Hier ist das Kaffeetrinken mit Vierbeinern erlaubt

Von Luise Mosig
Wer das Café Rosengarten am Obermarkt betritt, wird von Haushund Charly schwanzwedelnd begrüßt. Er trägt einen grünen Gummiknochen im Maul, bereit zum Spielen. Hunde sind hier willkommen, das ist offensichtlich. „Wenn wir Gäste mit Hunden haben, bekommen die Tiere von uns Leckerlis und Wasser“, erzählt Mitarbeiter Nikolai Kornblum. Der gleichnamige Verein Rosengarten aus Großröhrsdorf führt das 2017 eröffnete Café. Hund Charly ist bei den meisten Gästen sehr beliebt. „Wir haben mehrere ältere Damen unter unseren Stammgästen, die vor allem wegen ihm regelmäßig vorbeischauen“, berichtet Kornblum.
Doch nicht alle Görlitzer Caféinhaber begrüßen tierische Gäste gern in ihren Lokalen. Und das ist ihr gutes Recht, denn jeder Gastronom darf über Tiere in seinem Café selbst entscheiden. Im Eiscafé La Gondola am Demianiplatz sind Hunde nicht erlaubt. Inhaber Gianfranco De Vecchi führte das Verbot gleich zu Anfang seiner Übernahme des Eiscafés 1999 ein, vor allem aus hygienischen Gründen. „Manche Hunde bellen auch laut oder laufen unter den Tischen herum“, sagt der Unternehmer. „Das stört einige Gäste.“ Besonders im Sommer könne es schon mal vorkommen, dass die Tiere unangenehm riechen. Natürlich gelte das nicht für alle Hunde, und es gebe auch solche, die nicht weiter stören, „aber da können wir leider keine Ausnahme machen“, meint De Vecchi. „Ich kann verstehen, dass Besitzer ihr Tier gern mit reinnehmen möchten, aber bei uns ist das eben so.“ Auch in der Bäckerei Dreißig am Postplatz gleich um die Ecke klebt ein rotes Hundeverbotsschild an der Eingangstür. Hunde sind im Innenbereich nicht erlaubt. „Aus hygienischen Gründen“, erklärt eine Mitarbeiterin. Draußen können sich die Gäste mit ihren tierischen Begleitern selbstverständlich hinsetzen. Probleme habe es deswegen bisher nicht gegeben, berichtet die Angestellte: „Ich persönlich hatte noch nie Schwierigkeiten mit Kunden, die Hunde mit reinnehmen wollten. Das wird akzeptiert.“ Eine Ausnahme werde selbstverständlich bei Assistenzhunden gemacht, beispielsweise bei Blindenhunden.
Der Großteil der Görlitzer Cafélandschaft aber sieht das Thema „Hund“, so wie das Café Rosengarten, gelassen. Bei der Bäckerei Wittig nebenan dürfen die Tiere mit rein, so auch im Café Central auf der Berliner Straße, im Café Flair auf der Brüderstraße und im Caffè Kränzel in der Neißstraße. „Klar, ein Hund bellt mal, aber das ist ja kein großes Drama“, meint Inhaber Thomas Bednarek. Nach seiner Erfahrung sind die meisten Hundebesitzer sehr darum bemüht, dass ihre Tiere nicht stören. Beschwerden habe es noch nie gegeben. Auch im Ratscafé am Untermarkt ist der Lokalbesuch mit Hund kein Problem. „Es sei denn, es sind mal fünf oder mehr Tiere da, aber das kommt selten vor“, erzählt Inhaber Christoph Zschornack. Und auch dann finde sich immer eine Lösung, denn meistens seien es nur die großen Tiere, die aus Platzgründen ein Problem darstellen könnten. Die tierischen Gäste bekommen im Ratscafé grundsätzlich eine Schale mit Wasser. „Natürlich kommt es vor, dass sich der ein oder andere an Hunden stört, aber es gibt auch Leute, die sich über Kinder beschweren, wegen der Lautstärke“, erzählt Zschornack. „Und Kinder sperren wir ja auch nicht aus“, meint er mit einem Augenzwinkern. Alles ganz entspannt also.
Einige Görlitzer Cafébesitzer begrüßen Hunde bewusst aus persönlichen Gründen – weil sie selbst Hundebesitzer sind oder waren. Auf Nancy Scholz, Inhaberin des Cafés Herzstück in der Weberstraße, trifft Letzteres zu. „Ich sehe keinen Anlass, ein Verbot einzuführen“, sagt die junge Chefin. In den vier Jahren, in denen ihr Café existiert, habe es noch nie Probleme mit Hunden gegeben. Selbst wenn sich mehrere Tiere gleichzeitig im Lokal befanden. Auch Peter Stübner vom Caféhaus Lucullus in der Peterstraße ist Hundebesitzer, das Lucullus deshalb „sehr hundefreundlich“. Während die Gäste Kuchen serviert bekommen, erhalten ihre tierischen Begleiter frisches Wasser und Leckerlis, so fasst es Stübner zusammen. Es gehöre ein gewisses Feingefühl dazu, wo man große Tiere platziert, damit sie dem Cafébetrieb buchstäblich nicht im Weg stehen. „Hundebesitzern biete ich zum Beispiel einen Eckplatz an oder nehme einen Stuhl beiseite. Es findet sich immer eine Lösung, wenn alle aufeinander Rücksicht nehmen.“
Und so sehen es auch die Mitarbeiter im Café Rosengarten, wo Shih-Tzu-Rüde Charly munter zwischen Theke und Tischen umherwackelt. Die Hygienekontrolle habe noch nie etwas beanstandet. „Fühlt sich doch mal ein Gast von Charly gestört, nehmen wir Rücksicht und halten den Hund fern“, sagt Nikolai Kornblum. Auch hier gibt es eine abgetrennte Sitzecke, gleich links neben der Tür, die Gästen mit Hunden empfohlen wird. „Das funktioniert super“, sagt Kornblum. Wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, scheint dem entspannten Kaffeetrinken mit Hund in Görlitz nichts im Weg zu stehen.
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