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Hochstapler aus Klipphausen

Jungheinrichwill seine Produktion bis 2018 verdoppeln. Es gibt sogar eine besondere Unterstützung für Dynamo Dresden.

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© obs

Von Dieter Hanke

Europa ist für Klipphausen zu klein. Das Gebrauchtgerätezentrum des Hamburger Jungheinrich-Konzerns will expandieren, weitere Märkte in der Welt erschließen. Bislang werden dort gebrauchte Gabelstapler aus ganz Europa industriell aufgearbeitet und fit gemacht für ein zweites Leben. Doch seit Kurzem werden auch schon Gabelstapler nach Shanghai und Bangkok in Asien und in die russische Hauptstadt Moskau geschickt. Jetzt kam noch Malaysia hinzu. Die Aufträge boomen. Der Betrieb im Gewerbegebiet Klipphausen will dafür gewappnet sein.

Seit Juli dieses Jahres wird mit Hochdruck an neuen Hallen gebaut. Vorgestern war dort Richtfest. Ein Versand- und ein Produktionslager werden errichtet, ebenso ein Zwischenbau, der die bestehenden zwei Produktionshallen verbindet. Auch ein Sozialgebäude mit Kantine entsteht sowie eine Lagerhalle. Noch pfeift der Wind durch die neuen Bauten, der Innenausbau beginnt jetzt. Doch schon in wenigen Monaten soll alles fertig sein: Ende Januar 2015 das Versand- und Produktionslager, Ende April dann die anderen Gebäude. 2016 kommt noch auf einem neuen Gelände an der Autobahn eine große Gabelstapler-Lagerhalle mit 12 000 Quadratmetern hinzu. Geschäftsführer Ralf Bangert: „Es läuft prima. Wir sind im Zeitlimit.“

Für das Gebrauchtgerätezentrum ist das äußerst wichtig. Denn bis 2018 soll die Produktionskapazität bei laufendem Betrieb nahezu verdoppelt werden. In diesem Jahr peilen die derzeit fast 170 Mitarbeiter 5 200 Stapler an, später sollen es einmal weit über 8 000  Flurförderfahrzeuge sein.

Die Jungheinrich-Konzernzentrale ist erfreut über das Engagement der Klipphausener und stockte unlängst sogar das Investitionsvolumen noch einmal auf. Knapp neun Millionen Euro werden jetzt bereitgestellt für neue Bauten und Technik. Allein 1,5 Millionen Euro kosten Lackierkabine, Sandstrahlanlage und Waschkabine.

Zahl der Mitarbeiter wächst auf 200

„Wir müssen gerüstet sein. Unser Ruf verpflichtet“, sagte Bangert. Denn die Vier-Sterne-Gebrauchtstapler sind nach ihrer Rundum-Verjüngungskur mit Original-Ersatzteilen von Jungheinrich von neuen Fahrzeugen kaum zu unterscheiden. Das betrifft Geräte vom einfachen Palettenhubwagen bis zum 7,5 Tonnen-Stapler, mit Elektroantrieb oder Verbrennungsmotor. Dass das Geschäftsfeld für die Aufarbeitung gebrauchter Stapler so kräftig wächst, hat auch damit etwas zu tun, dass in aller Welt die Nachfrage dafür steigt. Immer mehr Betriebe mieten sich für ihre logistischen Zwecke Gabelstapler, die nur in der Saison oder auch nur für Wochen genutzt werden.

Doch die Mitarbeiter des Gebrauchtgerätezentrums – deren Anzahl soll in der nächsten Zeit auf etwa 200 wachsen – haben bei aller zusätzlichen Belastung durch das Baugeschehen noch Sinn für Humor und ein Herz für den Fußballsport. So ist auf der Versandhalle gegenwärtig im Rohbau der Prüfturm fertig. Die Stahlkonstruktion wird 15 Meter hoch sein. Später werden dort bei der Endabnahme die Stapler nochmals auf Herz und Nieren geprüft. Deren Ausleger können bis über 13 Meter hinausragen – deshalb der hohe Turm. Und jetzt das Besondere: Das Bauwerk soll oben mehrfarbig beleuchtet werden und ist so weithin sichtbar. Neben dem Firmenlogo werden auch die Vereinsfarben von mehreren Fußballklubs leuchten: Schwarz-Gelb für Dynamo Dresden, Schwarz-Blau-Weiß für den HSV in Hamburg, Rot-Weiß für Bayern München und Blau-Weiß für TSG Hoffenheim in Baden-Württemberg. Chef Ralf Bangert ist zum Beispiele ein Fan von Hoffenheim. Bei den Heimspielen der Teams soll dann der Fußballturm kräftig strahlen.

100 Pfähle in den Boden gerammt

Auch diese Episode machte zum Richtfest die Runde. Doch die Bauleute, Planer, Statiker und Architekten haben sich wohl noch mehr über anderes gefreut. Jens Arndt von der Jungheinrich-Zentrale in Hamburg, der für alle Bauvorhaben des Unternehmens den Hut aufhat, sprach sich anerkennend über die Leistungen des Baubetriebes Wolff und Müller, Regionalbau Dresden, und aller weiteren Beteiligten aus: „Sehr gute Qualität, vor allem auch Umsicht beim Bauablauf in dem beengten Firmengelände.“ Arndt kann das gut einschätzen, denn zurzeit wird in Hamburg für 25 Millionen Euro eine neue Unternehmenszentrale gebaut. Polier Gerd Lukas (57), der in Klipphausen den Richtspruch sprach, und Bauleiter Tino Zimmermann (39) wollen mit ihrem Team so engagiert weitermachen. „Wir halten Termintreue, die Qualität muss stimmen“, sagte Zimmermann. Schwierig war zum Beispiel die Gründung einiger Gebäude. Der Lehmboden war instabil. „Insgesamt an die 100 Bohrpfähle mussten deshalb etwa zehn Meter tief in den Boden gerammt werden“, bemerkte der Radebeuler Architekt Thomas Scharrer, der mit Statikern und Planern dieses Vorhaben begleitet. Und Jungheinrichs-Bereichsleiter Ronald Ohlrogge konstatierte: „Die Erfolgsgeschichte in Klipphausen geht weiter. Darauf sind wir stolz.“