SZ +
Merken

Hier geht’s auf die Rolle

Sie ist sehr alt und bewegt sich noch immer: die Wäscherolle in Mobendorf. Sogar junge Leute nutzen die alte Methode.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Reinhard Kästner

Der Holzwurm setzt der Wäscherolle mächtig zu: Davon zeugen unzählige kleine Löcher. Trotzdem sorgt sie im Jahr rund 40 Mal in für glatte Wäsche. „Da kommen nicht nur ältere Leute mit ihrem Wäschekorb. Ich habe auch schon einer jungen Frau gezeigt, wie die Rolle bedient wird. Sie wollte so schön glatte Wäsche haben wie ihre Großmutter“, erzählt Sieglinde Köhler. Die Mobendorferin betreut im Auftrag der Gemeinde Striegistal schon seit vor der Wende dieses große „Haushaltsgerät“. Es befindet sich gegenüber ihrem Haus in dem Grundstück der 95-jährigen Flora Dienel.

Das genaue Alter der Wäscherolle ist unbekannt. „Es handelt sich um eine Herrschuh-Mangel, die rund 100 Jahre auf dem Buckel haben dürfte“, sagt Ehemann Jürgen Köhler. Er kümmert sich um die Technik, führt kleine Reparaturen aus. Sonst sind die Mitarbeiter des Bauhofs für die historische Mangel zuständig. „Die Gemeinde hat uns schon angekündigt, dass bei der nächsten größeren Reparatur Schluss ist, denn die geringe Nutzungsgebühr von 1,30 Euro pro Stunde dürfte gerade mal für den Strom reichen“, erzählt Jürgen Köhler. Denn die Rolle wird nicht per Hand, sondern von einem Elektromotor über einen Riemen betrieben. Über dem Tisch, an dem die Wäschestücke zwischen das Rolltuch und dann auf das Rundholz gelegt werden, befindet sich ein Heizstrahler. „Früher hatten die Frauen eine Wärmflasche zwischen die Wäsche gelegt, denn im Winter ist es ganz schön kalt in dem Raum“, berichtet Sieglinde Köhler. Auch wenn die Nutzung weiter zurückgeht, gebe es noch Frauen, die ihre gesamte Wäsche rollen. Selbst die moderne Bettwäsche, die keine, für die Rolle geeignete Knöpfe hat. „Dann nehmen sie es in Kauf, die Knöpfe wieder anzunähen“, berichtet die Mobendorferin.

In Etzdorf beschäftigt sich der Heimatverein schon seit Jahren mit dem Waschen und Bügeln in früheren Zeiten. „Es ist keine Erfindung der Gegenwart, dass die Kleidung immer schön glatt aussehen soll. Damit haben sich auch unsere Vorfahren herumgeplagt“, meint Ursula Menzel. Sie verweist auf das Mittelalter, als man die Wäsche zwischen zwei Bretter legte und „mangelte“.

Ursula Menzel selbst hat das Wäscherollen von der Großmutter gelernt. „Wir haben in Roßwein gewohnt und sind alle vier Woche rollen gegangen, wie man so schön sagt“, erinnert sie sich. Auch in Etzdorf habe es Wäschemangeln gegeben. Erst vor etwa fünf Jahren sei die Rolle bei Kurt Leonhardt stillgelegt worden. „Er hat mir damals erzählt, dass vor allem auch Gastwirte ihre Tischwäsche bei ihm gerollt hätten“, erzählt Ursula Menzel. Der Heimatverein würde gern eine Wäscherolle zu musealen Zwecken übernehmen, hat leider den Platz nicht dafür. Die Vorsitzende hat aber einen Tipp parat: In Halsbrücke gibt es ein Museum für historische Mangeln. „Dort sind 15 betriebsfähige Maschinen zu sehen, was deutschlandweit einmalig sein dürfte“, sagt Ursula Menzel.

Wäschemangelmuseum: Tel. 03731 65465.