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Hier locken Familienabenteuer

SZ-Sommerserie: Der Butterberg bei Bischofswerda bietet Erlebnisgastronomie. Familie John lässt sich dafür immer wieder Neues einfallen.   

Von Ingolf Reinsch
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Heidi und Karl-Heinz John sorgen mit ihrem mehr als 20-köpfigen Team dafür, dass den Gästen auf dem Bischofswerdaer Butterberg viel geboten wird.
Heidi und Karl-Heinz John sorgen mit ihrem mehr als 20-köpfigen Team dafür, dass den Gästen auf dem Bischofswerdaer Butterberg viel geboten wird. © Steffen Unger

Bischofswerda. Kürzlich siebzig geworden und noch immer voller Tatendrang. Vor ein paar Tagen erst stellte Karl-Heinz John, der Inhaber des Berggasthofes Butterberg, einige neue Skulpturen im Waldpark neben der Gaststätte auf. Bischofswerdas Hausberg wird dadurch noch attraktiver.

Mit seinen knapp 400 Metern über dem Meeresspiegel liegt der Butterberg bei den Lausitzer Bergen höhenmäßig nur im Mittelfeld. Beim Erlebniswert spielt das Team um Karl-Heinz und Heidi John jedoch in der Champions League. Neben dem Gasthof mit mehreren gediegen eingerichteten Räumen, Veranda und einem Festsaal bietet der Berg einen 23 Meter hohen Aussichtsturm, besagten Waldpark mit Teich, einen Mini-Zoo unter anderem mit Waldvögeln, Fasanen, Hühnern, Eichhörnchen und Kaninchen sowie einen Abenteuerspielplatz, der in der Region einzigartig ist. Karl-Heinz John scheut da den Superlativ nicht: Ein zur begehbaren Waldameise umgebautes Riesenfass aus der Löbauer Zuckerfabrik – Herzstück des Spielplatzes – „gibt es kein zweites Mal auf der Welt“, sagt er.

Im nächsten Jahr werden es 20 Jahre, dass die Stadt Bischofswerda ihre Berggaststätte samt Turm an Karl-Heinz John und dessen Sohn Steffen verkaufte. Zugleich bestehen Turm und Gastwirtschaft dann 160 Jahre. Nach nur einjähriger Bauzeit konnte der Aussichtsturm am 12. August 1860 eingeweiht werden. Beide „runden“ Jahrestage sollen groß gefeiert werden. Karl-Heinz John spricht von „glücklichen Fügungen“ – angefangen mit der im Stadtrat zunächst nicht unumstrittenen Entscheidung aus dem Jahr 2000, die seinerzeit desolate Berggaststätte an die Johns, dem damals zweiten Bewerber, zu verkaufen. „Nicht alle Stadträte hatten es uns zugetraut, dass wir unser Konzept verwirklichen“, erinnert sich der Bischofswerdaer.

Skeptiker eines besseren belehrt

Doch die Skeptiker sollten schnell eines besseren belehrt werden. In nur einem Jahr wurde der Berggasthof komplett neu aufgebaut. Nur der Turm und die Fassade zum Hof hin blieben stehen. Karl-Heinz John gründete im Jahr 2000 mit dem inzwischen verstorbenen Bischofswerdaer Bauingenieur Harald Sperling eine Firma, die den Neubau in so kurzer Zeit realisierte. Glück war auch, als er mit seiner jetzigen Ehefrau Heidi eine Partnerin fand, die das „Projekt Butterberg“ mit stemmt. Heidi John ist gelernte Köchin und studierte Gastronomie. Sie ist die Geschäftsführerin der Betreibergesellschaft des Berggasthofes.

Karl-Heinz John, gelernter Werkzeugmacher und Maschinenbauingenieur, war Geschäftsführer des 2006 geschlossenen Neukircher Fahrradwerkes, als die Familie den Gasthof kaufte. Dass er einmal zum Wirt umsatteln würde, hatte er damals nicht gedacht. Inzwischen widerspricht er nicht, wenn man ihm als Gastronomen bezeichnet. Er steht hinterm Tresen und am Grill. Er organisiert. Er spricht mit den Gästen, freut sich über jedes Lob und nimmt manchmal auch Kritik entgegen. „Wir werten sie aus, um besser zu werden“, sagt er.

