Bischofswerda. Kürzlich siebzig geworden und noch immer voller Tatendrang. Vor ein paar Tagen erst stellte Karl-Heinz John, der Inhaber des Berggasthofes Butterberg, einige neue Skulpturen im Waldpark neben der Gaststätte auf. Bischofswerdas Hausberg wird dadurch noch attraktiver.
Mit seinen knapp 400 Metern über dem Meeresspiegel liegt der Butterberg bei den Lausitzer Bergen höhenmäßig nur im Mittelfeld. Beim Erlebniswert spielt das Team um Karl-Heinz und Heidi John jedoch in der Champions League. Neben dem Gasthof mit mehreren gediegen eingerichteten Räumen, Veranda und einem Festsaal bietet der Berg einen 23 Meter hohen Aussichtsturm, besagten Waldpark mit Teich, einen Mini-Zoo unter anderem mit Waldvögeln, Fasanen, Hühnern, Eichhörnchen und Kaninchen sowie einen Abenteuerspielplatz, der in der Region einzigartig ist. Karl-Heinz John scheut da den Superlativ nicht: Ein zur begehbaren Waldameise umgebautes Riesenfass aus der Löbauer Zuckerfabrik – Herzstück des Spielplatzes – „gibt es kein zweites Mal auf der Welt“, sagt er.
Im nächsten Jahr werden es 20 Jahre, dass die Stadt Bischofswerda ihre Berggaststätte samt Turm an Karl-Heinz John und dessen Sohn Steffen verkaufte. Zugleich bestehen Turm und Gastwirtschaft dann 160 Jahre. Nach nur einjähriger Bauzeit konnte der Aussichtsturm am 12. August 1860 eingeweiht werden. Beide „runden“ Jahrestage sollen groß gefeiert werden. Karl-Heinz John spricht von „glücklichen Fügungen“ – angefangen mit der im Stadtrat zunächst nicht unumstrittenen Entscheidung aus dem Jahr 2000, die seinerzeit desolate Berggaststätte an die Johns, dem damals zweiten Bewerber, zu verkaufen. „Nicht alle Stadträte hatten es uns zugetraut, dass wir unser Konzept verwirklichen“, erinnert sich der Bischofswerdaer.
Skeptiker eines besseren belehrt
Doch die Skeptiker sollten schnell eines besseren belehrt werden. In nur einem Jahr wurde der Berggasthof komplett neu aufgebaut. Nur der Turm und die Fassade zum Hof hin blieben stehen. Karl-Heinz John gründete im Jahr 2000 mit dem inzwischen verstorbenen Bischofswerdaer Bauingenieur Harald Sperling eine Firma, die den Neubau in so kurzer Zeit realisierte. Glück war auch, als er mit seiner jetzigen Ehefrau Heidi eine Partnerin fand, die das „Projekt Butterberg“ mit stemmt. Heidi John ist gelernte Köchin und studierte Gastronomie. Sie ist die Geschäftsführerin der Betreibergesellschaft des Berggasthofes.
Karl-Heinz John, gelernter Werkzeugmacher und Maschinenbauingenieur, war Geschäftsführer des 2006 geschlossenen Neukircher Fahrradwerkes, als die Familie den Gasthof kaufte. Dass er einmal zum Wirt umsatteln würde, hatte er damals nicht gedacht. Inzwischen widerspricht er nicht, wenn man ihm als Gastronomen bezeichnet. Er steht hinterm Tresen und am Grill. Er organisiert. Er spricht mit den Gästen, freut sich über jedes Lob und nimmt manchmal auch Kritik entgegen. „Wir werten sie aus, um besser zu werden“, sagt er.
An manchen Tagen ist er schon früh um Sechs auf dem Berg, um die Tiere zu füttern. Wird gebaut, sieht man ihn gelegentlich auch im Blaumann. Ein Machertyp, der auf seinem Berg überall zu finden ist und bei Problemen nicht lamentiert. Als die Stadt kurz vor Ostern die Zufahrtsstraße erneuern ließ und der Berggasthof mehr als zwei Wochen lang so gut wie abgeschnitten war, lief das Geschäft auf dem Berg trotzdem weiter. Der Inhaber organisierte einen Shuttle-Verkehr für die Gäste.
Eine emotionale Entscheidung
Karl-Heinz John wurde 1949 im Bischofswerdaer Ortsteil Pickau, direkt am Fuße des Berges, geboren. Lachend erzählt er die Episode, wie er in den 70er-Jahren eine verlorene Wette einlöste und an einem Sonntag in seinem Hochzeitsanzug auf dem Butterberg kellnerte, für einen Rekord-Umsatz sorgte, am Ende aber bei den vielen Gästen die Übersicht verlor. Das würde ihm heute nicht mehr passieren.
Die Entscheidung, den Gasthof zu kaufen, war maßgeblich emotional bestimmt. „Es steckt viel Herzblut drin“, sagt Karl-Heinz John. Seit Eröffnung des neuen Berggasthofes 2001 wurde mehrmals an der Baude und auf dem Außengelände gebaut. Im vergangenen Jahr kam, gefördert durch die Region Westlausitz, ein Touristischer Treff dazu. Schulklassen, Vereine, Familien, Betriebe können ihn mieten, um zu feiern. Zur Anlage gehören eine Kegelbahn, eine Tischtennisplatte und ein Grillplatz. „Wir stellen den Grillmeister. Die Gäste dürfen aber auch selbst grillen“, sagt er.
Die Ideen gehen dem Bischofswerdaer nicht aus. „Man sieht sich in der Welt um“, sagt er. Und er überlegt, was er den einzelnen Gästegruppen Besonderes bieten kann. Der Butterberggasthof, der mehr als 20 feste Mitarbeiter und ab dem neuen Ausbildungsjahr fünf Lehrlinge beschäftigt, möchte alle Generationen ansprechen. Für die Kinder gibt es den Spielplatz und den Mini-Zoo, für Paare regelmäßige Tanzveranstaltungen – als Nächstes am 31. August einen Sommernachtsball –, für ältere Gäste Konzerte wie der jährliche Auftritt des Dresdner Bergsteigerchores „Kurt Schlosser“.
Der Butterberggasthof ist Ziel mehrerer Rallyes – und natürlich auch ein schöner Platz zum Heiraten. Neben dem Ausgestalten der Hochzeitsfeier bietet das Team auf der Terrasse des Bacchuskellers freie Trauungen an, die ergänzend zur standesamtlichen Trauung stattfinden. Neuerdings gibt es auf dem Berg neben den acht Gästezimmern auch eine Hochzeitssuite.
Der Berggasthof ist täglich ab 11 Uhr geöffnet.