mit der geplanten Umsiedlung von Mühlrose ist die jahrelange Ungewissheit und Hängepartie für die Bürger beendet. Sie wird jedoch für die Einwohner und für die Gemeinde Trebendorf ein sehr harter Schnitt. Dies unterstrich Bürgermeister Waldemar Locke (CDU), selbst Mühlroser, Mittwoch zur Ratssitzung. „Somit verschwindet ein Dorf mit 642-jähriger Geschichte, mit seinem gewachsenen Dorfkern, mit gewachsenen Strukturen, mit seiner Heimatverwurzelung und mit seiner liebgewonnenen Lebensweise“, kommentierte er die Entscheidung der Leag. Am 14. Februar hatte der Kohlekonzern die Nachricht in nicht- öffentlicher Einwohnerversammlung verkündet. Mühlrose, so Waldemar Locke, ist das letzte Dorf in Sachsen, das noch abgebaggert wird. Mit der Entscheidung werde jenen Bürgern entsprochen, die die Sicherung von Arbeitsplätzen in der Braunkohle wollten.

Zehn Familien nach Trebendorf

Der Grundlagen-Vertrag für die Umsiedlung von Mühlrose nach Schleife-Nord, Groß Dübener Weg soll noch im März von allen Beteiligten unterzeichnet werden. Das sind Trebendorf als abgebende Gemeinde, Schleife als aufnehmende Gemeinde und die Leag. Die planmäßige Erschließung des Umsiedlungsstandortes soll am 1. April beginnen. Die meisten der rund 200 Mühlroser wollen nach Schleife-Nord Groß Dübener Weg. „Es gibt jedoch auch zehn Familien, die innerhalb unserer Gemeinde – nach Trebendorf – umsiedeln wollen“, erläuterte Waldemar Locke. „Am 1. April beginnt die Einzelumsiedlung dieser Familien.“ Gemeinderäte wie Norbert Struck, Klaus Rohrbach und Frank Gärtig sprachen sich dafür aus, dass unbedingt weitere Flächen für bauwillige Umsiedler ausgewiesen werden. Die Gemeinde Trebendorf sollte bei der Leag als dem Eigentümer der Flächen mit Nachdruck dafür kämpfen. „Die Leag könnte mit gutem Beispiel vorangehen und solche Flächen freigeben, damit junge Familien nach Trebendorf ziehen und hier bauen können“, unterstrich Frank Gärtig. In der Sitzung des Beirates Entwicklungskonzept Kirchspiel Schleife am 18. Februar kam das Thema offen zur Sprache. Mit dabei waren Landrat Bernd Lange und Dr. Hartmut Mangold, Staatssekretär des Sächsischen Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit. Waldemar Locke sprach dabei auch die schwierige finanzielle Lage der Gemeinde Trebendorf offen an. „Wir sind unverschuldet dort hineingeraten“, sagte er. „Hartmut Mangold hat jetzt angekündigt: Es wird einen Kabinettsbeschluss der Staatsregierung geben. Diesbezüglich hoffen wir auf einen guten Bescheid für Schleife wie auch für Trebendorf. Wir hoffen auf Entlastungen angesichts der hohen Gewerbesteuer-Rückzahlungen.“

540 Bewohner Anfang der 60er-Jahre

Für Mühlrose endet mit der Umsiedlung jahrhundertelange Geschichte. Im Jahre 1536 wurde das sorbische Gutsdorf erstmals urkundlich erwähnt. Die Standesherrschaft Muskau kaufte es 1597. Die Einwohner von Mühlrose, so vermerkt es die historische Tafel am Standort der Erinnerungssteine am Ortseingang, betrieben einst im Waldgebiet Tiergarten Bienenzucht. Noch Anfang der 1960er-Jahre lebten in Mühlrose rund 540 Einwohner. Der Ort erlebte durch den Tagebau Nochten zwei Teilortsumsiedlungen. Der Ortsteil Neustädter Ausbau wurde bereits 1966 / 1967 abgebaggert. 135 Einwohner von 21 Höfen mussten umsiedeln. Der Friedhof Mühlrose wurde vom Ortsrand umverlegt in die Dorfmitte. Das war damals eine hohe seelische Belastung für die Einwohner und eine Störung der Totenruhe. Heute muss mit der Abbaggerung des gesamten Ortes Mühlrose der Friedhof erneut umgebettet werden.

Dem Bergbau weichen mussten 1967 auch der Sportplatz und das Dominium – die frühere Gutsschäferei mit Wohnhaus, Nebengebäude, Scheunen und Ställen. Wie der Friedhof und der Sportplatz prägte das Dominium maßgeblich das Ortsbild. 1971 bis 1973 wurde der Ortsteil Tzschellner Ausbau abgebaggert. 81 Einwohner von 18 Höfen mussten umsiedeln. 1973 bis 1997 stand die Kohleverladung des Tagebaus Nochten direkt vor Mühlrose. Mit Lärm, Staub, Erschütterungen und Verlust des Grundwassers mussten die Einwohner über viele Jahre starke Belastungen durchleben. Mit der Umsiedlung beginnt für sie ein neuer Lebensabschnitt.

Einwohnerversammlung am Montag

Am 11. März findet mit der Leag eine Einwohnerversammlung statt. Sie beginnt um 18 Uhr im Gasthaus „Zur Erholung“.