An manchen Tagen ist er schon früh um Sechs auf dem Berg, um die Tiere zu füttern. Wird gebaut, sieht man ihn gelegentlich auch im Blaumann. Ein Machertyp, der auf seinem Berg überall zu finden ist und bei Problemen nicht lamentiert. Als die Stadt kurz vor Ostern die Zufahrtsstraße erneuern ließ und der Berggasthof mehr als zwei Wochen lang so gut wie abgeschnitten war, lief das Geschäft auf dem Berg trotzdem weiter. Der Inhaber organisierte einen Shuttle-Verkehr für die Gäste.

Eine emotionale Entscheidung

Karl-Heinz John wurde 1949 im Bischofswerdaer Ortsteil Pickau, direkt am Fuße des Berges, geboren. Lachend erzählt er die Episode, wie er in den 70er-Jahren eine verlorene Wette einlöste und an einem Sonntag in seinem Hochzeitsanzug auf dem Butterberg kellnerte, für einen Rekord-Umsatz sorgte, am Ende aber bei den vielen Gästen die Übersicht verlor. Das würde ihm heute nicht mehr passieren.

Die Entscheidung, den Gasthof zu kaufen, war maßgeblich emotional bestimmt. „Es steckt viel Herzblut drin“, sagt Karl-Heinz John. Seit Eröffnung des neuen Berggasthofes 2001 wurde mehrmals an der Baude und auf dem Außengelände gebaut. Im vergangenen Jahr kam, gefördert durch die Region Westlausitz, ein Touristischer Treff dazu. Schulklassen, Vereine, Familien, Betriebe können ihn mieten, um zu feiern. Zur Anlage gehören eine Kegelbahn, eine Tischtennisplatte und ein Grillplatz. „Wir stellen den Grillmeister. Die Gäste dürfen aber auch selbst grillen“, sagt er.

Die Ideen gehen dem Bischofswerdaer nicht aus. „Man sieht sich in der Welt um“, sagt er. Und er überlegt, was er den einzelnen Gästegruppen Besonderes bieten kann. Der Butterberggasthof, der mehr als 20 feste Mitarbeiter und ab dem neuen Ausbildungsjahr fünf Lehrlinge beschäftigt, möchte alle Generationen ansprechen. Für die Kinder gibt es den Spielplatz und den Mini-Zoo, für Paare regelmäßige Tanzveranstaltungen – als Nächstes am 31. August einen Sommernachtsball –, für ältere Gäste Konzerte wie der jährliche Auftritt des Dresdner Bergsteigerchores „Kurt Schlosser“.

Der Butterberggasthof ist Ziel mehrerer Rallyes – und natürlich auch ein schöner Platz zum Heiraten. Neben dem Ausgestalten der Hochzeitsfeier bietet das Team auf der Terrasse des Bacchuskellers freie Trauungen an, die ergänzend zur standesamtlichen Trauung stattfinden. Neuerdings gibt es auf dem Berg neben den acht Gästezimmern auch eine Hochzeitssuite.

Der Berggasthof ist täglich ab 11 Uhr geöffnet.

www.butterberg.com

Gut zu Fuß, mit dem Fahrrad und dem Auto zu erreichen

Ab dem Bischofswerdaer Bahnhof ist ein Wanderweg ausgeschildert – Markierung: roter Punkt. Die Strecke beträgt rund vier Kilometer. Sie führt durch die Stadt und den Ortsteil Pickau direkt in den Butterbergwald. Wer mit dem Auto kommt, kann am Bahnhof kostenlos parken.

Auch von Schönbrunn, Burkau und Rammenau erreicht man den Butterberg auf zum Teil markierten Feld- und Waldwegen. Am Hang in Richtung Schönbrunn befindet sich die Gaststätte Jagdhütte.

