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Herrenhaus soll saniert werden

Die neuen Eigentümer des Rittergut-Ensembles in Kleinbautzen kommen aus Radebeul. Am Sonntag laden sie alle nach Kleinbautzen ein.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Schnell wird es in der jetzigen Jahreszeit dunkel. Doch davon lassen sich Sibylle Wagner und Peter Rietschel nicht abhalten. Denn sie haben viel zu tun. Bis zum Wintereinbruch muss am Ritterguts-Ensemble in Kleinbautzen alles so dicht sein, dass weder Schnee noch Kälte den Häusern etwas antun können. Seit Kurzem sind die beiden Eigentümer vom Herrenhaus nebst anschließender Scheune, zwei Ställen und der ehemaligen Brennerei, die irgendwann einmal zum Wohnhaus umgebaut wurde.

In letzteres sind Sibylle Wagner und Peter Rietschel jetzt provisorisch eingezogen. „Wir müssen vor Ort sein und heizen“, sagen sie. Denn das Haus, das eine ganze Weile leerstand, kühlt schnell aus. Der Schornsteinfeger hat ihnen aber den einen Kachelofen abgenommen, sodass die beiden dort ihr Domizil haben, wenn sie auf dem Gelände arbeiten. Und zu tun haben sie genug. Beide kennen sich schon lange, leben derzeit noch in Radebeul. Sie wollen aber auf lange Sicht hierher ziehen.

Geschichte erlebbar machen

Dass sie ausgerechnet dieses Ensemble in Kleinbautzen gekauft haben, war eine Bauchentscheidung, sagt Peter Rietschel. „Seit geraumer Zeit beobachten wir, dass viele bedeutende sächsische Kulturgüter einfach zerfallen. Viele befinden sich noch in Besitz von Gemeinden und werden oft als Last empfunden. In der Praxis werden sie dann gern sehr günstig an Investoren abgegeben, die viel versprechen, aber im Nachhinein mit ihren Konzepten und Visionen scheitern, weil sie sehr oft nur an Gewinn orientiert sind“, sagt Peter Rietschel. Den beiden Neu-Kleinbautzenern geht es jedoch darum, Geschichte und Kultur erlebbar zu machen, indem sie Herrenhaus und Park durch geeignete Ideen beleben und öffentlich nutzen wollen. Dass das Interesse an den Häusern, vor allem natürlich am Herrenhaus, groß ist, haben Rietschel und Wagner recht schnell gemerkt. „Viele Leute sind stehengeblieben, die älteren haben viel erzählt“, sagt Sibylle Wagner. Oft seien solche Häuser ja auch Mittelpunkt des Dorfes gewesen, genutzt als Schule, Kindergarten oder Gemeindeamt. „Diese herrschaftlichen Anwesen waren immer regionale Zentren in wirtschaftlicher oder kultureller Hinsicht und sind deshalb auch geschichtlich von besonderer Bedeutung“, findet Rietschel.

Sibylle Wagner hat Kulturgeschichte studiert, außerdem einen Handwerksberuf erlernt. Beide sind selbstständig und haben bereits Baudenkmale saniert. Nun wollen sie ihren eigenen Komplex in Ordnung bringen. Momentan ist das ihr Hauptjob. Viele Sicherungsarbeiten sind bereits erledigt. Das herumliegende Holz wurde an einen Platz gebracht. „Dabei hatten wir auch schon Hilfe aus dem Dorf“, freut sich die 54-Jährige.

Viele wollen mit anpacken

Auch Freunde und die Familie werden mit anpacken. Deshalb kamen sie auf die Idee, am ersten Advent, also diesen Sonntag, alle Neugierigen einmal ins Herrenhaus einzuladen. „Da können wir uns und unser Projekt mal vorstellen“, sagt Peter Rietschel. Es wird eine Führung geben.

Der Weg ist das Ziel, sagen die Radebeuler. Deshalb wollen sie sich Zeit lassen und nichts überstürzen. Über den Winter wollen sie eine Liste aufstellen, in welcher Reihenfolge was passieren soll. Außerdem wollen sie in die Geschichte des Ritterguts eintauchen, suchen Erzählungen von den Kleinbautzenern. „Wir haben schon jemanden kennengelernt, der in der jetzigen Scheune noch gewohnt hat“, sagt Sibylle Wagner. Vielleicht erinnert sich ja auch jemand daran, wohin die Türen aus dem Herrenhaus verschwunden sind. Nicht eine ist mehr drin, wundern sich die Neubesitzer.

Sie wissen, dass dieses Vorhaben kein Zuckerschlecken wird. Schließlich gehört auch eine große Fläche dazu. Die Bäume vor dem Herrenhaus werden zum Teil weichen, die anderen müssen beschnitten werden. Das hat der 57-jährige Rietschel im Blick. „Sonst könnte ein harter Winter zum Beispiel die alte Linde zerstören.“ Doch nun freuen sie sich erst einmal auf die Besucher am Sonntag.

Tag der offenen Tür am Herrenhaus Kleinbautzen mit Eintopf aus der Gulaschkanone und Glühwein am Feuer: Sonntag ab 15 Uhr