So lief die Beerdigung des rechtsextremen Hooligans

Ein Großaufgebot der Polizei hat die Beerdigung eines überregional bekannten Hooligans und Rechtsextremen in Chemnitz begleitet. Es handele sich um eine "Maßnahme zur Gewährleistung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit", sagte eine Polizeisprecherin am Montag. Nach ersten Schätzungen ihrer Behörde reisten 800 bis 1.000 Sympathisanten aus dem gesamten Bundesgebiet zu der Beisetzung an. Auch aus dem europäischen Ausland kamen Hooligans, teils in schwarzen Szeneklamotten, die Augen hinter dunklen Sonnenbrillen verborgen.
Der Trauerzug startete am Mittag am Alt-Chemnitz-Center und zog zu dem nahe gelegenen Friedhof der evangelisch-lutherischen St. Michaelisgemeinde. Mehrere Teilnehmer trugen Gestecke, berichtet die Leipziger Volkszeitung (LVZ). Unter den Fußballanhängern seien auch einige als gewaltbereit eingestufte Menschen gewesen - dennoch blieb die Beisetzung friedlich. Allerdings wurden vor dem Friedhof Drohungen gegen anwesende Medienvertreter ausgesprochen, berichtet die LVZ.
Die Polizei hatte sich nach eigenen Angaben auf "alle Eventualitäten" eingestellt. Es seien mehrere Hundert - laut Sprecherin im oberen Bereich - Polizisten im Einsatz. Verstärkung bekamen die sächsischen Polizisten nach ihren Angaben aus Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie der Bundespolizei.
Am Nachmittag teilte die Polizei mit, dass es zwei Strafanzeigen wegen Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz gab. Unmittelbar nach dem Ende der Beerdigung hielt eine Frau aus einem vorbeifahrenden Pkw auf der Annaberger Straße einen angezündeten, nicht zugelassenen Nebeltopf heraus. Beamte stoppten daraufhin das Fahrzeug und fanden bei der Kontrolle weitere nicht zugelassene Pyrotechnik.
Wenige Stunden nach der Beerdigung teilte der Chemnitzer FC auf seiner Homepage mit, Strafanzeige wegen Emblemmissbrauch zu erstatten. Das Logo des Vereins sei auf "Trauerbekundungen" aufgetaucht, heißt es. Wegen unerlaubter Nutzung des Emblems wird der Verein Strafanzeige gegen Unbekannt stellen. "Es gibt keinen Beschluss des Chemnitzer FC e.V., der Chemnitzer FC Fußball GmbH oder deren Gesellschafter zu diesem Vorgehen." Auf Fotos war zu sehen, dass ein Kranz eine Schleife mit dem Logo des Vereins trug.

Nach Auskunft der Stadt war keine Demonstration angemeldet. "Die Stadt Chemnitz hat Kenntnis über eine Trauerfeierlichkeit, die am Montag stattfindet. Weiteres sowie eine genaue Teilnehmerzahl kann nicht benannt werden, da es sich um eine private Angelegenheit handelt", hieß es am Wochenende auf dpa-Anfrage aus dem Rathaus.
Eine Traueraktion für Thomas H. im Stadion des Regionalligisten Chemnitzer FC gegen VSG Altglienicke hatte am 9. März deutschlandweit für Aufsehen gesorgt.
H. galt als bekannter Neonazi. Er soll Anfang der 1990er-Jahre die Organisation „HooNaRa“ (Hooligans-Nazis-Rassisten) mitgegründet haben, die sich 2007 auflöste. Außerdem leitetet er bis 2006 den Ordnungsdienst beim Chemnitzer FC. Er verstarb vor zehn Tagen.
Nach Angaben von Kennern der Neonazi-Szene war H. auch bei den Demos nach der tödlichen Messerattacke von Chemnitz im August 2018 dabei. Sieben Monate später hat am Montag gegen einen Syrer der Prozess um die Tötung des 35-Jährigen Daniel H. vor dem Landgericht Chemnitz begonnen. Aus Sicherheitsgründen wird in Dresden verhandelt. (dpa/SZ)