Per Rad ist der Gipfel ebenfalls gut zu erreichen. Der Berggasthof ist in jedem Frühjahr das Ziel der Radrundfahrt „Rund um den Butterberg“. Wer vorbestellt, kann im Berggasthof Fahrräder ausleihen.

Mit dem Auto kann man bis zum Berggasthof fahren. Am Waldrand gibt es zudem einen Parkplatz. Von dort ist ein autofreier Wanderweg (etwa ein Kilometer) ausgeschildert.

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Entdeckungen am Wegesrand

Klengels Ruh ist ein Rastplatz auf halbem Weg von Bischofswerda. Man hat einen schönen Blick auf die Stadt und das Umland.

Die Katzensteine – 500 Meter vom Gipfel entfernt in Richtung Burkau – sind eine kleine Felsengruppe.

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Weitere Ausflugstipps für die Region Bischofswerda

Mit der Kammerzofe durchs Barockschloss Rammenau

Wie war das Leben vor 300 Jahren in einem großen Rittergut? Eine Antwort darauf geben die Kinderschlossführungen im Barockschloss Rammenau in den Sommerferien – zu erleben am 1. und 8. August jeweils von 11 bis 12 Uhr. Gemeinsam mit der Kammerzofe können Kinder ab sechs Jahre auf Entdeckungsreise durch das Schloss und die Nebengebäude gehen. Zum regulären Eintritt werden zusätzlich zwei Euro pro Person erhoben. Erwachsene können am 2. August von 19 bis 22 Uhr das Schloss bei einer Nachtführung von einer besonderen Seite kennenlernen. Dabei werden Spezialitäten aus der hauseigenen Küche gereicht (28 Euro).

Das Barockschloss Rammenau ist im Sommerhalbjahr täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Im Treppenhaus können Besucher den Restauratoren bei der Arbeit zusehen. Das Museum informiert über die Geschichte der Schlossanlage. Ebenfalls empfehlenswert: ein Bummel durch den Park. Für Erwachsene kostet der Eintritt fünf Euro (ermäßigt vier Euro), für Kinder von sechs bis 16 Jahren ein Euro. (SZ)

www.barockschloss-rammenau.com

Tierische Entdeckungen im Zeichen des Bären

Klein, aber oho: Damit kann man den Tierpark Bischofswerda beschreiben. Auf einem Hektar kann man auf einem kurzweiligen Spaziergang 60 verschiedene Tierarten beobachten, wobei „der Bär“ im weitesten Sinne eine besondere Rolle spielt – angefangen von Balu, dem Braunbären, und seiner Gefährtin Grizzlybärin Jane über Nasenbären bis zu den Bärenmakaken, die zu den Primaten gehören. Man trifft Luchse, Polarfüchse, Esel, sieht jede Menge Vögel und kann im Streichelgehege den Zwergziegen ganz nah kommen.

Auch an heißen Tagen lohnt sich ein Besuch. Denn im Tierpark gibt es schöne, alte Laubbäume, die Schatten spenden. Erfrischen kann man sich im Bären-Café. Der Tierpark (Eingang Sinzstraße) ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. (SZ)

Ein Abstecher ins Steinreich

Vom Butterberg nach Demitz-Thumitz sind es nur wenige Kilometer. Es gibt sogar einen markierten Wanderweg über Schönbrunn und Kynitzsch (grüner Strich). Die Gemeinde am Klosterberg Demitz-Thumitz profilierte sich in den vergangenen Jahren als Sachsens „Granitdorf“. Auf einer rund einstündigen Tour, der Granitdorfroute, sieht man Zeugnisse der harten Arbeit der Steinmetzen. Der Rundkurs beginnt am Bahnviadukt, wo es auch einige Pkw-Stellplätze gibt. Man kann ihn auf eigene Faust erkunden – Granitsäulen weisen den Weg durchs Dorf. Auch ein Besuch im Erlebnismuseum Alte Steinsäge, ebenfalls in nähe des Viaduktes, lohnt sich. Am 4. August sowie am 8. und 15. September ist es jeweils von 10 bis 17 Uhr geöffnet. (SZ)

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