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Hartha bleibt auf Ruinen sitzen

Der Investor des Stadtgutes zog sein Interesse zurück. Auch der Bahnhof bleibt städtisches Eigentum.

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© Dietmar Thomas

Von Sylvia Jentzsch

Hartha. Es hätte so schön werden können. Mit der Sanierung des Stadtgutes wäre nicht nur ein Schandfleck verschwunden und ein denkmalgeschütztes Gebäude teilweise erhalten geblieben. Hartha hätte für seine älteren Bürger eine Alternative für die Betreuung und weitere medizinische Dienstleistungen anbieten können. Mit diesen Angeboten hätte es sicher auch eine Belebung des Marktes gegeben.

Doch der Investor hat sein Interesse am Kauf des Objektes zurückgezogen. Das teilte er dem Bürgermeister und dem Bauamtsleiter mit. Der Investor wollte das Stadtgut umbauen und in dem Gebäude betreutes Wohnen und teilstationäre Pflege anbieten. Das Vorhaben fand bei den Stadträten große Zustimmung, da es ein solches Angebot in Hartha noch nicht gibt, aber gebraucht wird.

„Ich habe mich schweren Herzens von diesem Vorhaben getrennt. Doch eine Investition muss sich auch rechnen. Das war nach allen Abwägungen nicht der Fall. Deshalb haben meine Partner Abstand genommen. Hinzu kommt, dass der Aufwand zur Erfüllung der Auflagen des Denkmalschutzes sehr hoch gewesen ist“, so der Investor.

Dem Verfall preisgegeben

Das Stadtgut ist weiter dem Verfall preisgegeben. Nach der Wende gab es schon einige Ideen, was aus dem 1835 errichtet und immer wieder umgebauten Gut der Stadt werden soll. Es stand bereits zu DDR-Zeiten unter Denkmalschutz, weil es ein erhaltenswertes Ensemble mit Potenzial ist.

Schon zweimal gab es Versuche, das Objekt umzubauen. In den 1990er Jahren wollte ein Architekt auf dem Areal eine Wohnanlage bauen. Das Eckgebäude sollte ein Wohn- und Geschäftshaus werden und im hinteren Bereich der Leisniger Straße einzelne Wohngebäude entstehen.

„Dieses Projekt wäre nicht umsetzbar gewesen. Trotz Absprachen wurden bei der Planung die Vorzüge des Stadtgutes nicht berücksichtigt. Die untere Denkmalschutzbehörde hätte dazu nicht ihre Zustimmung gegeben“, so Jörg Liebig, Fachbereichsleiter Denkmalschutz im Landratsamt Mittelsachsen.

Zehn Jahre später habe das Architekturbüro Reichenbach im Auftrag der Stadt Hartha eine sehr gute Entwurfsplanung vorgelegt, so der Denkmalschützer. Die Stadt hatte das Gut erworben, um daraus einen Treffpunkt für alle Generationen zu machen.

Das Industriemuseum und die Heimatstube sollten einziehen, ein Ort entstehen, an dem sich Vereine treffen können. „Das war eine wunderbare Idee und hätte auch zur Belebung des Marktes beitragen sowie Probleme mit dem ruhenden Verkehr lösen können. Jammerschade, dass das Vorhaben nicht umgesetzt werden konnte“, so Jörg Liebig. Weil das Fördergeld aus dem Stadtsanierungskonzept ausblieb, konnten die Pläne nicht umgesetzt werden.

Nun wird das Gebäude weiter verfallen. Laut der Mitteilung der Fraktion Bündnis 90/Grüne liege bereits ein Abrissantrag für das Stadtgut Hartha vor.

Käufer für Bahnhof steigt aus

Der Interessent für den Bahnhof sei vom Kauf zurückgetreten, sagte Bürgermeister Ronald Kunze (parteilos) zur Ratssitzung. Sylvia Reichert-Penzel, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Freie Wählergemeinschaft, nutzte die Bürgerfragestunde zum Stadtrat, um sich über den Bahnhof zu erkundigen. „Vor mehr als sieben Monaten ist das Gebäude mit Grundstück an Erik Messerschmidt verkauft worden. Bisher hat sich dort noch nichts getan. Können Sie das erklären?“, fragte Sylvia Reichert-Penzel.

Zurzeit sei die Verwaltung mit einem potenziellen Bauträger im Gespräch, der das gesamte ehemalige Bahnhofsgelände kaufen und zu einem Eigenheimstandort entwickeln will, so Kunze.

„Erst wenn hier Ergebnisse vorliegen, wird über das weitere Vorgehen zum Bahnhofsgebäude zu entscheiden sein“, ergänzte Bauamtsleiter Ronald Fischer auf Anfrage des DA.

Abriss des Polytechnischen Kabinetts

Das ehemalige polytechnische Kabinett an der Richard-Wagner-Straße wird seit September 2012 nicht mehr genutzt. Wahrscheinlich wird das Gebäude abgerissen, da es in vielerlei Hinsicht nicht mehr den heutigen Anforderungen in Bezug auf den Brandschutz, die Sicherheit oder die Energieeffizienz entspricht. „Die Stadt ist immer noch dabei, Fördermittel für den Rückbau des Gebäudes zu eruieren“, so Bauamtsleiter Ronald Fischer.