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Hochwasser bremst Wohngebiet aus

Nach Berechnungen wird das Areal an der Stadtmühle bei extremen Wetter überflutet. Es soll jetzt renaturiert werden.

Von Thomas Drendel
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Das Gelände an der Stadtmühle in Radeberg liegt im Dornröschenschlaf. Ursprünglich war hier ein kleines Wohngebiet geplant. Jetzt wurde das Projekt endgültig aufgegeben.
Das Gelände an der Stadtmühle in Radeberg liegt im Dornröschenschlaf. Ursprünglich war hier ein kleines Wohngebiet geplant. Jetzt wurde das Projekt endgültig aufgegeben. © Thomas Drendel

Es wäre eine der schönsten Wohngegenden Radebergs geworden. Das Areal an der Alten Stadtmühle zwischen Dresdener Straße und Talstraße: Mitten in Radeberg und doch im Grünen gelegen. Rechts und Links würden die Große Röder beziehungsweise der Mühlgraben plätschern. Genau das ist das Problem. Diese Gewässer können über die Ufer treten, Gärten und Wohnhäuser überfluten. Aus diesem Grund wird das Bauland jetzt als Überflutungsfläche ausgewiesen. Einem entsprechenden Beschluss haben jetzt die Stadträte bei einer Enthaltung zugestimmt.

Dabei sah es für das Wohngebiet zunächst nicht schlecht aus. Vor drei Jahren hatte der Stadtrat bereits einen Bauantrag für das kleine Wohngebiet auf dem Tisch. Zwischen Goldbach und dem Mühlgraben sollten zwischen zwölf und 14 Eigenheime entstehen. Der Stadtrat stimmte zu und brachte den entsprechenden Bebauungsplan auf den Weg, um aus der Gewerbebrache einen Wohnstandort werden zu lassen. Doch wenig später gab es dann einen Rückzieher. Neue Berechnungen ergaben, dass Hochwasser in dem Bereich weit heftiger ausfallen können als zunächst angenommen. In den Prognosen für ein sogenanntes hundertjähriges Hochwasser, also eine Flut, die rechnerisch alle hundert Jahre zu erwarten wäre.

Bisherige Berechnungen waren von maximal 33 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ausgegangen, die sich dann die Röder entlangwälzen würden, was kein wirklich großes Problem für die Häuser gewesen wäre. Doch dann wurden im zuständigen Umweltministerium sämtliche Werte für sächsische Flüsse neu berechnet. Diese neuen Erkenntnisse ergaben eine hohe Überflutungsgefahr auf dem Areal. Denn laut Landestalsperrenverwaltung könnten im Extremfall bis zu 72 Kubikmeter Wasser pro Sekunde die Röder entlang fließen. Also mehr als das Doppelte der ursprünglichen Berechnung. „Es macht also keinen Sinn, hier eine Bebauung zuzulassen. Wir werden deshalb den so genannten Flächennutzungsplan ändern. Aus einer Wohnbaufläche wird jetzt ein Überschwemmungsgebiet. Die neueren Berechnungen haben gezeigt, dass das Baugebiet fast vollständig von Überschwemmung betroffen sein wird“,sagte Radebergs OB Gerhard Lemm (SPD). Derzeit können Einwohner auf der Internetseite der Stadt Radeberg unter „Offenlegung B-Pläne“ ihre Stellungnahme dazu abgeben. Allerdings sollten sich Interessenten sputen. Hinweise sind nur noch am heutigen Freitag möglich. Doch was soll jetzt aus den teils maroden Gebäuden auf dem Areal werden? Stadträte befürworten, dass es renaturiert wird und als Ausgleichsfläche für andere Bauvorhaben in der Stadt verwendet wird.

Wie begehrt die Gegend bei Häuselbauern ist, zeigen die neuen Eingeheime auf Nachbargrundstücken. Auf zwei Flächen direkt an der Dresdener Straße sind bereits vor einiger Zeit Wohnhäuser entstanden. Jetzt wurden auch unmittelbar gegenüber der ehemaligen Stadtmühle zwei Einfamilienhäuser gebaut. Der Vorteil: Sie liegen etwas höher als der ursprüngliche Wohnstandort zwischen Röder und Mühlgraben. Bleibt zu hoffen, dass das ausreicht, wenn in der Großen Röder doch einmal 72 Kubikmeter Wasser pro Sekunde runterrauschen und der Fluss über die Ufer tritt.